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Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)

Titel: Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Brichta
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sie ihr Dasein verdankt, muss sie letztlich auch zu den drastischsten Schritten bereit sein, bevor sie sich selbst überflüssig macht. Statuten hin, Statuten her: „Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen“, heißt es dann gerne zur Begründung. Achten Sie einmal darauf. Solche oder ähnliche Formulierungen werden Ihnen in den nächsten Jahren noch des Öfteren begegnen.
    Im Übrigen ist die Inanspruchnahme der Notenbank kein Phänomen, das nur auf die Eurorettung beschränkt bleiben wird. Überall in der Welt werden die Zentralbanken künftig als letzte Bataillone aufs Schlachtfeld geschickt werden, ja geschickt werden müssen, damit sie den Kampf ums Geld bestreiten. Darauf gehen wir später noch ein.
DAS LEBEN NACH DEM EURO
    Wann wird es beim Euro so weit sein? Wann wird er im Graben landen?
    Das Eingreifen der EZB wird den Weg noch einmal erheblich verlängern, denn die Zentralbank kann eine süße Droge verteilen, die niemandem wehtut und sofort wirkt: Geld. Damit hilft sie den Krisenländern, ohne dass in den anderen Ländern jemand auf etwas verzichten müsste.
    In Deutschland zum Beispiel erspart man sich bei dieser Droge sogar die lästigen Abstimmungen im Bundestag. Schließlich muss sich nur die Bundesregierung ihre Milliardenhilfen von den Volksvertretern genehmigen lassen, die EZB dagegen kann so viel Geld machen und verteilen wie sie will, ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen. Insgesamt lassen sich so die Proteste gegen die Hilfen möglichst lange auf möglichst kleiner Flamme halten, was ebenfalls lebensverlängernd für den Euro wirkt.
    Wann das Konstrukt letztlich zusammenbrechen wird, lässt sich im Voraus nicht seriös prognostizieren – nur dass es passieren wird, erscheint uns so gut wie sicher. Allenfalls die Vereinigten Staaten von Europa könnten es noch verhindern. Für diese ist aber – wie gesagt – die Zeit noch nicht reif.
    Genauso wenig, wie sich der Zeitpunkt des Zusammenbruchs vorhersagen lässt, lässt sich vorhersagen, auf welche Weise er vonstatten gehen wird. Vieles ist möglich: vom langsamen Zerfall durch sukzessive Austritte von Problemländern (oder auch von stabilen Ländern, denen die Sache zu bunt wird) bis hin zum plötzlichen Auseinanderbrechen. Auch Übergangsphasen sind vorstellbar wie die Aufspaltung in einen stabileren Nord- und einen schwächeren Südeuro oder die Einführung von Zweitwährungen in einigen Ländern parallel zum Euro. Mit solchen Finessen könnte das Weiterwursteln noch einmal deutlich in die Länge gezogen werden.
    Doch selbst ein auf wenige Kernländer zusammengeschmolzener Rest-Euro dürfte früher oder später in die Bredouille kommen, solange er gleichzeitig Frankreich und Deutschland enthält. Langfristig scheinen uns nämlich auch diese beiden Länder nur schwer kompatibel zu sein für eine Einheitswährung – zu groß sind die Unterschiede.
    Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Euro seine Existenz ausgerechnet dem hartnäckigen Betreiben der Franzosen verdankt. Er geht nämlich auf einen Herzenswunsch des damaligen Staatspräsidenten François Mitterrand zurück, dem die wirtschaftliche Vorherrschaft der D-Mark in Europa schon lange ein Dorn im Auge war. Nach französischem Verständnis hat eine Währung nämlich hauptsächlich der Politik als Instrument zu dienen – sie entscheidet mit darüber, wer politisch das Sagen hat. Und da sah Frankreich nach eigenen Maßstäben schlecht aus: Der Franc war vergleichsweise unbedeutend und in der D-Mark spiegelte sich in Mitterrands Augen eine zu große Macht der Deutschen wider, die es zu brechen galt. Er sah in der Mark sogar eine Art „deutsche Atombombe“, die er mit dem Euro entschärfen wollte.
    Dies mag ihm auch vorläufig gelungen sein, aber nicht auf ewig, denn irgendwann werden sich die Akteure an den Finanzmärkten auch auf Frankreich einschießen, wenn sie die Zeit gekommen sehen. Erste Schießübungen gab es ja bereits, aber sie sind nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen wird – und erst dann wird die letzte Schlacht um den Euro begonnen haben.
    Eine Gemeinschaftswährung Deutschlands mit den Euroländern Österreich, Holland und Finnland wäre dagegen vollkommen unproblematisch unter der Voraussetzung, dass dabei die Bundesbank das Sagen hätte. Der Schilling und der Gulden hatten schließlich bereits vor dem Euro jahrzehntelang stabile Wechselkurse zur D-Mark – was de facto einer Währungsunion unter deutscher Führung

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