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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Münzen, sondern einen halben Laib Brot und eine geräucherte Wurst zu nehmen.
    »Hab Dank – und Gott befohlen!«, verabschiedete sie sich von der Bäuerin und ging weiter zum nächsten Haus.
    Nach einer guten Stunde hatten sie und Martha alle Höfe im Dorf aufgesucht und da und dort etwas verkauft. Da der Tag noch jung genug war, zogen sie weiter. Im nächsten Dorf verkauften sie ebenfalls gut. Da die Bewohner freundlich wirkten, fragten sie auch dort nach Klaras Bruder und erfuhren, dass Gerold bis dahin gekommen war.
    »Wie weit ist es eigentlich noch bis zu unserem Ziel?«, fragte Martha, als sie wieder unterwegs waren.
    »Genau weiß ich das nicht. Ich vermute, dass wir bereits den größten Teil meiner gesamten Strecke zurückgelegt haben, vielleicht schon vier Fünftel«, antwortete Klara.
    »So viel schon?«, rief Martha verblüfft. »Da ist es doppelt traurig, dass dein Bruder so kurz vor seinem letzten Ziel verlorengegangen ist. Ich hatte ja schon Angst, dass er den beiden Räubern zum Opfer gefallen wäre, mit denen wir zu tun hatten. Aber die sollen eher jenseits des Waldes ihr Unwesen getrieben haben.«
    »Sie waren auch schon auf dieser Seite!« Klara zitterte innerlich, denn die Möglichkeit, Gerold könnte den beiden Schurken zum Opfer gefallen sein, schien ihr mit einem Mal sehr groß.
    »Wir hätten die Kerle umbringen sollen«, stieß sie aufgewühlt hervor.
    »Ich glaube nicht, dass der Richter sie noch lange am Leben lässt«, wandte Martha ein. »Außerdem weiß ich nicht, ob ich mit dem Gedanken leben möchte, einen Menschen getötet zu haben.«
    »Da hast du recht! Ich will es auch nicht. Aber ich ärgere mich jetzt, weil ich die beiden Schufte nicht nach Gerold gefragt habe.«
    »Glaubst du, sie hätten dir eine ehrliche Antwort gegeben?«, sagte Martha.
    Klara schüttelte seufzend den Kopf und nahm sich vor, auf ihrem weiteren Weg in jedem Dorf nachzufragen, ob Gerold dort aufgetaucht sei und ob er weitergegangen wäre.

14.
    E ine Woche später waren sie immer noch auf Gerolds Spur, und die Gegend, in der der Galljockel und der Knüppelpeter ihr Unwesen getrieben hatten, lag mittlerweile hinter ihnen. Erleichtert verwarf Klara den Verdacht, die beiden Schurken könnten ihren Bruder auf dem Gewissen haben. Doch das machte Gerolds Verschwinden nur noch mysteriöser.
    An diesem Tag waren sie weit gewandert und hatten anders als sonst nur wenig verkauft. Auch hatten die Bäuerinnen ihnen nichts zu essen gegeben, und so waren ihre Vorräte wieder einmal aufgebraucht.
    »Wenn die Bewohner des nächsten Dorfes genauso sind wie die im letzten, werden wir hungrig bleiben und uns eine gute Stelle zum Lagern im Wald suchen müssen. Dabei bin ich mir sicher, dass es bald regnen wird«, stöhnte Martha, die wieder einmal das Reff trug. Auch wenn sie bereits einen großen Teil der Arzneien verkauft hatten, so spürte sie doch das Gewicht.
    »Vielleicht haben wir ja Glück«, antwortete Klara und forderte sie auf, ihr das Reff zu überlassen. »Du hast es jetzt lange genug getragen!«
    »Ich frage mich, wie du das schwere Ding tragen konntest, als es noch voll war!« Martha blieb keuchend stehen, setzte das Reff ab und half Klara, es zu übernehmen.
    »Wir sollten uns beeilen!«, meinte sie mit einem besorgten Blick zum Himmel. »Sonst treffen wir erst nach der Dämmerung in dem Dorf ein, oder wir geraten in den Regen.«
    Mit einem verbissenen Nicken beschleunigte Klara ihre Schritte. Im Osten wurde es schnell dunkler, die Wolkendecke schloss sich, und die letzten Sonnenstrahlen, die eben noch eine Lücke gefunden hatten, erloschen. Im nächsten Moment spürten die beiden jungen Frauen die ersten Regentropfen auf der Haut.
    Buchstäblich im letzten Licht des sterbenden Tages erreichten sie das nächste Dorf. Die Bauern hatten ihr Tagwerk vollbracht, und in den Hütten brannten die ersten Kienspäne und Öllampen. Trotzdem befanden sich die meisten Bewohner auf dem großen Platz in der Mitte und starrten ängstlich auf Reiter, die sie mit ihren Waffen bedrohten.
    Klara sah die Soldaten, blieb abrupt stehen und wollte wieder verschwinden. Doch da wurde ein Offizier auf sie und Martha aufmerksam und gab ein paar seiner Männer den Befehl, sie zu den anderen zu treiben.
    »Weißt du, was das soll?«, fragte Martha, die sich bereits als Opfer enthemmter Soldaten sah, wie ihre Großmutter es ihr als kleines Kind beschrieben hatte.
    Klara schüttelte mit verbissener Miene den Kopf. »Ich habe nicht die

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