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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta
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auszugleichen wären. Fehlt der Gleichlauf aber, kann der Finanzausgleich das ansonsten nötige Wechselkursventil immerhin ersetzen, denn er wirkt wie eine permanente Stütze der Stärkeren für die Schwächeren, die ebenfalls zum Ausgleich von Unterschieden geeignet ist. Innerhalb Deutschlands zum Beispiel zahlen schon seit Jahrzehnten die reicheren an die ärmeren Bundesländer Jahr für Jahr Milliarden, ohne dass man in der Regel größere Notiz davon nimmt.
    Gleichlauf oder Stütze – auf mindestens einem dieser beiden Räder muss eine Währung also fahren, damit sie nicht im Graben landet. Eigentlich ist das nicht schwer zu verstehen, sodass es bereits Ökonomie-Studenten lernen können. Die wenigsten Politiker haben jedoch Ökonomie studiert – und ihre Wirtschaftsberater scheinen gerade diese Vorlesungen geschwänzt zu haben. Anders ist es nämlich kaum zu erklären, dass bei der Euro-Konstruktion ausgerechnet mit diesen beiden zentralen Elementen so unbesonnen umgegangen wurde.
    Zunächst zum Gleichlauf:
    Ihn wollten die Euro-Architekten quasi per Abmachung verordnen – mit einem Vertrag, der die Teilnehmerländer zur Schuldendisziplin verpflichten sollte. Es war aber dumm, anzunehmen, man könne mit ein paar simplen Paragrafen Ländereigenarten aus der Welt schaffen, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben und die zum Großteil kulturell bedingt sind.
    Eine dieser Abmachungen sieht zum Beispiel vor, dass ein Land, welches zu viele Schulden macht, eine Strafe zahlen muss. Gerade diese Regel lässt sich an Albernheit nicht überbieten, weil sie im Ergebnis bedeutet, dass die begangene Straftat zur Strafe noch einmal begangen werden muss. Denn wenn einem Sünder, der ohnehin schon zu viele Schulden hat, Strafzahlungen auferlegt werden, wird er im Zweifelsfalle noch mehr Schulden machen müssen, um die Strafe zu bezahlen. Wo anders sollte er das Geld dafür auch herbekommen? In der Konsequenz ist das etwa so, als würde man einen Dieb dazu verurteilen, noch einmal zu stehlen.
    Doch damit nicht genug: Mit solch unsinnigen Verträgen wurde im Endeffekt auch versucht, die deutsche Wirtschaftsmentalität als die allein selig machende auf die restlichen Euromitglieder zu übertragen. Dies war zum Scheitern verurteilt, weil andere Länder eben traditionell andere Prioritäten haben. Für den Fortbestand einer Währung ist es auch gar nicht erforderlich, dass ihre Mitglieder in diesem Sinne „deutsch“ werden. Wichtig für eine Währung ist nämlich nur, dass es auf dem gesamten Währungsgebiet möglichst einheitlich zugeht – egal in welche Richtung.
    Im Klartext: Wenn wir alle Griechen, Italiener oder Portugiesen wären, wäre der Euro zwar noch schwächer als jetzt, aber er wäre nicht in seinem Bestand gefährdet. Denn auch eine Schwachwährung ist schließlich eine Währung. Oder gibt es etwa Zweifel daran, dass die Drachme eine Währung war? Nein, sie war zwar schwach, aber eine Währung. Der Euro wird also nicht von seiner Schwäche gegenüber anderen zum Zerreißen gebracht, sondern von den großen Spannungen innerhalb seines eigenen Körpers.
    „Aber wir wollen doch nicht so wirtschaften wie die Südländer“, sagen bei uns dann die Stabilitätsbewussten. Richtig, denn „mia san mia“, wie man in Bayern zu sagen pflegt. Aber das Gleiche gilt für Griechenland, Spanien und Co auch. Warum sollten diese Länder plötzlich so werden wie wir? Weil es einen „Stabilitätspakt“ gibt – in der wievielten Auflage auch immer? Bestimmt nicht. Solche Pakte werden bei ihrer Unterschrift gefeiert, später aber in den Müll geworfen, weil sich niemand daran halten will.
    Nicht einmal die doch so stabilitätsbewussten Deutschen wollten die Vorschriften akzeptieren, als es ernst wurde. Denn ausgerechnet sie waren es, die es unter der rot-grünen Regierung nicht einsahen, warum sie eine Strafe für übermäßiges Schuldenmachen zahlen sollten. „Wir gehören schließlich zu den Hauptfinanziers des gesamten EU-Vereins“, lautete damals ein gern vorgebrachtes Argument, „und wenn wir nicht so viel Geld an die EU abdrücken müssten, brauchten wir auch nicht so viele Schulden zu machen.“ Dahinter stand die unausgesprochene Drohung: „Wenn ihr es tatsächlich wagen solltet, uns zu bestrafen, müssten wir vielleicht unsere Mitgliedsbeiträge kürzen.“
    Dass solche Argumente gerade bei EU-Beamten auf fruchtbaren Boden fielen, ist verständlich. Schließlich beansprucht ihre Bürokratie von Jahr zu Jahr

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