Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
vielen dieser Deponien die öffentliche Hand das Hauptrisiko übernimmt, sind die Banken diese Probleme bis zu einem gewissen Grad tatsächlich los. Künftige Abfälle – sprich künftige Krisen – werden damit aber selbstverständlich nicht verhindert.
3. Finanztransaktionssteuer
In die Diskussion um das Für und Wider einer solchen Steuer wollen wir uns hier nicht einmischen. Es mag grundsätzlich gute Argumente dafür geben, Finanztransaktionen zu besteuern, wie das bei anderen Geschäften ja auch geschieht. In puncto Krisenbewältigung kreist jedoch auch diese Steuer nur um einen Nebenaspekt. Sie erschwert weder die Geldproduktion noch dämpft sie den Wachstumsdruck, der aus der Anhäufung von Geldvermögen und aus dem Zinseszinseffekt herrührt.
Im Gegenteil: Es könnte sogar sein, dass eine Finanztransaktionssteuer das reine Bunkern von Geld auf Bankkonten fördert, denn die Steuer soll nur auf den Handel mit Finanzprodukten erhoben werden und nicht etwa auf das einfache Geldanlegen bei der Bank. Anleger, die die Steuer vermeiden wollen, könnten sich also auf das traditionelle Sparen zurückbesinnen. Damit würde die Steuer aber den Druck auf das Wachstum der Geldvermögen in den Bankbilanzen erhöhen – einen Druck, den wir als eine der Hauptkrisenursachen ausgemacht haben.
Das wäre widersinnig und würde den Weg zur nächsten Krise sogar verkürzen statt verlängern. Aber sei es drum: Wenn damit dem Gerechtigkeitsempfinden weiter Teile der Bevölkerung Genüge getan wird, mag diese Steuer ihre Berechtigung haben – auch auf die Gefahr hin, den Banken damit an einer Stelle mit der Steuer etwas wegzunehmen, was man ihnen bei der nächsten Bankenrettung an anderer Stelle wieder zukommen lassen müsste.
4. Banken zerschlagen
Immer wieder hört man die Forderung, als eine weitere Lehre aus der Krise sollten große Banken zerschlagen werden. Interessanterweise kommt dieses Ansinnen nicht nur von linken Politikern, sondern selbst von Wirtschaftskapitänen wie dem Chef der Münchener Rückversicherung, Nikolaus von Bomhard. 2 Dahinter steckt die Überlegung, eine Bank sollte niemals so groß sein, dass ihre Pleite das ganze System in den Abgrund reißen kann.
Schöner Ansatz, aber leider nicht zu Ende gedacht.
Denn wie klein soll eine Bank eigentlich sein, damit sie in diesem Sinne nicht mehr systemrelevant wäre? Schließlich war im Jahr 2007 schon die vergleichsweise überschaubare IKB zu groß, um sie untergehen zu lassen – oder im selben Jahr die Sachsen LB. Selbst wenn sich eine passende Bankengröße finden ließe, würde dies nichts daran ändern, dass die Banken in ihrer Gesamtheit systemrelevant blieben. Wenn also mehrere der dann abgespeckten Banken gleichzeitig oder kurz nacheinander vor der Pleite stünden, hätte das System wieder dasselbe Problem. Und genau darum geht es ja in der Finanzkrise.
Eine Bankenzerschlagung taugt also ebenfalls nicht dazu, die Krise zu bewältigen oder künftige Krisen zu verhindern. Einen gewissen Nutzen hat dieser Vorschlag allenfalls für den Fall, dass eine einzelne Bank durch ganz individuelle Umstände in die Bredouille käme. Aber selbst dann müsste die betreffende Bank sehr klein sein, um tatsächlich kein Systemrisiko darzustellen, kleiner etwa, als es die IKB im Jahr 2007 war. Nun ist aber zum Beispiel die Deutsche Bank mehr als zehnmal größer als damals die IKB. Denkt man den Zerschlagungsgedanken also konsequent zu Ende, müsste man allein die Deutsche Bank in mehr als zehn (!) einzelne Institute aufspalten. Wie realistisch dies ist, können Sie selbst beurteilen, liebe Leserinnen und Leser.
Dazu kommt, dass die Krise sogar das Gegenteil von Zerschlagung bewirkt. Ein gängiges Mittel zur Bankenrettung war und ist es nämlich, taumelnde Geldhäuser von anderen Banken übernehmen zu lassen, damit der Staat nicht in allen Fällen einspringen muss. Die Folge: Die übrig bleibenden Institute werden immer größer statt kleiner – und damit immer systemrelevanter. In Deutschland zum Beispiel gibt es mittlerweile nur noch zwei eigenständige Geschäftsbanken von größerer Bedeutung: die Deutsche Bank und die Commerzbank. Einst wohlklingende Namen wie die Dresdner Bank sind längst verschwunden.
Im Übrigen war das Fressen-und-gefressen-Werden im Kreditgewerbe schon lange vor der Krise an der Tagesordnung. Banken wachsen durch Zusammenschlüsse und Übernahmen nämlich schon seit Jahrzehnten, weil Größe auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.
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