Die Wall Street ist auch nur eine Straße
in Island und fuhren durch 116 Länder; darunter auch einige, die selten besucht werden, wie Saudi-Arabien, Myanmar, Angola, Sudan, Kongo, Osttimor und so weiter. Wir durchquerten Dschungel, Wüsten, Kriegsgebiete, Epidemiezonen und Schneestürme. Wir campierten mit Nomaden und Kamelen in der Sahara und tranken im kahlen Ödland Sibiriens Bier mit russischen Arbeitern und Banditen. Im indischen Allahabad wuschen wir anlässlich des historischen Großen (Maha) Kumbh Mela, das nur alle 144 Jahre stattfindet, im Ganges unsere Sünden ab. Ich aß Seidenraupen, Leguane, Schlangen, Termiten, Meerschweinchen, Stachelschweine, Krokodile und Heuschrecken. Es war nicht nur ein großartiges Abenteuer, sondern auch ein Teil der unaufhörlichen Ausbildung, der ich mich mein Leben lang gewidmet hatte.
Diesmal fuhr ich die afrikanische Westküste hinunter und die Ostküste wieder hinauf, wobei ich über 30 Länder Afrikas besuchte. Von Afrika aus reisten wir durch Arabien und den indischen Subkontinent nach Indochina, Malaysia und Indonesien. Die Reise führte uns ungefähr durch die Hälfte aller 30 Bürgerkriege auf der Welt. Schließlich plante Paige die Hochzeit monatelang per Handy und E-Mail, während wir Sibirien, Teile der Mongolei und verschiedene Länder in Europa durchquerten. Zur Jahrtausendwende heirateten wir in einer Bilderbuchzeremonie – eine Kutsche, weiße Pferde – in Henley-on-Thames, wo wir uns dreieinhalb Jahre zuvor ineinander verliebt hatten. Am 5. Januar 2002 kamen wir wieder in New York an, nachdem wir 152 000 Meilen zurückgelegt und einen weiteren Guinnesrekord für die längste ununterbrochene Reise in einem Auto aufgestellt hatten.
Überall auf der Reise, wo immer wir anhielten, in Afrika, Sibirien oder den USA, zog unser gesondert angefertigtes Hybridauto, ein leuchtend gelber Mercedes, die Aufmerksamkeit der Leute auf sich. In Palo Alto, Kalifornien, gegen Ende unserer Reise und nach einem Abendessen im Spago (Wolfgang Puck schloss sein dortiges Restaurant 2007) kamen wir mit einem jungen Mann ins Gespräch, der draußen stand und sich unser Auto ansah. Als wir ihm erklärten, was wir taten, meinte er: »Sie verwirklichen den Traum, den jeder träumt.«
Eine Reise um die Welt mit all ihrem Glamour und ihrer Spannung war eine Vorstellung, die in der Fantasie vieler Leute herumspukte, die wir in den vorangegangenen drei Jahren getroffen hatten. Eine unabhängige Umfrage nach unserer Rückkehr zeigte: Es war der größte Traum der Menschen auf der ganzen Welt, alles stehen und liegen zu lassen, ins Auto zu steigen und rund um die Welt zu fahren.
»Das wollte ich schon immer tun«, sagte der junge Mann.
Dank des Dotcom-Booms habe er kürzlich einiges Geld verdient und glaube, sich seinen Wunsch nun endlich erfüllen zu können. Ich ermutigte ihn, es zu tun.
»Das ist ein Zweisitzer«, stellte er erstaunt fest. »Heißt das, dass Sie beide die ganze Zeit nebeneinander gesessen sind?«
Er konnte das nicht glauben. Er erzählte uns, er und seine Verlobte seien einmal zu einem fünftägigen Trip von der West- zur Ostküste aufgebrochen, und noch bevor sie ihr Ziel erreicht hatten, sei die Verlobung gelöst gewesen.
»Ich bin in Denver ausgestiegen, und sie ist nicht einmal mit dem Gas runtergegangen.«
BEVOR PAIGE und ich zu unserer Weltreise aufbrachen, gründete ich den Rogers International Commodity Index.
Ende der 1990er-Jahre war ich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass sich die Baisse an den Rohstoffmärkten ihrem Ende näherte. Darauf hatte ich auch sehr nachdrücklich bei meinen Auftritten in den Medien hingewiesen, die seit der Veröffentlichung von Investment Biker zu einem regelmäßigen Teil meines Lebens geworden waren. Ich sah die Hausse der Rohstoffe kommen, aber es wäre so gut wie unmöglich gewesen, während meiner Reise in Rohstoffe zu investieren. Bei Rohstoffen muss man ständig am Ball bleiben. Rohstoff-Terminkontrakte haben ein Verfallsdatum. Wer wusste, ob ich dann Zugang zu den Märkten haben würde? Die Lösung war nach meiner Überzeugung ein Indexfonds, und um investieren zu können, musste ich selbst einen gründen; es gab damals nämlich keine Rohstoff-Indexfonds. Rohstoffe waren immer noch ein weitgehend vernachlässigter und unbekannter Marktsektor.
Während meiner ganzen beruflichen Laufbahn hatte ich in Aktien und Anleihen, Währungen und Rohstoffe investiert, auf der ganzen Welt, auf der Long- und auf der Short-Seite. Als ich den Rohstoffteil des Wall Street
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