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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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weiß ich nicht.«
    »Sie hat Arzneien bei sich, die bei Wunden helfen«, erklärte der Leutnant. »Außerdem war sie die Einzige in dem Dorf, die über medizinisches Wissen verfügt.«
    »Ich weiß, was meine Mittel bewirken. Das ist alles«, wandte Klara ein.
    »Das ist auf alle Fälle mehr, als wir wissen, nachdem die badischen Dragoner ausgerechnet unseren Arzt erschießen mussten. Komm jetzt und sieh dir den Patienten an. Wehe, er stirbt dir unter den Händen!« Der Leutnant packte Klara und stieß sie auf das große Zelt zu.
    »Ich brauche mein Reff«, erklärte diese und zeigte, da er den Ausdruck nicht verstand, auf ihr Traggestell.
    »Gib es mir!« Mit diesen Worten trat Martha zu Héraud und nahm ihm das Reff ab. Als sie Klara in das Zelt folgte, fragte sie sich, weshalb der Herrgott es zuließ, dass sie, kaum dass sie ihrem schrecklichen Grafen und den Räubern entkommen war, schon wieder in Gefahr geraten konnte.
    In dem geräumigen Zelt stand nur ein Feldbett, und auf diesem lag ein Mann mit entblößtem Oberkörper. Eine blutige Binde lief ihm quer über die Brust. Klara nahm zunächst an, der Verletzte würde schlafen, doch da öffnete er die Augen und sah sie an.
    »Was bringt Ihr da, de Matthieux? Das ist ja noch ein halbes Kind!« Da er seine Muttersprache verwendete, verstand Klara nicht, was er wollte.
    »Es war die einzige Heilerin, die wir finden konnten,
mon colonel
«, antwortete der Leutnant zuerst auf Französisch und dann auf Deutsch, damit die beiden Mädchen es verstanden.
    »Ich bin keine Heilerin!«, widersprach Klara vehement. »Ich bin eine Wanderapothekerin aus Schwarzburg-Rudolstadt und trage Arzneien aus.«
    »Eine Apothekerin muss auch etwas von Heilkunst verstehen«, erklärte der Leutnant.
    »Das muss sie!«, stimmte ihm sein Hauptmann zu, der mit in das Zelt gekommen war.
    Er wandte sich an Klara und wies mit der rechten Hand auf den Oberst. »Du wirst jetzt den Comte de Thorné untersuchen und alles tun, um ihn am Leben zu erhalten. Stirbt er, stirbst auch du, und das unter Schmerzen!«
    Dass das keine leere Drohung war, spürte Klara, und sie sah Martha hilfesuchend an.
    »Du wirst es tun müssen«, sagte diese bedrückt. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind das Franzosen – und von denen hat man nicht viel Gutes gehört. Das ist sogar bis zu uns nach Güssberg gedrungen.«
    »Aber ich bin keine Ärztin! Außerdem musste ich schwören, unterwegs niemanden zu behandeln. Die sollen sich einen richtigen Chirurgen besorgen.«
    »Das hätten wir liebend gerne getan«, erwiderte Lieutenant de Matthieux mit einem bitteren Lachen. »Doch hier, mitten im Krieg, gibt es keinen mehr, und die Städte verrammeln die Tore vor uns. Uns ist nichts anderes übriggeblieben, als ein Dorf einzunehmen und dort einen Arzt oder eine kundige Hebamme zu erpressen.«
    »Wir haben einen Mann mit einer weißen Fahne in die nächste größere Stadt geschickt und um einen Chirurgen gebeten. Weißt du, was der Kommandant der Festung uns hat ausrichten lassen: Der Comte de Thorné könne seinetwegen ruhig verrecken.«
    »Dieser Kerl hat alle Ehre vergessen, die es gebietet, einen Edelmann auch wie einen solchen zu behandeln!«, warf der Hauptmann ein.
    »Und wie behandelt ihr die einfachen Leute?«, fragte Klara empört. »Ihr hättet die Dorfbewohner umgebracht und wolltet die Frauen schänden!«
    »Dafür hätte uns die Zeit gefehlt. Wir hätten das Dorf angezündet und ein paar Weiber mitgenommen«, widersprach der Leutnant.
    »Das ist auch nicht viel menschlicher!«
    »Wenn der Colonel stirbt, werdet ihr zwei sterben, aber erst, nachdem jeder unserer Reiter seinen Spaß mit euch hatte.«
    »Du musst es tun!«, raunte Martha ihrer Freundin zu. »Sonst werden wir sie nach alledem, was sie uns antun werden, noch um den Tod anflehen.«
    Widerwillig trat Klara auf den Grafen zu und löste seinen Verband. Die Wunde saß knapp über dem Herzen und war rot entzündet. Sie hätte nicht einmal zu sagen vermocht, ob sie durch einen Stich oder einen Schuss entstanden war. Bevor sie fragen konnte, reichte Lieutenant de Matthieux ihr einen mit Leder überzogenen Kasten.
    »Das ist das Besteck unseres toten Regimentschirurgen. Du wirst es brauchen, um die Kugel herauszuholen. Von uns hat das keiner gewagt.«
    »Das glaube ich gerne – wenn ihr jeden mit Schändung und Tod bedroht!«, spottete Klara aus ihrer Anspannung heraus.
    Ganz unbeschlagen in der Behandlung von Verletzungen war sie nicht, denn ihre Mutter

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