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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Königsee und bin vom Laboranten Just geschickt worden, seine Arzneien hier zu verkaufen«, erklärte Klara.
    »Du hast Medizin! Auch für das Vieh?«, fragte eine Bäuerin.
    Klara nickte. »Die habe ich!«
    »Dann brauche ich was. Vielleicht hilft es auch gegen den Bären. Die Salben riechen doch stark. Womöglich vertreibt ihn das. So ein Bär hat doch eine empfindliche Nase, sonst würde er den Honig nicht so weit wittern!« Die Bäuerin hielt Klara am Reff fest und zerrte es ihr fast von den Schultern.
    »Wollen wir nicht hineingehen?«, fragte Klara.
    »Wir können unseren Handel genauso hier machen. Die anderen werden auch etwas kaufen wollen«, antwortete die Bäuerin und fragte Klara, was sie alles bei sich habe.
    »Ich habe es hier auf dem Zettel stehen«, erklärte das Mädchen und reichte der anderen ein Blatt.
    Diese starrte verständnislos darauf und gab es zurück. »Sag bloß, du kannst lesen?«
    »Aber ja! Bei uns können das fast alle. Nur die ganz Alten nicht, weil es in ihrer Jugendzeit noch keine Schule gegeben hat.«
    »Mit einer Schule dürfen wir unserm Herrn Grafen nicht kommen. Der würde uns die Löffel so langziehen, dass wir aufpassen müssten, nicht darauf zu treten. Die Leute sollen arbeiten, sagt er, und nicht ihre Zeit mit solchem Unsinn verschwenden.« Die Frau seufzte tief. Da die Menschen hier nicht lesen lernen durften, konnte niemand von ihnen mehr werden als ein einfacher Knecht oder eine Magd.
    Klara begriff, dass diese Aussichtslosigkeit die Bewohner bedrückte. Dagegen aufzubegehren, war jedoch unmöglich, denn der Graf verfügte über alle Macht in seinem kleinen Ländchen. Wie er diese auszuüben gedachte, hatte er mit der Hinrichtung des Holzarbeiters bewiesen. Nun mussten die Männer in seinem Residenzort mithelfen, die angebliche Hexe Martha zu verfolgen.
    Um nicht zu lange in diesem Dorf bleiben zu müssen, setzte Klara ihr Reff ab und begann, den Dörflerinnen ihre Salben und Essenzen zu verkaufen. Sie musste ihnen jedoch die Anweisungen, wie diese zu gebrauchen waren, vorlesen und konnte nur hoffen, dass ihre Worte im Gedächtnis der Bäuerinnen blieben.
    Innerhalb einer Stunde machte sie ein gutes Geschäft und wurde von einer der Frauen auch noch zum Essen eingeladen. Das Knurren ihres Magens brachte sie dazu, gegen ihr Gefühl zu handeln, das sie drängte, sofort weiterzugehen.
    »Ich danke dir«, sagte sie und reichte der gastfreundlichen Frau ein Töpfchen Jerusalemer Balsam, der bei kleineren Wunden Entzündungen verhindern konnte.
    Die Frau lächelte so erfreut, dass Klara ein schlechtes Gewissen bekam. Für den Gegenwert dieses Salbenkleckses hätte sie in einem Gasthof nicht einmal eine Schüssel Eintopf erhalten. Hier hingegen wurde ihr eine dicke Graupensuppe und hinterher ein schönes Stück Rauchfleisch vorgesetzt, und zum Trinken erhielt sie Bier, das die Frau, wie sie stolz verkündete, selbst gebraut hatte.
    »Das darf man hier nicht laut sagen«, setzte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. »Der Herr Graf will nämlich, dass alle seine Untertanen das Bier kaufen, das sein Braumeister braut. Das ist aber bei weitem nicht so gut wie das meine. Wir kaufen zwar immer wieder einen Eimer, damit es nicht auffällt, aber mindestens ein Drittel von dem, was wir trinken, braue ich selbst. Ich kann das, weil unser Hof etwas abseits liegt und die beiden Büttel des Grafen nicht nur meine Vettern sind, sondern auch gerne einen Krug meines Bieres trinken. Ihnen schmeckt das nämlich auch besser als das des gräflichen Braumeisters.«
    »Dein Bier schmeckt wirklich gut«, lobte Klara nach dem ersten Schluck.
    Gleichzeitig dachte sie, dass allzu rigide Regeln die Leute nur dazu brachten, insgeheim dagegen zu verstoßen. Sie war froh, nicht in einem Herrschaftsgebiet wie diesem leben zu müssen, selbst wenn es auch in Schwarzburg-Rudolstadt immer wieder Zwistigkeiten zwischen den Bürgern und dem Fürsten gab.
    »Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat«, sagte die Bäuerin. »Weißt du, wir hier auf dem Lerchenhof sind was Besonderes im Ort. Im Gegensatz zu den anderen Bauern sind wir nicht leibeigen, und unser Besitz gehört nicht dem Grafen, sondern dem Hochstift Bamberg. Mit den Domherren will der Herr Graf sich dann doch nicht anlegen.«
    Klara spürte die Zufriedenheit der Frau, beschwor sie aber in Gedanken, vorsichtig zu sein und den Grafen nicht zu sehr zu reizen. Wie sie den Herrn nach dem wenigen einschätzte, was sie über ihn gehört hatte, würde ihn auch

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