Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)
Soldatenwerbern in ein Regiment gepresst worden.«
»Auch das kann Triberg veranlasst haben. Er ist ein entfernter Vetter der Familie und nun der nächste Erbe.« Die Bedienstete blies die Luft scharf durch die Nase und wandte sich den beiden jungen Frauen zu.
»Wahrscheinlich hat er auch den ältesten Sohn des Grafen umgebracht, ebenso einen anderen Neffen und dessen Tochter. Die sind vor drei Jahren ums Leben gekommen. Im letzten Jahr begann dann das Sterben hier bei uns.«
Klara sah die Frau entsetzt an. »Konnte man denn überhaupt nichts tun?«
»Wie will man etwas beweisen, das sich nicht beweisen lässt? Baron Triberg hat dieses Schloss das letzte Mal vor fünf Jahren betreten und wurde damals von unserem Herrn zum Teufel gejagt. Waldstein hat ihm auch verboten, weiterhin den gräflichen Titel zu verwenden, und so musste der Mann den geringeren Titel des Barons Triberg annehmen, den seine Mutter ihm vererbt hat.«
In der Stimme der Frau klang ein Hass auf, der Klara erschreckte. Am liebsten wäre sie umgedreht und in die Nacht hineingegangen. Doch wenn sie das tat, würde wohl keiner von Rumold Justs Wanderapothekern mehr seine Arzneien in diesem Landstrich verkaufen dürfen. Aus dem Grund biss sie die Zähne zusammen und folgte der Frau in einen Raum im hintersten Teil des Seitenflügels.
»Hier könnt ihr übernachten. Essen bekommt ihr in der Küche. Wagt es aber ja nicht, den Haupttrakt des Schlosses zu betreten. Das ist keinem erlaubt bis auf jenen, denen wir voll und ganz vertrauen können.«
»Das verstehe ich«, sagte Klara.
Martha nickte verschüchtert. Auch sie hatte keine Lust, hier anzuecken. Ihre Führerin hörte sich nämlich ganz so an, als würde sie sie von den Hunden zerreißen lassen, wenn sie dieses Gebot übertraten.
2.
K aum waren sie allein, eilte Martha zum Fenster, öffnete es und stieß die Fensterläden auf. »Ich brauche frische Luft«, stöhnte sie.
Klara nickte. In diesem Raum war es noch dunkler und stickiger gewesen als auf den Gängen, aber im Licht des hellen Tages wirkte er sogar heimelig. Die Kammer war größer, als sie angenommen hatte, und verfügte über ein breites Bett, das mit zwei, allerdings muffig riechenden Strohsäcken ausgestattet war. Darüber hinaus gab es einen bemalten Schrank in der Ecke, zwei einfache Schemel und einen kleinen Klapptisch, der schmal wie ein Brett an der Wand stand.
Weder Klara noch Martha wagten es, den Tisch aufzustellen. Klara war einfach nur froh, ihr Reff absetzen zu können, und stellte es neben den Tisch. Dann sah sie sich zu Martha um.
»Wir sollten zusehen, dass wir an Wasser kommen. Ich muss trinken und würde mir gerne den Schweiß abwaschen. Auch sind meine Hände nicht gerade sauber.«
»Die meinen auch nicht!« Martha trat zur Tür und öffnete sie.
Eine junge Frau kam vorbei, blieb stehen und funkelte sie böse an. »Was willst du denn hier?«
»Man hat uns hierhergeführt«, antwortete Martha.
»Wer?«
»Den Namen weiß ich nicht. Es war eine Frau mittleren Alters in einem schwarzen Kleid und einer grauen Schürze.«
»Dann war es die Mamsell. Das wundert mich, denn sonst weist sie alle ab, die hierherkommen!« Die junge Frau klang immer noch misstrauisch.
»Wir sind Wanderapothekerinnen«, erklärte Martha zuvorkommend. »Wahrscheinlich hat uns die Mamsell deshalb eingelassen.«
»Wanderapothekerinnen!« Die Stimme der Bediensteten klang beinahe noch unwilliger. »Solches Gesindel brauchen wir hier nicht! Das Zeug, das ihr verkauft, hilft ja doch nichts. Am besten, ihr verschwindet wieder.«
Das war Klara nun doch zu unverschämt. »Wer bist du, dass du uns so etwas ins Gesicht sagst?«
Die Frau schnaubte verärgert, lenkte aber ein. »Ich bin Emma, die Zofe der jungen Herrin! Gräfin Waldstein ist krank und wird bald sterben.«
»Bist du dir da so sicher?«, fragte Klara.
»Die anderen ihrer Familie sind auch gestorben, und bei ihr gibt es die gleichen Anzeichen. Dabei soll sie in zwei Monaten gebären!«
Klara senkte betroffen den Kopf. »Kann denn kein Arzt helfen?«
»Niemand kann helfen, denn hier ist alles verflucht!« Nach diesen Worten drehte Emma sich um und verschwand.
»Das ist aber eine seltsame Heilige.« Martha schnaubte ungehalten.
Auch Klara schüttelte den Kopf, fand dann aber einen Entschuldigungsgrund für die Zofe. »Es muss schwer sein für sie, ihre Herrin dahinsiechen zu sehen und nichts tun zu können. Kein Wunder, dass sowohl die Mamsell als auch die Zofe so abweisend
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