Die Wall Street ist auch nur eine Straße
ist, jemanden zu feuern – nicht einmal diejenigen, die aufgrund dieses Systems nicht gerade besonders engagiert arbeiten. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Elite-Universitäten ihre Angestellten traditionell großzügig bezahlen, weil sie nicht wie schmutzige Kapitalisten aussehen wollen. So gesehen ist die Pleite geradezu ein Segen. Wir haben das bei der Autoindustrie gesehen. Sobald das Geschäft anzog, kamen die Gewerkschaften ins Spiel, und die Autohersteller gaben nach. Letztlich verschenkten sie ihr Geschäft, und das führte die ganze Branche in den Bankrott.
Ein Teil des Problems ist, dass diese Institutionen nicht von Unternehmern, sondern von Akademikern geführt werden. Die Universitäten werden schlecht gemanagt, und auch ihre Stiftungen können sie nicht länger retten. Ein großer Teil des Stiftungskapitals existiert nur auf dem Papier. Diese Schulen haben in den letzten Jahren viel Geld in illiquide Anlagen investiert, für die es keinen öffentlichen Markt gibt, sei es Bauholz, Immobilien oder – die wichtigste und schädlichste Investition – Private Equity.
Während der Immobilienblase hatten viele Finanzinstitutionen sogenannte »Tier-3-Assets« in den Büchern. Dabei handelt es sich um Vermögensanlagen, die nur einen hypothetischen Wert besitzen – zum Beispiel Hypotheken. Ihr Marktwert wurde anhand eines Bewertungsmodells ermittelt. Wenn ein Computerprogramm aussagte, ein bestimmtes Stück Papier sei 96 Dollar wert, dann wurde dieser Wert in den Büchern verzeichnet. Moody’s und Standard & Poor’s sagten, dieses Papier sei von optimaler Bonität (AAA) und daher 96 Dollar wert. Aber heute wissen wir, dass diese Bewertungen größtenteils Mist waren. Und genau solches Zeug macht einen großen Teil des Vermögens der genannten Stiftungen aus.
Harvard – und das gilt für alle Elite-Universitäten – managt selbst nicht viel vom eigenen Geld. Ein heißer Private-Equity-Typ taucht auf, sagt: »Investiert in meinen Fonds«, und Harvard gibt ihm 100 Millionen Dollar. Dann investiert er in neue Unternehmungen oder kauft Firmen. Er bewertet alles nach seinem Modell, und Harvard akzeptiert seine Zahlen. Nun hat der Fondsmanager jeden erdenklichen Anreiz, seine Bewertungen nach oben zu treiben, so wie es Fannie Mae und die Citibank taten und auch jeder andere, der diese Bewertungsmethode anwendete. Und Harvard nimmt diese Zahlen stolz zur Kenntnis.
Während der Hausse waren sie alle der Meinung, enorm viel Geld zu verdienen. Und sie gaben Geld aus. Jeder erhielt eine Gehaltserhöhung. Harvard kaufte riesige Grundstücke in Boston. Auch Yale tat dies. Sie dachten: Wir haben all dieses Geld, es ist Zeit zu expandieren, wir können großzügig sein . Dann wurden sie alle mit der Wahrheit konfrontiert – mit dem finanziellen Zusammenbruch –, und einige von ihnen begannen Kredite aufzunehmen. Sie verkauften Anleihen an die Öffentlichkeit, auf Basis ihrer Namen und ihrer AAA-Ratings, und der Markt akzeptierte diese Papiere bereitwillig.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte weist die Bilanz mehrerer Universitäten heute Verbindlichkeiten auf. Sie haben Anleihen emittiert, die sie verzinsen und tilgen müssen. Gleichzeitig haben viele Portfoliomanager ihre Depots gehebelt und auf Kredit gekauft. Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Unternehmen und Institutionen in einen Schlamassel geraten können. Sie verschulden sich, weil man ihnen sagt, das sei kein Problem. Dann laufen die Dinge schlecht, später laufen sie noch schlechter, und schließlich stellen sie fest, dass sie nun ein dauerhaftes Problem haben. Das ist vor allem bei akademischen Institutionen eine hakelige Sache, weil diese ihre Ausgaben nicht kürzen können. Sie haben Gewerkschaften und Professoren mit lebenslanger Jobgarantie.
Und dann gibt es da noch die Verpflichtungen, die nicht in der Bilanz auftauchen. Eine der absurdesten von ihnen verpflichtet die Hochschule, die College-Ausbildung der Kinder jedes Elternteils – nicht nur eines Professors – zu bezahlen, das mindestens zehn Jahre für die Universität gearbeitet hat. Ein Angestellter mit drei oder vier Kindern steht für zukünftige Zahlungsverpflichtungen von mehr als einer Million Dollar. Auch Geschäfte mit Private Equity erfordern einen ständigen Finanzierungsstrom, der nicht in der Bilanz auftaucht. Das ist schön, wenn die Dinge gut laufen, führt aber zu Problemen, wenn sie schlecht laufen und die Verwalter zusätzliches Geld benötigen. Jede Universität
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