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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Himmel vergelten.« Klara lächelte traurig, wuchtete sich das Reff wieder auf den Rücken und ging weiter.
    »He, ich sollte doch das Ding jetzt tragen!«, rief Martha und lief hinter ihr her.
    »Es geht schon«, sagte Klara. »Ich konnte eben ein wenig ausruhen. Sag mir, warum müssen Menschen so grausam sein? Es hätte vollends gereicht, dem Jungen eine Ohrfeige zu versetzen!«
    Martha zuckte mit den Achseln. »Macht berauscht wie Bier oder Wein. So wie der Bauer sein Weib schlägt, wenn er betrunken ist, so strafen die hohen Herren unsereins, weil sie es können. Gnade üben nur wenige, weil sie fürchten, sonst als schwach zu gelten.«
    »In der Bibel steht es aber anders. Unser Herr Jesus Christus fordert darin die Menschen auf, wie Brüder und Schwestern zu sein.«
    »Das sind manchmal die Schlimmsten«, erwiderte Martha mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Mein ehemaliger Herr Graf Benno und seine beiden Schwestern waren einander zugetan wie Hund und Katz. Aber jetzt komm! Wir sollten zusehen, dass wir den Besitz dieses Herrn hinter uns lassen.«
    Dieser Rat erschien Klara klug, und so schritten sie beide schneller aus.

6.
    A m Abend schlugen die beiden Mädchen ihr Lager unter den Bäumen des Waldes auf, und Martha briet die Forellen über dem Feuer. Diesmal schmeckte es ihnen nicht besonders, denn sie mussten an den zerschlagenen Rücken des Jungen denken und daran, dass sie genauso misshandelt worden wären, wenn der Grundherr die Fische bei ihnen entdeckt hätte.
    Bald legten sie sich zum Schlafen hin und brachen am nächsten Morgen in gedrückter Stimmung auf. Im Lauf des Tages schien es jedoch so, als wolle das Schicksal sie für alle Mühen und Plagen entschädigen. Klara verkaufte etliches an Arzneien, eine Bäuerin lud sie zum Mittagessen ein, und am Abend wurde ihnen in einem anderen Dorf ein Schlafplatz im Heu angeboten.
    »So lasse ich es mir gefallen«, meinte Martha, als sie in der Dunkelheit nebeneinanderlagen. »Heu ist halt doch weicher als die Baumwurzel, die mich gestern so arg gedrückt hat.«
    »Es werden wieder Tage kommen, in denen wir um ein trockenes Lager im Wald froh sein werden«, antwortete Klara. »Wenn es regnet und der kalte Wind über den Höhen pfeift, kann es ungemütlich werden.«
    »Dann kuscheln wir uns eng aneinander und decken uns mit deinem Mantel zu.«
    Martha ließ sich ihre wiedergewonnene gute Laune durch nichts nehmen. Gewohnt, mit wenig auszukommen, genoss sie das Leben, das sie nun mit Klara führte. Sie war frei, konnte gehen, wohin sie wollte, und besaß einige Taler, die ihr helfen würden, eine neue Heimat zu finden.
    »Was meinst du? Wird euer Fürst mir erlauben, bei euch zu bleiben?«, fragte sie.
    Klara wiegte den Kopf. »Soviel ich weiß, will Fürst Ludwig Friedrich mehr Untertanen haben. Allerdings soll es kein fahrendes Volk sein, sondern Leute, die Steuern zahlen. Daher müsstest du heiraten, wenn du nicht als Dienstmagd leben willst. Einem hübschen Mädchen wie dir dürfte es aber nicht schwerfallen, einen braven Mann zu finden. Immerhin hast du durch die Entschädigung, die Graf Benno dir zahlen musste, sowie durch die Belohnung auf Schloss Waldstein eine hübsche Mitgift, die so manchem Kätner ins Auge stechen wird.«
    »Vielleicht heirate ich diesen Fritz … wie heißt er gleich wieder?«
    »Fritz Kircher«, erklärte Klara und lachte. »Der ist unsterblich in meine Base Reglind verliebt, obwohl die ihm auf der Nase herumtanzt, wo es nur geht. Doch auch sonst würde ich ihn dir nicht als Mann wünschen, denn sein Verstand vermag mit seiner Größe nicht mitzuhalten. Um ehrlich zu sein: Er ist strohdumm!«
    »Das macht mir nichts«, bekannte Martha. »Hauptsache, er tut, was ich ihm sage.«
    »Ich dachte schon, du würdest sagen: Hauptsache, er ist im Ehebett gut«, erwiderte Klara lachend.
    Vor ihrem Aufbruch wäre ihr eine solche Bemerkung nicht über die Lippen gekommen, doch auf der gemeinsamen Wanderung mit Martha hatte sie gelernt, auch einmal ein offenes Wort auszusprechen.
    Martha versetzte Klara einen leichten Nasenstüber. »Das wäre natürlich auch nicht schlecht. Aber solange ein Mann ein wenig Rücksicht nimmt, kommt eine Frau fast immer auf ihre Kosten. Du Jüngferlein wirst das auch noch lernen.«
    »Hast du mit vielen Männern … du weißt schon was?«, fragte Klara neugierig.
    »Außer Graf Benno waren es noch zwei oder drei seiner Knechte, die ich ebenfalls nicht abweisen konnte, dazu sein Pfarrer und ein Bauer, von

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