Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
und Ihr werdet gehorchen. Gebt zu, dass Ihr nur wollt, dass ich in Eure Kammer komme, so …« Den Rest verbiss sie sich, auch um Martha nicht zu verletzen.
Tobias schüttelte lächelnd den Kopf und musterte sie. »Ich gebe zu, ich hätte nichts gegen eine zärtliche Stunde mit dir. Doch ich werde dich nicht bedrängen, sondern warten, bis mein Vater seine Zustimmung gegeben hat.«
Klara spürte einen Ernst in seinen Worten, den sie nicht erwartet hatte. »Also gut!«, flüsterte sie. »Wenn Euer Vater einverstanden ist – und nur dann! –, werde ich die Eure werden!«
»Gott sei Dank! Endlich ist sie vernünftig geworden«, meinte Martha neben ihnen grinsend. Sie wünschte ihrer Freundin Glück, und Tobias sah ihr ganz danach aus, als könnte er seinem Vater die Ehe mit Klara abtrotzen.
»Wir sollten weitergehen«, mahnte Klara und setzte ihren Weg fort.
Ihre Gedanken wirbelten, während sie an ihren Bruder dachte, dann an Tobias und sich selbst. Einen Augenblick bedauerte sie, dass sie ihr Geld Gerold geben wollte. Vielleicht hätte die Summe ausgereicht, um Rumold Just zufriedenzustellen. Dann aber schüttelte sie energisch den Kopf. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte sie noch gesunde Gliedmaßen und konnte im nächsten Jahr erneut auf Wanderschaft gehen. Gerold hingegen brauchte die Sicherheit, die der Apotheker und dessen Tochter ihm boten.
Da Klara sich wieder in Bewegung setzte, schwang Tobias sich auf sein Pferd und ritt neben ihr her. Allerdings merkte er rasch, dass es nicht so einfach war, sich vom Sattel aus mit ihr zu unterhalten. Daher stieg er kurzentschlossen ab, warf dem Reitknecht die Zügel zu und grinste.
»Du kannst nach Hause reiten. Ich brauche dich nicht mehr!« Eine Münze, die er dem anderen zuschnellte, unterstrich seine Worte.
Der Knecht fing sie auf, betrachtete sie kurz und nickte zufrieden. »Dann wünsche ich dem Herrn einen fröhlichen Fußmarsch!« In Gedanken lächelte er über den jungen Mann, der wenigstens drei Tage brauchen würde, um wieder nach Gernsbach zu gelangen. Doch wenn der Mann es so wollte, sollte es ihm recht sein. Er winkte noch einmal und trabte, das zweite Pferd am Zügel führend, an.
Tobias wandte sich unterdessen Klara zu. »Wenn du willst, trage ich dein Reff.«
»Und würdest darunter zusammenbrechen«, spottete sie. »Ich bin diese Last gewohnt und kann mich mit Martha abwechseln.«
»Wenn Herr Tobias uns unbedingt helfen will, sollten wir ihn nicht davon abhalten«, wandte ihre Freundin ein.
»Also gut! Du kannst das Reff anstelle von Martha übernehmen«, bot Klara Tobias an.
»So habe ich es nicht gemeint!«, protestierte ihre Freundin. »Ich trage das Reff genauso wie du.«
»Und ich!«, setzte Tobias fröhlich hinzu, wurde dann aber auf einmal ernst.
Er musste Klara noch berichten, dass ihr Onkel ihren Bruder hatte ermorden wollen und wahrscheinlich auch für das Verschwinden ihres Vaters verantwortlich war.
9.
A lois Schneidt war froh, dass er die Strecke, die einst sein Bruder gewandert war, aus dessen Erzählungen fast genauso gut kannte wie seine eigene. Dieses Wissen hatte ihm geholfen, sowohl den Bruder selbst wie auch dessen ältesten Sohn aus dem Weg zu räumen. Nun würde Klara unweit der Stelle sterben, die seinem Neffen zum Verhängnis geworden war.
Entschlossen, sich durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen, eilte er hinter Tobias her, ohne diesen zu Fuß ein- oder gar überholen zu können. In Gedanken verfluchte er den Sohn des Laboranten, aber auch Rumold Just, weil dieser Tobias mitgeschickt hatte. Nun musste er den jungen Mann ebenfalls beseitigen. Offen ging da nichts, denn der Bursche war flink und kräftig, während er die Jahre spürte, die er auf dem Buckel hatte.
Als er Klara und Tobias endlich entdeckte, fluchte er noch mehr. Tobias saß auf einem Pferd und hatte zudem einen Reitknecht bei sich. Alois Schneidt überlegte, ob er sich zeigen und versuchen sollte, heimlich einen nach dem anderen umzubringen. Doch wenn er das tat, würden die beiden Hinterbliebenen nach dem ersten Toten misstrauisch werden.
Daher versteckte er sich in einem Gebüsch, bevor die Gruppe auf ihn aufmerksam werden konnte, und beobachtete kurz darauf erleichtert, wie Tobias dem Reitknecht sein Pferd übergab und dieser davonritt. Nun hatte er es noch mit dreien zu tun. Wenn es ihm gelang, Tobias frühzeitig zu erledigen, musste er nur noch die beiden Mädchen aus der Welt schaffen.
Die drei gingen direkt an dem Gebüsch
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