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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mich gestern nicht erwischt.«
    Die Hunde hatte Klara ganz vergessen. Diese würden sich von falschen Richtungsangaben nicht täuschen lassen, sondern schnurstracks ihrer Nase folgen. »Wenn wir einen Bach finden, in dem wir ein Stück gehen können, verlieren die Hunde vielleicht unsere Witterung!«, sagte sie und forderte Martha erneut auf, sich mit dem Anziehen zu beeilen. Anschließend verstaute sie ihren Mantel auf dem Reff und setzte ihren Weg schnellen Schrittes fort.
    Martha fühlte sich noch immer arg zerschlagen, auch wenn die Schwellungen im Gesicht allmählich zurückgingen und sie schon wieder mit beiden Augen sehen konnte. Erst jammerte sie zum Steinerweichen über Klaras Tempo und blieb schließlich keuchend stehen. »Musst du unbedingt so rennen?«
    »Du kannst auch zurückbleiben und warten, bis Graf Benno dich aufgreift. Was er dann mit dir anstellen wird, will ich mir besser nicht vorstellen!«
    Einen Augenblick lang spielte Klara mit dem Gedanken, die junge Frau tatsächlich zurückzulassen. Dann aber schüttelte sie den Kopf. Gott würde es ihr nie verzeihen, wenn Martha das Opfer dieses übergeschnappten Grafen wurde, und sie sich selbst auch nicht.
    »Dort vorne ist ein Bach. Wenn wir im Wasser gehen, müssen wir sowieso langsamer werden«, tröstete sie und stieg das Ufer hinab.
    Das Wasser fühlte sich bei der mittlerweile herrschenden Hitze an wie Eis. Daher wäre Klara am liebsten sofort wieder aus dem Bach gestiegen. Doch er bot die einzige Möglichkeit, Graf Bennos Hunden zu entgehen. Unangenehm war nur, dass der Bach nach Süden floss und nicht nach Südwesten in die Nähe ihres Ziels.
    Klara wischte diesen Gedanken mit einer kurzen Handbewegung beiseite. Vielleicht war es sogar gut, dass sie in diese Richtung gehen mussten, denn auf diese Weise konnten sie die Verfolger täuschen.
    »Gibt es in diesem Bach Krebse?«, fragte Martha auf einmal.
    »Weshalb fragst du?«
    »Weil die ausgezeichnet schmecken, wenn man sie kocht!«
    »Das mag ja sein, aber wir haben keinen Kochkessel«, sagte Klara. »Außerdem dürften der hiesige Landesherr und dessen Amtmänner nicht erfreut sein, wenn wir ihre Krebse wildern!«
    »Aber das sagen wir denen doch nicht«, antwortete Martha grinsend und drückte ihr das Bündel mit den Lebensmitteln in die Hand. »Hier, halte das mal. Ich will zusehen, ob ich nicht ein paar von den Biestern erwische. Man kann sie auch auf einen Stecken spießen und am Lagerfeuer braten.«
    »Pass auf, dass ich dich nicht auf einen Stecken spieße«, rief Klara in dem Glauben, die andere wolle ihr nur den Packen aufhalsen.
    Martha erwies sich jedoch als so geschickt im Fangen von Krebsen und Fischen, dass Klara rasch begriff, dass sie es nicht zum ersten Mal tat. Wahrscheinlich hatte auch ihr Vater mehr als einen Hasen aus den Wäldern des Grafen gewildert und war bei dem letzten erwischt worden. Dies entschuldigte Graf Bennos Tat jedoch nicht. In Klaras Augen war der Mann ein schlimmerer Schurke als ein Räuber, der aus Not fremde Menschen überfiel.
    »Wir dürfen die Fische und Krebse niemanden sehen lassen«, warnte Klara ihre Begleiterin.
    »Natürlich nicht! Aber glaubst du nicht, dass wir jetzt wieder aus dem Wasser herauskönnen? Es ist saukalt, und meine Füße sind schon zu Eisblöcken geworden. Außerdem sind die Steine auf dem Grund glitschig. Wir haben nichts davon, wenn eine von uns ausrutscht und sich einen Arm bricht oder gar ein Bein.«
    »Du hast schon recht. Trotzdem sollten wir noch eine Weile im Bach bleiben und ihn erst an einer Stelle verlassen, an die die Hunde von außen nicht so leicht herankommen«, antwortete Klara.
    Martha schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber an einer Stelle, zu der die Hunde nicht gelangen, kommen wir doch nicht heraus?«
    »Wir haben immerhin unsere Hände«, gab Klara zurück. »Außerdem glaube ich, dass wir genug Fische und Krebse haben. Die halten sich bei der Hitze nicht lange!«
    Auf Marthas noch immer grünblau verfärbtem Gesicht erschien ein Grinsen. »Die sind auch nicht alle für uns. Ich möchte sie in Seuberndorf gegen etwas anderes eintauschen. Vielleicht haben die dort ein Paar Holzschuhe übrig, die mir passen. Eine Jacke gegen die Nachtkühle wäre auch ganz gut!«
    Oh Gott, was habe ich mir angetan?, dachte Klara seufzend. Andererseits brauchte Martha die Sachen wirklich, und da war es vielleicht besser, wenn sie diese durch einen Tausch dieser Art erwarben, als wenn sie selbst ihre Arzneien dafür hergeben

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