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Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gekommen war.
    Nun verließ die Mamsell die Zimmerflucht der Gräfin und trat kurz darauf in die Kammer, in der Martha mit missmutiger Miene saß.
    »Was ist mit Klara? Warum darf ich nicht zu ihr?«, fragte diese sofort.
    »Die Apothekerin kümmert sich um Ihre Erlaucht. Bis ihr weiterziehen könnt, wirst du drüben bei den Wirtschaftsgebäuden mithelfen. Schlafen kannst du hier. Und jetzt komm mit! Klara will dich sehen.«
    Martha sprang auf und eilte zur Tür. Als sie jedoch den Flur entlang zum Haupttrakt gehen wollte, hielt die Mamsell sie auf.
    »Halt, wir gehen in den Park! Du wirst von dort aus mit deiner Freundin sprechen.«
    Achselzuckend drehte Martha sich um und folgte der Bediensteten nach draußen. Zwar hatte sie den Park bereits durch das Fenster gesehen, konnte das Gelände aber nun erst jetzt richtig betrachten. Mit feinem Kies bestreute Wege führten zwischen Blumenrabatten und seltsam geformten Bäumen hindurch, deren Kronen Kugeln, Pyramiden oder Würfel bildeten. Ebenso kunstvoll beschnittene Hecken und Büsche trennten die einzelnen Teile des Parks voneinander, und überall standen Statuen halbnackter Frauen und Männer. Zwar dachte Martha sich nicht viel dabei, gelegentlich mit einem Mann nackt unter die Decke zu schlüpfen, aber diese Zurschaustellung nackter Brüste und nur unvollständig verhüllter männlicher Geschlechtsteile verwunderte sie.
    »Warum machen die das?«, fragte sie.
    Die Mamsell sah sie erstaunt an. »Was meinst du?«
    »Hier, die ganzen Nackten! Das ist doch fürchterlich unanständig.« Martha wies auf die Statue eines Mannes, der zwar auf dem Kopf und am Oberkörper ein Löwenfell trug, sich ansonsten aber durch ein Gemächt besonderer Größe auszeichnete, das von einem Feigenblatt nur zum Teil bedeckt wurde.
    »Das ist bei den hohen Herrschaften so Mode«, belehrte die Mamsell die junge Frau. »Man stellt die Götter des Altertums immer so dar. Die Statue vor uns zeigt Herkules, den Stärksten unter den Göttern – und jene Frau dort ist die Venus.«
    »Die zeigt ja ihren nackten Arsch!«, rief Martha empört.
    Um die Lippen der Mamsell zuckte es amüsiert. »Als Göttin der Liebe kann Venus nicht viel am Leib tragen.«
    »Die anderen Steinweiber sind fast genauso nackt – und die Männer ebenfalls!« Martha machte aus ihrer Missbilligung keinen Hehl.
    Die Mamsell kümmerte sich nicht mehr um die Empörung des Mädchens, sondern führte es zu dem Fenster, hinter dem Klara stand.
    Kaum sah Martha ihre Freundin, hatte sie die Standbilder im Park vergessen. »Stimmt es, dass wir länger hierbleiben?«, fragte sie, als Klara das Fenster geöffnet hatte.
    »Ein paar Tage werden es wohl sein! Ich soll die Herrin pflegen.«
    Martha unterdrückte das »Hoffentlich stirbt sie bald!«, das ihr bereits auf der Zunge lag, und nickte stattdessen. »Du hast wirklich sanfte Hände, das habe ich schon am eigenen Leib verspüren dürfen. Nur was machen wir mit Herrn Tobias? Er wird in Michelstadt vergebens auf uns warten.«
    Das war auch Klaras Sorge. Sie wusste jedoch nicht, was sie an ihrer Situation ändern konnte. Wenn sie einfach ihr Reff nahm und sich des Nachts heimlich davonschlich, würde ihr Gräfin Griseldas ausgezehrtes Gesicht im Traum erscheinen und sie anklagen, sie im Stich gelassen zu haben.
    »Vielleicht kommt er uns entgegen. Er kennt ja die Strecke, die wir zurücklegen müssen«, sagte Klara und wusste nicht, ob sie das wirklich wollte. Am liebsten wäre es ihr, wenn er direkt weiterreisen würde. Die Arzneien, die Rumold Just nach Kitzingen geschickt hatte, konnte ihr auch der dortige Wirt übergeben.
    »Ich soll drüben bei den Wirtschaftsgebäuden mitarbeiten«, fuhr Martha fort.
    »Tu das! Aber gib acht, dass man dir nicht zu viel auflädt und dich auch nicht bedrängt.«
    »Das werden die Knechte nicht wagen!«, mischte sich die Mamsell ein, die das Gespräch mithörte.
    Martha fand, dass sie sich wirklich nicht unter jeden Mann legen musste. Wenn, dann sollte es sich für sie schon lohnen. Bei Tobias hatte sie eine Ausnahme gemacht, doch dem verdankte sie auch ihr Leben.
    »Wenn einer frech wird, haue ich ihm eine runter, dass ihm die Ohren schellen«, sagte sie und fragte Klara, wann sie wiederkommen könne.
    »Morgen zur selben Zeit. Du siehst es an der Uhr dort oben!« Die Mamsell wies auf die große Uhr, die auf der Gartenseite des Hauptgebäudes angebracht war. Das half Martha wenig, denn weder in ihrem Dorf noch am Schloss Güssberg hatte es solche

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