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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gliederreißen, Zahnweh, Husten oder was auch immer sucht, ist bei mir gut aufgehoben!«
    Noch während sie es sagte, merkte sie, dass sie einen Teil der Rede von jenem Theriak-Händler in Kronach übernommen hatte. Doch wenn sie Geschäfte machen wollte, musste sie die Menschen anlocken.
    Die Dörfler hielten inne und sahen sie und Martha an. »Du willst aus Königsee kommen? Bisher war dies immer ein Mann mittleren Alters und im letzten Jahr ein junger Bursche«, meinte eine Frau.
    »Das waren mein Vater und mein Bruder. Beide sind von ihrer Wanderschaft nicht mehr zurückgekehrt, deshalb hat der hochlöbliche Laborant Rumold Just mich auf den Weg geschickt«, erklärte Klara und stellte ihr Reff ab.
    »Hier habe ich den guten ägyptischen Balsam und hier die Essenz, die gegen Halsweh hilft, indem man ein paar Tropfen in Wasser gibt und damit gurgelt. Auch hilft die Tinktur bei Schürfwunden!«, erklärte sie und zeigte die jeweiligen Arzneien.
    Einige kauften ihr etwas ab. Doch immer wieder sahen sie zu Martha hin, die sich unter einen Birnbaum gesetzt hatte und interessiert zusah.
    »Ist das nicht die Hexe aus Güssberg?«, fragte eine Frau.
    »Doch, das ist die Martha, des Damians Tochter. Schade um ihn! Er war ein guter Mann, hatte aber das Unglück, der Leibeigene eines solchen Herrn zu sein«, warf eine andere ein.
    »Es ist auch ihr Unglück! Man sagt, Graf Benno will sie einfangen und hinrichten lassen.«
    »Darf er das überhaupt?«, fragte ein junger Mann. »Es heißt doch, sein Großvater hätte die Blutgerichtsbarkeit an den Fürstbischof von Bamberg verpfändet.«
    »Das kümmert Graf Benno wenig!«, erklärte ein anderer mit wegwerfender Handbewegung. »Auch bei der Jagd schert er sich nicht um die Grenzen seines Besitzes. Den schönsten Hirsch hat er drüben auf Bayreuther Territorium erlegt. Der Markgraf ist noch heute zornig auf ihn!«
    Klara hörte aufmerksam zu und kam zu dem Schluss, dass Benno von Güssberg nicht besonders angesehen war. Dies gab ihr den Mut, sich an eine der Frauen zu wenden. »Hat jemand von euch ein altes Kleid übrig, das meine Begleiterin anziehen kann?«
    »Wir würden dir ja gerne eines geben, aber wir haben Angst, dass Graf Benno es uns entgelten lässt«, sagte eine Frau, zwinkerte Klara aber gleichzeitig zu. »Wo gehst du als Nächstes hin? Nach Seuberndorf wie dein Vater und dein Bruder?«
    »Nach Markt Schellendorf«, warf Martha mit lauter Stimme ein.
    Das war so auffällig, dass wohl kaum eine Person es ihnen glaubte.
    Die Frau, die eben mit ihr gesprochen hatte, zwinkerte erneut. »Markt Schellendorf! Das werden wir uns merken.«
    Dann kam sie mit ihrem Mund ganz nahe an Klaras Ohr und sprach so leise, dass diese sie kaum verstand.
    »Hundert Schritte hinter dem Dorf führt von der Straße nach Markt Schellendorf ein schmaler Pfad nach Süden. Auf dem erreicht ihr Seuberndorf rascher, als wenn ihr der eigentlichen Straße folgt. Warte aber ein paar Minuten. Vielleicht liegt dort etwas für euch bereit!«
    »Danke!«, antwortete Klara ebenso leise und bot dann weiter ihre Arzneien an.

14.
    E s kam Klara so vor, als wollten die Dorfbewohner sie und ihre Begleiterin auf eine Weise unterstützen, die ihnen Graf Benno nicht zum Vorwurf machen konnte. Sie kauften ihr etliches an Arzneien ab und bezahlten dabei nicht nur mit Geld, sondern auch mit so vielen Lebensmitteln, dass sie sich notfalls einige Tage lang in den Wäldern verstecken konnten.
    Da sie nicht alles allein schleppen wollte, lud sie einen Teil davon Martha auf, auch wenn diese jammerte, was ihr alles weh täte. Mit freundlichen Worten verabschiedete sie sich und schritt dem nördlichen Ausgang des Dorfes zu. Nach gut hundert Schritten traf sie auf den nach Südwesten führenden Pfad und schlug diesen ein. Nicht weit von der Abzweigung sah sie ein Bündel am Wegesrand liegen und blieb stehen.
    »Kannst du nachsehen, was das ist?«, forderte sie Martha auf.
    Ihre Begleiterin stellte den Packen mit den Lebensmitteln ab und öffnete das Bündel. Darin befanden sich ein Kleid, ein Kopftuch und eine Schürze. Alles war alt und schon oft geflickt, entlockte Martha aber einen Begeisterungsruf.
    »Endlich kann ich mich wieder so anziehen, dass ich mich nicht schämen muss!«
    »Dank der guten Leute in diesem Dorf. Aber mach rasch! Nicht, dass Graf Benno bereits auf unserer Spur sitzt und uns einfängt wie entlaufene Schafe.«
    »Ich habe Angst vor seinen Hunden«, bekannte Martha. »Ohne die Biester hätte er

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