Die Wall Street ist auch nur eine Straße
Engagements in den Emerging Markets zu verkaufen, weil sie zu hoch gestiegen waren. 20 000 MBAs flogen rund um die Welt, auf der Suche nach dem nächsten heißen Markt. Also verkaufte ich meine Aktien aus Botsuana, mit denen ich 18 Jahre lang großartige Gewinne erzielt hatte.
Tabitha und ich kehrten im Spätsommer 1992 vom letzten Abschnitt unserer Reise zurück. Als ich die Arbeit an Investment Biker beendete, meinem Buch über dieses Abenteuer, war Tabitha schon aufgebrochen, um ihren Universitätsabschluss in internationalen Beziehungen zu machen. Dieses Fach hätte sie damals wohl besser lehren können als diejenigen ihrer Professoren, die es lediglich in Seminarräumen studiert hatten. Ich weiß nicht, was seither aus ihr geworden ist.
6. Der Aufstieg der Rohstoffe
Als ich im Mint Museum in Charlotte, North Carolina, einen Vortrag hielt, um für Investment Biker zu werben, begegnete ich der Frau, die später die Mutter meiner Kinder werden sollte. Ihr Name war Paige Parker. Sie stammte aus Rocky Mount, etwa 200 Meilen nordöstlich von Charlotte, und für mich war sie so schön wie alles, was seit der Musik des dort geborenen Thelonious Monk aus dieser Stadt gekommen war. Sie war 27 und arbeitete als Spendensammlerin für das Queens College in Charlotte. Auf Empfehlung des College-Präsidenten hatte sie Investment Biker gelesen. Er hatte ihr auch gesagt, dass ich in der Stadt auftreten würde, und ihr vorgeschlagen, die Veranstaltung zu besuchen.
Ich ging in den Hörsaal, um meinen Vortrag zu halten, und da stand sie in der Tür. Wir sprachen miteinander. Sie sagte Dinge wie: »Oh, in Wirklichkeit sehen Sie aber besser aus als im Fernsehen.« Sie hatte mich niemals im Fernsehen gesehen. Dinge wie: »Ich wollte schon immer mal quer durch die USA fahren.« Als ich sie fragte: »Und warum tun Sie es nicht?«, antwortete sie: »Ich kann mir das jetzt nicht leisten, weil ich nicht den nötigen Cashflow habe.« Sie verwendete also genau die richtige Bezeichnung.
Als ich am nächsten Tag wieder daheim war, rief ich sie an.
Ich sagte: »Kommen Sie am Wochenende nach New York und gehen Sie mit mir zum Ballett.«
»Ich werde aber nicht bei Ihnen übernachten«, sagte sie. »Ich gehe in ein Hotel.«
Sie war schon einige Male in New York gewesen, wusste, dass es dort teuer war und die meisten Leute dort in kleinen Wohnungen lebten. Als ich ihr sagte, mein Haus sei so groß, dass wir uns während ihres kurzen Aufenthalts gar nicht begegnen würden, glaubte sie folglich, ich sei entweder verrückt oder wolle sie in die Irre führen. Sie bestand auf einem Hotel, das sie selbst bezahlen wollte.
»Gut«, sagte ich.
Am Nachmittag besuchten wir die Aufführung von La Bayadère des Pariser Opernballetts. Ich war ein großer Ballettfan, und zu meiner Freude galt das auch für Paige, die selbst lange Zeit getanzt hatte. Vom Lincoln Center aus gingen wir etwa 40 Häuserblocks den Broadway hinauf bis zu meinem Haus am Riverside Drive, von wo aus man über den Hudson blicken konnte. Dort holte ich mein Motorrad und wir fuhren zum Central Park, um im Boathouse Café zu Abend zu essen. Ich erzählte ihr, dass ich zur Henley-Regatta wollte und bat sie, mich zu begleiten. Sie nahm die Einladung an. Einige Wochen später besuchten wir die Regatta, und der Rest ist Geschichte. Wenn Sie sich bei der Henley-Regatta nicht verlieben – wo man es sich in der Sonne auf Liegestühlen bequem macht, Champagner trinkt und Erdbeeren mit dickflüssiger Sahne isst –, werden Sie sich niemals verlieben.
Wir waren seit etwas mehr als einem Jahr zusammen, als sie ihren Job in Charlotte aufgab und nach New York übersiedelte. Hier bezog sie im Herbst 1997 ihre eigene Wohnung und arbeitete als Direktorin bei einem Werbeunternehmen. Ich war von ihr völlig begeistert. Ein Jahr später machte ich ihr einen Heiratsantrag. Damals gab es schon Pläne für unser dreijähriges Millennium-Abenteuer. Wir wollten in einem Auto rund um die Welt fahren, in einem speziell für diesen Zweck umgebauten Mercedes-Cabrio mit Vierradantrieb, und ungefähr die Hälfte der Distanz meiner Motorradreise zurücklegen. Ich wollte einen historischen Moment nutzen, am Ende des einen und am Beginn eines anderen Jahrtausends der Welt den Puls fühlen. Exakte Hochzeitspläne konnten wir nicht schmieden, denn wir wussten nicht, wo wir dann sein würden oder sein wollten. Aber wir legten das Datum der Zeremonie fest: 1. Januar 2000.
Wir begannen unsere Reise am 1. Januar 1999
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