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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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darauf herumkaute. Das Fleisch war jedoch gut gesalzen, und so verspürte Klara schon bald entsetzlichen Durst. Den letzten Bissen brachte sie nur noch mit Widerwillen herunter, schulterte ihr Reff und eilte mit der Hoffnung weiter, bald einen Bach oder eine Quelle zu finden.
    Nach weniger als fünfhundert Schritten öffnete sich der Wald, und sie sah das Dorf vor sich, das sie am Vortag noch hatte erreichen wollen. Sie atmete erleichtert auf, ärgerte sich aber gleichzeitig über sich selbst. Wenn sie am Abend weitergegangen wäre, hätte sie vielleicht bei einem Bauern im Stroh schlafen dürfen anstatt auf der blanken Erde mit einer harten Baumwurzel im Rücken.
    Klara trat auf den ersten Hof zu und sah, dass die Bäuerin eben mit der gemolkenen Milch aus dem Stall kam. »Guten Tag«, grüßte sie. »Ich bin die Schneidt-Klara aus Königsee und trage die Salben und Arzneien des Laboranten Just aus.«
    Die Frau musterte sie mit einem abweisenden Blick. »Hausierer und ähnliches Gesindel mögen wir hier nicht. Also mach dich von hinnen!«
    »Ich will ja nicht, dass du mir etwas abkaufst«, antwortete Klara bedrückt. »Ich wollte euch nur um einen Trunk bitten. Ich werde es dir auch vergelten.«
    »Mit den gemahlenen Krötenschwänzen und Salamanderaugen, die du bei dir trägst? Damit bleib mir vom Leib! Als ich das Zeug, das mir der letzte Wunderdoktor angedreht hat, einem kranken Kalb eingab, war es innerhalb einer Stunde tot! Also verschwinde, sonst lasse ich den Hund von der Kette!«
    Enttäuscht wandte Klara der Frau den Rücken zu und ging zum nächsten Hof. Doch dort war der Empfang ähnlich. Im letzten Jahr hatte ein wandernder Hausierer hier seine angebliche Wundermedizin verkauft, und diese hatte sich als vollkommen wirkungslos erwiesen. Deshalb hätte man, wie der Bauer erklärte, auch den Königseer, der wenige Wochen später gekommen war, nach einer kräftigen Tracht Prügel weitergeschickt.
    »Dir tun wir nichts, weil du ein Weibsbild bist. Aber komm nie wieder hierher!«, setzte der Mann noch hinzu und ließ Klara einfach stehen.
    Das Mädchen sah ihm nach und versuchte, das Gehörte zu begreifen. Wie es aussah, waren die Leute hier auf einen Betrüger hereingefallen und hatten deswegen ihren Bruder verprügelt. Ihr Mitleid mit den Viehverlusten der Dörfler schwand, und sie sagte sich, dass diese selbst schuld waren, wenn sie wegen der schlechten Medizin die gute, die sie bei sich trug, nicht mehr kauften.
    Leider stillten diese Gedanken nicht ihren Durst, und so suchte sie auf ihrem weiteren Weg nach einer Quelle. Sie geriet dabei wieder tiefer in den Wald und wusste zuletzt nicht mehr, ob sie noch auf dem rechten Weg war oder nicht. Zum Glück fand sie schließlich ein klares Bächlein und trank erst einmal reichlich. Dabei schwor sie sich, beim nächsten Mal eine Flasche mitzunehmen, in die sie Wasser füllen konnte. In die kleinen Fläschchen, die sie leer bei sich trug, passte gerade mal ein Schluck.
    Ihr Vater hatte stets eine Feldflasche aus Holz auf seine Wanderung mitgenommen und sie als Kinder spaßeshalber daraus trinken lassen. Daran hatte sie nicht gedacht, als sie ihre Ausrüstung zusammenstellte, und dieses Versäumnis bereute sie nun. Verdrossen ging sie weiter und erreichte etwa eine Stunde später das nächste Dorf. Hier wurde sie zwar nicht verjagt, doch die Bewohner erschienen ihr trotzdem seltsam. Schon die erste Bäuerin, mit der sie sprach, zog sie näher an sich heran.
    »Hast du auch Mittel, die gegen die Bosheit der Teuflischen helfen?«, fragte die Frau so leise, dass Klara Mühe hatte, sie zu verstehen.
    »Was meinst du?«, fragte sie verwundert.
    »Nun, etwas, das gegen den Fluch von Hexen hilft!« Jetzt sprach die Bäuerin etwas lauter, sah sich dabei aber immer wieder um, als hätte sie Angst, die unsichtbaren Mächte könnten sie belauschen.
    Zu Hause hatte der Pastor erklärt, dass es keine Hexen gäbe. Diese wären nur eine Erfindung ängstlicher, abergläubischer Geister, die kein Vertrauen in das Wirken Gottes hätten. Klara wusste daher nicht, was sie sagen sollte. »Ich habe Mittel gegen alle möglichen Krankheiten bei mir«, antwortete sie zögernd.
    »Ich brauche etwas, das gegen einen Hexenfluch hilft«, fuhr die andere fort. »Wir gehören zur Grafschaft Güssberg, deren Hauptort jenseits der Hügel liegt. Vor einigen Tagen hat der Graf einen Wilddieb gefangen und aufhängen lassen. Dessen Tochter hat den Grafen verflucht und ihm alle möglichen Seuchen

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