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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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der Grundstock: Studiengebühren, Kost und Logis. Das Flugticket, um dorthin zu kommen, ist nicht im Preis inbegriffen. Bier auch nicht. Ein vierjähriges Studium kostet mindestens eine Viertelmillion Dollar, und der Preis steigt Jahr für Jahr. Bald wird er das 50-Fache dessen erreichen, was es mich kostete, 1964 nach Yale zu gehen. Die angesehenen Universitäten der sogenannten Ivy League, ebenso wie Stanford und dergleichen, haben jeden davon überzeugt, dass die Zulassung die exorbitanten Studiengebühren wert ist, und bislang ist die Welt darauf hereingefallen, so wie alle auf die Immobilienblase hereingefallen sind. Es gibt immer »gute« Gründe und »solide« Beweise, warum man an der jeweils vorherrschenden Blase teilnehmen sollte. In drei oder vier Jahren werden allein die Grundkosten in Princeton 65 000 Dollar pro Jahr betragen.
    Ich habe einige dieser Universitäten besucht, Yale und Oxford, und ich habe jede Minute genossen. Ich hatte eine großartige Zeit. Sie machte mich zu dem, der ich bin. Aber wenn man nur eine gute Ausbildung will, kann man sie, wenn man sich selbst darum bemüht, an unzähligen Hochschulen erhalten, und mittlerweile weiß das auch jeder. Was diese Institutionen heute verkaufen, ist nichts weiter als der Aufkleber – der Markenname, das Etikett. Und wenn die Zeiten härter werden, dann werden es sich immer weniger Menschen leisten können, für so wenig so viel zu bezahlen.
    Sollte sich Princeton als asiatische Universität positionieren wollen, dann könnte die Universität ihre Kurse mit vielen intelligenten Studenten aus Übersee füllen, die sich diese Ausbildung leisten können. Oxford könnte schon heute jeden Kurs mit qualifizierten chinesischen Studenten füllen, deren Familien die vollen Studiengebühren bereitwillig und recht problemlos bezahlen würden. Aber ein junger Amerikaner, der einen Kredit aufnehmen muss, um eine dieser Universitäten zu besuchen, sieht sich nach dem Abschluss mit Schulden in Höhe von mehreren hunderttausend Dollar konfrontiert. Das ist wohl nicht die großartige Zukunft, die diese Schulen einzig und allein aufgrund ihrer Namen versprechen. Nach dem amerikanischen Konkursrecht können Studienkredite nicht abgeschrieben werden. Wenn man in Amerika pleitegeht, kann man fast alles abschreiben – alles außer Krediten, die man für die eigene Ausbildung aufgenommen hat, also genau die Schulden, die einen auf den Weg zum Bankrott geführt haben.
    Wenn der Westen weiterhin Probleme haben sollte – und das scheint der Fall zu sein –, dann wird es solchen Schulen sehr schwerfallen, Bewerber zu finden. Wenn die Ausgaben weiter steigen und diese Institutionen ihre Preise erhöhen, werden sich immer weniger Amerikaner die Studiengebühren leisten können, und asiatische Studenten werden in der Heimat bessere Adressen finden. Wenn Sie sich das Ranking internationaler Universitäten der letzten 20 Jahre ansehen, dann stoßen Sie mittlerweile auf viele asiatische Institutionen, die früher nie in den Bewertungslisten erwähnt wurden: großartige Tradition, großartige Ausbildung. Der Wettbewerb wird härter.
    Und dann ist da noch die Technologie, die für die jungen Leute von heute zur zweiten Natur geworden sind. Warum sollte man dreimal pro Woche um acht Uhr morgens aufstehen und sich zum Spanischkurs schleppen, wenn man am Computer nach eigenem Zeitplan effizienter lernen kann? Braucht Amerika 30 000 teure Spanisch-Dozenten mit lebenslanger Jobgarantie? Online kann man Spanisch viel schneller, wahrscheinlich besser und mit Sicherheit für weitaus weniger Geld lernen. Dasselbe gilt für Buchhaltung, Physik und Integralrechnung. Was man braucht, ist ein großartiger Lehrer. Warum sollte man nicht einen sehr talentierten Professor finden, ob lebenslang angestellt oder nicht, und ihn einen Kurs im Web abhalten lassen? Warum sollte man nicht zwei, drei großartige Lehrer finden, von denen jeder lernen kann, und Millionen Studenten Zugang zum besten verfügbaren Unterricht gewähren?
    Für einige Hochschulen ist es vielleicht schon zu spät. Mehrere Elite-Universitäten in den USA stehen heute am Rand des Bankrotts. Ihre Ausgaben­struktur ist auf Dauer nicht finanzierbar. Man kann in keiner Branche ein Geschäft führen, in dem die besten Leute nur fünf oder zehn Stunden pro Woche arbeiten. Wenn Sie das tun, werden Sie pleitegehen, vor allem wenn Sie mit den Beschränkungen eines Systems wie der lebenslangen Jobgarantie operieren, wo es nicht möglich

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