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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Holzding, Leutnant«, sagte dieser, während Maurice grinste, als Klara zu ihm hinaufgehoben wurde.
    Bislang war Klara erst ein Mal hinter Tobias auf einem Pferd gesessen, und das war ihr unheimlich gewesen. Nun klammerte sie sich ebenso ängstlich wie damals an den Reiter, um nicht herabzufallen.
    Unterdessen wandte sich der Offizier an das Dorfoberhaupt. »Ihr habt Glück. Sollte diese Heilerin jedoch nicht halten, was ihr versprochen habt, kommen wir zurück.«
    Der Drohung fehlte jedoch der Nachdruck, denn dreißig Dragoner konnten im Handstreich ein Dorf überfallen, aber keinen Landstrich, der auf ihr Kommen vorbereitet war.
    »Wir rücken ab!«, befahl der Leutnant und trabte an.
    In dem Augenblick setzte sich Martha, die bis dato starr bei den anderen Frauen gestanden hatte, in Bewegung. »He, ihr da! Ihr könnt nicht einfach meine Freundin mitnehmen und mich hierlassen.«
    Der Offizier hielt inne und sah sie erstaunt an. »Was willst du?«
    »Sie will mitgenommen werden,
mon lieutenant
«, meinte einer seiner Reiter grinsend. »Dann sollten wir ihr den Gefallen auch tun!«
    Er beugte sich aus dem Sattel, hob Martha hoch und setzte sie vor sich aufs Pferd. Dabei tasteten seine Hände Stellen ab, die ihm einen anerkennenden Pfiff entlockten.
    »Die Kleine ist nicht übel! Wenn sie nicht als Heilerin taugt, wird sie eine ausgezeichnete Hure sein.«
    Es juckte Martha in den Fingern, ihm eine kräftige Ohrfeige zu verpassen. Doch die Angst hielt sie davon ab.
    Klara funkelte sie aufgebracht an. »Hättest du nicht den Mund halten können? Dann wärst du jetzt in Sicherheit!«
    Martha grinste kläglich. »Ich konnte dich doch nicht allein lassen.«
    »Jetzt steckst du mit drin!« Trotz ihrer Worte freute Klara sich, dass ihre Freundin bei ihr bleiben wollte, denn allein wäre sie vor Angst vergangen. Es war eine andere Sache, mit einem einzelnen Mädchenschänder oder zwei nicht besonders klugen Räubern fertigzuwerden als mit einem ganzen Trupp fremder Soldaten. Gleichzeitig fragte sie sich, um welchen Verletzten sie sich kümmern sollte, und war voller Sorge, was geschehen würde, wenn sie versagte.

15.
    O bwohl die Soldaten im flackernden Schein einiger Fackeln durch die Nacht ritten, trieben sie die Pferde übermäßig an, so als hätten sie Angst vor möglichen Verfolgern. Klara fragte sich zunächst, weshalb die Männer nicht in einer Gegend gesucht hatten, in der es für sie sicherer gewesen wäre. Nicht lange aber, da durchquerten sie niedergebrannte Dörfer, deren Reste in der Dunkelheit schauerlich wirkten, und kamen an Feldern vorbei, auf denen nichts wuchs. In einer solchen Gegend hatten die Männer natürlich keinen Arzt und keine Hebamme finden können.
    Klara betete, dass Martha und sie heil aus dieser Sache herauskommen würden. Zwar hatte sie unterwegs mehrfach von dem Krieg gehört, doch hieß es, die Reiche würden über Frieden verhandeln, und es gäbe keine großen Feldzüge mehr. Deshalb fand sie es doppelt schrecklich, auf feindliche Soldaten getroffen zu sein.
    Ein paar Meilen weiter erreichten sie das Lager, und Klara schätzte, dass etwa hundertfünfzig bis zweihundert Soldaten in ihm versammelt waren. Die Männer wirkten angespannt und ließen den Trupp erst passieren, nachdem der Leutnant die Parole genannt hatte.
    »Besonders eindrucksvoll ist dieses Heer ja nicht«, fand Martha, während sie neugierig die Zelte betrachtete. Diese mochten einmal weiß gewesen sein, doch Wind und Wetter hatten sie verfärbt, und es waren etliche Flicken darauf zu sehen. Nur ein einzelnes Zelt wirkte fast wie neu und war auch größer. Darauf hielten der Leutnant und die drei Reiter zu, die sie, Klara und das Reff mitgenommen hatten.
    Der junge Offizier stieg ab und salutierte vor einem ranghöheren Offizier. Was er sagte, verstand Klara nicht, weil seine Sprache so ganz anders klang als die Dialekte auf ihrem Weg.
    »Ich frage mich, was das für Soldaten sind«, sagte Klara zu Martha, die sich aus dem Klammergriff des Dragoners befreite und vom Pferd glitt. Auch Klara rutschte vom Rücken des Pferdes herab. Kaum stand sie auf der Erde, als der ältere Offizier sie finster musterte.
    »Du willst eine Heilerin sein? Dafür erscheinst du mir noch sehr jung.«
    Sein Deutsch war kaum zu verstehen, so dass Klara einen Augenblick brauchte, um den Sinn seiner Worte zu begreifen. »Ich bin auch keine Heilerin, sondern eine Wanderapothekerin aus Schwarzburg-Rudolstadt. Warum Eure Leute mich mitgenommen haben,

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