Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
mehr«, murmelte Martha, die sich mittlerweile aufgegeben hatte.
»Diese Beschuldigung ist Unsinn!«, rief Klara empört. »Ein Bär ist in die Herden des Grafen eingedrungen und hat mehrere seiner Tiere getötet. Wären seine Männer nicht feige davongelaufen, hätten sie ihn erlegen können. So aber ist er hinter ihnen hergerannt und hat ein paar von ihnen mit seinen Pranken erschlagen!«
»Meine Männer sind tapfer! Sie konnten dieses Biest nicht umbringen, weil es ein Geisterbär ist, den diese Hexe herbeigezaubert hat.« Graf Bennos Finger zeigte anklagend auf Martha, die verzweifelt den Kopf schüttelte.
»Ich bin keine Hexe, und ich kann auch keinen Geisterbären herbeizaubern. Das hat er sich nur ausgedacht!«
Im nächsten Augenblick traf sie ein so harter Schlag, dass sie zu Boden stürzte. Als der Graf erneut mit seiner Reitpeitsche ausholte, schritt der Anführer der Stadtwachen ein.
»Lasst das! Ihr seid weder der Richter unserer Stadt noch unser Folterknecht.«
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Graf Benno auch den Offizier schlagen. Ein Blick auf die Stadtknechte und die Waffen in deren Händen verriet ihm jedoch, dass es besser war, sich zu beherrschen.
»Dieses Weib ist meine Leibeigene. Ich kann mit ihr tun, was mir beliebt«, sagte er schnaubend.
»Vielleicht auf Eurem Land, aber nicht in unserer Stadt«, antwortete der Offizier verärgert. »Hier habt Ihr kein Recht, einen anderen Menschen gefangen zu nehmen. Wenn die Frau sagt, sie will nicht mehr zu Euch zurück, werden wir sie gewiss nicht dazu zwingen.«
»Ich will sie nicht zurück! Ich will, dass sie brennt! Sie ist eine Hexe!« Graf Benno schäumte, weil er sich als freier Reichsgraf dennoch den Gesetzen dieser Stadt beugen musste.
»Ihr klagt diese Frau also der Hexerei an! Was ist mit der Wanderapothekerin?«, fragte der Offizier.
»Die hat ihr geholfen und ist damit ebenfalls eine Hexe!« Graf Benno ließ keinen Zweifel daran, dass er auch Klara auf dem Scheiterhaufen sehen wollte.
Tobias machte sich bereit einzugreifen, als der städtische Richter erschien. Dieser hatte die letzten Sätze des Grafen gehört und blickte nun herausfordernd zu diesem auf.
»Ihr sagt, diese beiden Frauen wären Hexen. Habt Ihr Beweise dafür?«
»Beweise?«, schrie Graf Benno empört, weil dem Richter sein Wort nicht zu genügen schien. »Jeder meiner Männer kann es bezeugen. Dieser hier, Gangolf, hat das Untier mit eigenen Augen gesehen.«
»Ja, das habe ich«, sprang der Jagdknecht seinem Herrn bei. »Es war ein riesiges Tier, so groß, wie ich noch keinen Bären gesehen habe! Vor allem aber trug er ein Zeichen, das beweist, dass er kein echter Bär sein kann. Über seinen Kopf zog sich ein heller Streifen! Wer hätte je von einem Bären gehört, der eine Blesse wie ein Pferd hat?«
Gangolfs Stimme wurde während seiner Rede immer leiser, und er sah sich so ängstlich um, als hätte er Angst, das Untier könnte ihnen bis hierher gefolgt sein.
»Der Bär hatte also eine weiße Schnauze«, schloss der Stadtrichter daraus.
Der Jagdknecht schüttelte den Kopf. »Nicht nur eine weiße Schnauze! Die Blesse zog sich von oberhalb der Augen schräg bis zur Nase herab. Das konnte ich ganz deutlich sehen, als er den armen Veit geschlagen hat. Er war so nahe, dass er mich mit der anderen Pranke beinahe erwischt hätte. Ich bin so schnell gerannt wie noch nicht zuvor in meinem Leben.«
»Es war kein Geisterbär!«, rief Martha unter Tränen. »Es war ein ganz normaler Bär, wie er in den Wäldern haust. Den habe ich nicht beschworen!«
»Du hast gesagt, dass die Herden des Grafen verderben sollen«, schrie einer von Graf Bennos Männern sie an.
»Als er meinen Vater hat aufhängen lassen, wünschte ich ihm, dass seine Herden verderben sollen!«
»Diese Strafe hat Damian verdient! Er hat Hasen aus meinen Wäldern gewildert«, erklärte der Graf grimmig.
Der Stadtrichter hob interessiert den Kopf. »Ihr habt einen Mann aufhängen lassen?«
»Einen lumpigen Wilddieb! Aus Rache hat dessen Tochter sich dem Satan verschworen und von diesem den Geisterbären erhalten!«
Der Graf sah nun keine Möglichkeit mehr, sich der beiden Mädchen zu bemächtigen, und begriff, dass er sie der Stadtwache überlassen musste. Daher funkelte er den Richter auffordernd an. »Schafft die beiden Weiber in den Kerker und macht ihnen den Prozess! Ich will nun in die Schenke, denn mich dürstet, und ich habe Hunger.«
Mit den letzten Worten lenkte Graf Benno
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