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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Nichte Klara gerechnet. Durch den Verlust des Vaters sieht Klara sich, ihre Mutter und ihre Geschwister in tiefste Armut stürzen. Um das zu verhindern, will sie nach Rudolstadt gehen, um Fürst Ludwig Friedrich um Hilfe anzuflehen. Sie muss dafür einen Weg wählen, auf dem bereits zwei junge Frauen spurlos verschwunden sind. Obwohl die Bewohner der Umgebung glauben, dass der Teufel seine Hand im Spiel hat, lässt Klara sich nicht beirren. Dies ist jedoch nur die erste von vielen Gefahren, denen sich die junge Frau stellen muss …

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    Dritter Teil
    Hexenjagd
    1.
    T obias Just hatte sich in Kronach ein Pferd gemietet und ritt nun, vom Sohn des Besitzers auf einem anderen Gaul begleitet, den gleichen Weg entlang, den Klara zwei Tage vor ihm genommen hatte. Seine Laune war ausgezeichnet, denn er hatte in Kronach und zwei Nachbarstädten einen guten Handel mit den dortigen Apothekern abgeschlossen. Damit, sagte Tobias sich, hatten sie genug Geld, um sich vom Fürsten das Privileg zu erkaufen, zwei weitere Wanderapotheker auf den Weg zu schicken. Da dies dem hohen Herrn Steuern eintrug, würden dessen Beamte sich Mühe geben, andere Fürsten davon zu überzeugen, in ihren Ländern den Handel mit Königseer Arzneien zu erlauben. Vielleicht konnten sie sogar einen Wanderapotheker bis in die Niederlande schicken, dachte Tobias gerade, als er und sein Begleiter ein Dorf erreichten, in dem großer Aufruhr herrschte.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er, da mehrere Dutzend Männer und Frauen auf der einzigen Straße herumstanden, die durch den Ort führte, und keiner daran dachte, ihm den Weg frei zu machen.
    »Die Hexe ist entkommen!«, rief ein Mann ihm zu.
    »Eine Hexe? Aber …« Im ersten Schreck befürchtete Tobias, der Knecht meinte Klara.
    »Jawohl, Herr! Eine ganz schlimme Hexe! Sie ist eine Teufelsbraut und hat einen Geisterbären beschworen, um den Herden Seiner Erlaucht, Graf Benno, Schaden zuzufügen. Als wir sie gestern endlich gefangen hatten und ihrer gerechten Strafe zuführen wollten, ist der Bär erneut erschienen, hat ein Dutzend wackerer Burschen niedergeschlagen und dieses Weib befreit. Gangolf ist der Einzige der gräflichen Jagdgehilfen, der dem Untier lebend entkommen konnte. Aber er hat noch gesehen, wie der Bär die Fesseln der Hexe zerbissen hat und diese auf seinen Rücken gestiegen ist. Das Ungeheuer hat sie dann in den Wald getragen, so als wäre es ein Pferd.«
    Tobias musste an sich halten, um bei diesem atemlos hervorgestoßenen Bericht nicht hellauf zu lachen. Es gab keine Hexen, das hatte der Pastor von Königsee bereits vor Jahren verkündet. Vor allem aber konnte niemand jemand anderen verhexen oder Geisterwesen herbeirufen. Für ihn war das Tier, das die Herden des Grafen heimgesucht und mehrere von dessen Männern getötet hatte, schlicht und einfach nur ein Bär, den mutige Männer zur Strecke bringen konnten.
    Dies war allerdings nicht seine Angelegenheit. Er wollte weiterreiten, um Klara spätestens am nächsten Tag einzuholen.
    »He, Bursche!«, rief er den phantasievollen Erzähler an. »Ist gestern hier ein junges Mädchen vorbeigekommen? Sie trägt ein Gestell auf dem Rücken und ist schwer beladen!«
    »Das kann ich nicht sagen, denn ich war die ganze Zeit als Treiber bei der Jagd auf die Hexe dabei«, sagte der Mann. »Vielleicht wissen die Weibsleute etwas. He, Lina, ist gestern ein Mädchen mit einer Kiepe oder so was Ähnlichem hier gewesen?«
    Die angesprochene Frau drehte sich um und nickte. »Ja. Sie geht für einen der Königseer, die diese heilenden Balsame und Essenzen herstellen.«
    »Das ist gut!«, rief Tobias erleichtert. »Wenn ihr mir jetzt die Freude machen und mich durchlassen könntet, wäre ich euch sehr verbunden!«
    »Das würden wir ja gerne«, meinte der Knecht mit einem verlegenen Grinsen. »Aber die Männer Seiner Erlaucht blockieren alles. Selbst wir kommen nicht durch. Dabei habe ich bereits gestern meine Arbeit versäumt und kann nur hoffen, dass Seine Erlaucht mich nicht noch einmal als Treiber haben will. Sonst ist auch der heutige Tag im Eimer.«
    Tobias blickte nach vorne und sah ein Dutzend Reiter, die tatsächlich die gesamte Straße für sich beanspruchten. Ein Teil davon trug Livreen, andere waren ihrer Tracht nach Bauern, und jeder hielt eine Waffe in der Hand. Zumeist waren es Spieße, aber zwei verfügten auch über eine Armbrust. Der Graf, der eben aus dem Tor seines Schlosses trat, schleppte eine großkalibrige Flinte mit sich.

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