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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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für ein Jahr zur Verfügung. Ich hatte meine Lehrtätigkeit gerade erst begonnen, als ich eine Nachricht aus Moskau erhielt: Man erlaubte mir, durch die Sowjetunion zu fahren. Nun stand meiner Reise rund um die Welt nichts mehr im Weg. Das war es, worauf ich seit fast zehn Jahren gewartet und hingearbeitet hatte.
    Ich genoss meine Zeit an der Columbia University. Ich hatte viele Verpflichtungen außerhalb der Universität; zwar schloss ich nicht viele Bekanntschaften, aber ich verbrachte viel Zeit damit, Studenten auch außerhalb der Kursstunden zu helfen. Während meiner Lehrtätigkeit war ich Gastgeber einer TV-Show, The Profit Motive with Jim Rogers , und interviewte an fünf Abenden in der Woche Gäste im Financial News Network. FNN war der erste Sender seiner Art und wurde später von CNBC aufgekauft, was dem Unternehmen zumindest vorübergehend ein Monopol auf diesem Gebiet sicherte.
    Ein paar Jahre später moderierte ich zusammen mit dem Finanzjournalisten Bill Griffeth auf CNBC die Show My Portfolio . Das war in der Frühzeit der Finanzsendungen und, wie ich feststellte, auch in der Frühphase der Mobiltelefone. Bill und ich waren live auf Sendung, nahmen Anrufe entgegen und lieferten Kommentare dazu. Beide waren wir ein wenig erstaunt, als wir ein Telefon klingeln hörten.
    »Das ist dein Telefon«, sagte Bill.
    Ich hatte nicht daran gedacht, mein Handy auszuschalten oder es, noch besser, in der Garderobe zu lassen, ehe ich zum Set kam. Wenn das noch keine ausreichende Demonstration meiner mangelnden Souveränität und Erfahrung mit Fernsehsendungen war – der Beweis folgte auf dem Fuß. Ich ging ans Telefon. Live, während die Sendung in vollem Gang war.
    Meine Mutter war dran, um zu hören, wie es mir geht.
    »Ich wollte nur mal nachfragen. Ich weiß, dass du krank gewesen bist.«
    Ich sagte: »Mutter, ich kann jetzt nicht sprechen. Ich sitze hier im Fernsehen.«
    Ich war schon eine echte TV-Spitzenkraft!
    Der Regisseur der Show, der viel mehr Gespür für die Situation hatte als ich, blendete sofort eine Werbesendung ein. Noch heute erinnern mich Leute an diese Geschichte.
    ICH HATTE nun mein fünftes Motorrad, eine 1000er BWM 100 RT, und mit ihr verwirklichte ich endlich meinen Traum, rund um die Welt zu fahren. Als die Erlaubnis aus Russland kam, verabschiedete ich mich von Columbia und FNN und machte mich im Frühling 1990 zusammen mit meiner Freundin Tabitha Estabrook, die ihre eigene BMW fuhr, auf den Weg.
    Tabitha und ich hatten uns einige Jahre zuvor durch eine alte Freundin von mir – ihre Mutter – kennengelernt, und ich hatte nie eine so abenteuerlustige Frau getroffen. (Paige Parker kannte ich damals noch nicht.) Sie hatte mich als Beifahrerin auf meinen Motorradreisen durch Pakistan und Indien begleitet. Sie war in der Upper West Side Manhattans aufgewachsen und hatte gerade das Amherst College absolviert. Sie arbeitete damals in der Verwaltung einer kleinen Stiftung in New York und war knapp halb so alt wie ich.
    Als Nick, Tabithas Vater, in Harvard studierte, war er einen Sommer lang auf einer BWM durch Europa gefahren, die er heimlich gekauft hatte. Er erzählte seinen Eltern nie etwas von der Maschine, die er in Europa versteckte. Dennoch war er strikt dagegen, dass seine Tochter auf einem Motorrad rund um die Welt fahren wollte. Ich frage mich, wie ich reagieren würde, sollten mir Happy oder Baby Bee jemals von einer derart unsinnigen Idee erzählen.
    Tabitha und ich begannen unsere Reise Ende März 1990 in Irland, fuhren durch Europa nach Zentralasien und von dort nach Osten durch China. Wir machten einen Zwischenstopp in Japan, ehe wir in westlicher Richtung durch Sibirien in den europäischen Teil Russlands fuhren. Von Polen aus kehrten wir nach Irland zurück, fuhren dann durch Westeuropa nach Nordafrika und von dort aus direkt ins Zentrum des Kontinents. Von Südafrika aus ließen wir unsere Motorräder per Schiff nach Australien bringen, später von Neuseeland aus über den Pazifik nach Argentinien. Wir fuhren durch Südamerika, Mittelamerika und Mexiko, später durch die USA bis nach New York. Nach einem Aufenthalt dort fuhren wir quer durch die USA und Kanada nach Anchorage in Alaska. Schließlich beendeten wir unsere Reise im Norden von Kalifornien bei Len Baker, meinem Studienkameraden aus Yale. Alles in allem waren wir 22 Monate unterwegs und hatten insgesamt 100 000 Meilen zurückgelegt, was uns einen Eintrag im Guinnes Buch der Rekorde einbrachte. Wir durchquerten fünf

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