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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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konnte. Tobias dachte an die beiden Räuber, die Klara überfallen hatten. Laut ihren Aussagen hatten sie von Alois Schneidt erfahren, dass seine Nichte viel Geld bei sich tragen würde. Bisher hatte er dies für eine Unbedachtsamkeit von Schneidt gehalten, doch nun begriff er, dass es mit Absicht geschehen war. Schneidt hatte Klara auf diese Art und Weise loswerden wollen, doch sie hatte sich als zu gewitzt für den Galljockel und den Knüppelpeter erwiesen. Diese zwei Halunken würden nun niemanden mehr bedrohen und ausrauben, denn der Richter hatte sie kurzerhand zum Tode verurteilt und aufhängen lassen.
    Tobias richtete seine Gedanken wieder auf Klara. Da durchfuhr es ihn wie ein Schlag. Auch sie hatte ein Anrecht auf einen Teil des Schatzes. Wenn er sie dazu bewegen konnte, ihn zu heiraten, würde sein Vater nachgeben müssen.
    Mit neu erwachtem Selbstvertrauen klopfte Tobias seinem Freund auf die Schulter. »Ich werde daheim in deinem Sinne tätig werden, mein Guter. Doch bis dorthin werde ich dir eine kleine Summe hierlassen, damit du nicht ohne Geld bist. Du wirst deine Dankbarkeit für Herrn Pulver und Jungfer Lisa gewiss einmal mit einem kleinen Geschenk zeigen wollen.«
    »Aber das ist doch nicht nötig!«, wehrte das Mädchen ab, und das meinte sie nach Tobias’ Einschätzung ernst. Für sie war das schönste Geschenk, dass der junge Mann, den sie dem Tode nahe in einer Schlucht gefunden hatte, am Leben geblieben war.
    Der Apotheker hingegen nickte zufrieden. »Es wäre nicht schlecht, wenn Gerold ein wenig Geld besitzt. Es können ruhig Münzen aus seiner Heimat sein. Die Leute sollen sehen, dass er kein simpler Landstreicher ist, sondern ein wohlerzogener junger Mann! Bislang habe ich ihn nicht ins Gasthaus mitgenommen, um ihn nicht dadurch zu beschämen, dass ich auch noch den Becher Wein, den er trinkt, für ihn bezahle. Das werde ich nun tun, damit unsere Nachbarn ihn richtig kennenlernen können.«
    Wie es aussah, hatte Lisa ihren Vater schon beinahe so weit, Gerold als Schwiegersohn zu akzeptieren, dachte Tobias zufrieden. Es freute ihn für seinen Freund. Gerold hatte eine liebende Frau und alles Glück der Welt verdient.
    »Ich werde dir noch etwas aus der Heimat mitbringen«, meinte er grinsend, »nämlich eine leichtere Krücke. Mit der hier kannst du Räuber erschlagen, aber keine hundert Schritte weit gehen.«
    Nun musste auch Gerold lachen. »Da hast du recht! Aber das Ding habe ich selbst gemacht, und wie du weißt, bin ich beim Salbenmischen besser denn als Tischler.«
    Plötzlich fühlte Tobias Lisas Hand in der seinen. »Habt Dank«, flüsterte sie ihm zu. »Ihr habt Gerold das Lachen zurückgegeben. Jetzt wird alles gut!«
    Über Gerolds Gesicht huschte ein schmerzhafter Zug. »Noch nicht ganz. Bitte, Tobias, du musst Klara finden.«
    »Das werde ich!«, versprach Tobias, und ihm wurde klar, dass es an der Zeit war, sich zu verabschieden. »Ich will morgen sehr früh weiter. Verzeiht daher, wenn ich jetzt gehe. Gerold, hier ist das Geld!«
    Er zählte dem Freund die Münzen auf den Tisch, die Graf Benno von Güssberg ihm als Entschädigung hatte zahlen müssen, reichte ihm die Hand und deutete vor Pulver eine Verneigung an.
    Zuletzt schenkte er Lisa ein dankbares Lächeln. »Auf Wiedersehen, Jungfer! Ich wünsche dir alles Gute und Schöne auf dieser Welt. Du siehst nämlich so aus, als könntest du dein Glück festhalten.«
    »Das kann sie allerdings«, murmelte ihr Vater im Hintergrund ein wenig bärbeißig, aber auch stolz.
    Tobias kehrte in den Gasthof zurück. Da der Mond fast voll am Himmel stand, sah er das große Holzschaff am Straßenrand gerade noch rechtzeitig, bevor er darüber fallen konnte.
    Als er die Gaststube betrat, hatte der Reitknecht bereits den zweiten Krug Wein geleert und stand nicht mehr allzu sicher auf den Beinen. Tobias fasste ihn unter und schleifte ihn in den Stall, wo der Bursche auf einem Büschel Stroh rasch einschlief.
    Wieder in der Gaststube, bestellte Tobias sich einen Becher Wein und fragte die Magd, ob noch etwas zu essen übrig wäre.
    »Das will ich wohl meinen!«, antwortete sie lachend. »Schließlich leben wir davon, dass die Gäste unseren Wein trinken und unsere Mahlzeiten verzehren. Was darf es denn sein? Es ist noch ein Rest Eintopf da, oder wollt Ihr Würste und Schinken?«
    »Etwas Wurst und Brot reichen«, antwortete Tobias.
    »Gerne!« Die Magd holte ihm das Verlangte und legte es ihm so vor, dass ihr Busen ihm kurz über die Wange

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