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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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geringste Ahnung, was die Soldaten hier wollen. Was für ein Pech auch, dass wir ihnen direkt vor die Füße laufen mussten!«
    »Ich wünschte, die Kerle hätten sich einen anderen Ort ausgesucht«, meinte eine Frau in ihrer Nähe. »Sie sind kurz vor euch gekommen und haben uns befohlen, uns hier zu versammeln. Wahrscheinlich wollen sie Vorräte und Brandschatzung erpressen. Gebe unser Herr Jesus Christus, dass sie nicht auch noch über uns Frauen und Mädchen herfallen.«
    Klara und Martha teilten diese Befürchtung. Erstere packte ihren Stock fester, um sich verteidigen zu können. Freiwillig, sagte sie sich, würden die Männer sie nicht bekommen.
    »Sind alle versammelt?«, fragte der Offizier einen Mann, in dem Klara das Dorfoberhaupt vermutete.
    »Soviel ich sehen kann, ja«, antwortete dieser mit einem scheuen Blick auf die Karabiner und Rapiere, die die Soldaten kampfbereit in den Händen hielten.
    »Euer Herr ist unser Feind«, fuhr der Offizier in einem fremdartig klingenden Deutsch fort. »Wir hätten daher das Recht, dieses Dorf zu plündern und anzuzünden. Darauf werden wir jedoch verzichten, wenn unter euch jemand ist, der sich auf die Heilung von Wunden versteht, sei es ein Arzt, ein Bader oder eine Hebamme.«
    »Ein Arzt?« Der Dorfvorsteher lachte trotz seiner Angst kurz auf. »Unser Flecken ist viel zu klein, als dass ein Arzt sich hier ansiedeln würde. Nicht einmal einen Bader gibt es. Der wohnt eine halbe Meile weiter im nächsten Ort. Dort könntet Ihr auch eine Hebamme finden. Die unsere ist vor einem Vierteljahr gestorben, und bis jetzt haben wir noch keine neue gefunden.«
    »Ist das wahr?«, fragte der Offizier scharf.
    Der Mann nickte unglücklich. »Das ist es, Herr! Wenn Ihr jemanden braucht, der Wunden zu heilen vermag, müsst Ihr woanders suchen.«
    »Verflucht, was machen wir jetzt?«, rief ein Unteroffizier aufgebracht. »Wir sind mit Sicherheit unterwegs gesehen worden. Wenn wir jetzt zu diesem anderen Dorf weiterreiten, sind die Leute dort bereits gewarnt, und wir müssen sie niederkämpfen. Bis das geschehen ist, sind der Bader und die Hebamme längst in den Wald geflohen und drehen uns eine lange Nase.«
    Der Offizier dachte angestrengt nach. Zusammen mit seinen Männern hatte er alles gewagt, um medizinische Hilfe zu erhalten, und war dabei in dieses elende Dorf geraten.
    »Gott hat uns verlassen«, sagte er bitter. »Mehr können wir nicht tun, wenn wir nicht unnütze Verluste erleiden wollen. Plündert die Häuser und zündet sie an. Wer euch daran hindern will, den erschlagt!«
    »Und die Weiber?«, fragte einer.
    »Ein paar der Hübscheren könnt ihr als Huren mitnehmen! Um uns hier mit ihnen zu beschäftigen, haben wir nicht die Zeit.«
    Der Offizier ließ sein Pferd ein paar Schritte rückwärtsgehen, während seine Reiter fluchend von den Pferden stiegen. Bevor sie das erste Haus erreichten, drängte die Frau, die Klara angesprochen hatte, nach vorne.
    »Verzeiht, Herr, aber wenn Ihr jemanden sucht, der sich mit Heilkunst auskennt, so ist hier eine Wanderapothekerin aus Königsee, falls Ihr den Ort kennt.«
    Kopfschüttelnd drehte der Offizier sich zu ihr um. »Nein, den Ort kenne ich nicht! Aber wenn das Mädchen in der Heilkunst beschlagen ist, soll es mir recht sein.«
    »Aber ich bin keine Heilerin!«, rief Klara empört aus.
    Einige Frauen schoben sie nach vorne. »Sei still!«, raunte eine ihr ins Ohr. »Wenn du nicht mitgehst, zerstören sie unser Dorf, und wir fallen diesen Schurken zum Opfer.«
    Da die Frau jung und hübsch war, hatte sie Angst, dass die Soldaten sie mitnehmen würden. Auch andere Frauen flehten Klara an, sie zu retten.
    Der Offizier musterte sie vom Sattel aus und wies auf ihr Reff. »Was ist das?«
    »Das sind die Arzneien, die ich unterwegs verkaufe«, antwortete Klara mit mühsam beherrschter Stimme.
    »Ist auch Medizin dabei, die bei Wunden hilft?«, fragte der Offizier weiter.
    Klara nickte, denn sie wagte nicht zu lügen.
    Die finstere Miene des Mannes hellte sich auf. »Wie es aussieht, haben wir doch Glück. Maurice, du nimmst die Heilerin auf dein Pferd!«
    »Samt ihrem Traggestell?«, fragte der Soldat.
    Sein Anführer schüttelte den Kopf. »Das soll Héraud übernehmen. Macht schnell, sonst gelingt es dem Feind, uns abzufangen!«
    Jetzt bin ich auch noch in einen Krieg hineingeraten, dachte Klara entsetzt, als einer der Soldaten ihr das Reff abnahm und zu einem Kameraden hochreichte.
    »Das Mädchen wäre mir lieber als dieses

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