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Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nicht, um Klaras Eifersucht nicht anzuheizen.
    »Auf jeden Fall freuen wir uns über Euer Kommen«, fuhr Martha fort. »Wir haben unterwegs nämlich einiges erlebt. Denkt Euch, französische Soldaten haben uns in ihr Lager verschleppt!«
    Sie verstummte einen Augenblick und amüsierte sich über Tobias’ entsetztes Gesicht.
    »Was haben sie mit euch gemacht?«, fragte er angespannt.
    »Der Colonel der Franzosen war schwer verletzt und ihr Regimentschirurg tot. Da dachten sie, eine Wanderapothekerin könnte dem Verletzten helfen. Klara hat das auch ausgezeichnet gemacht. Sie konnte sogar die Kugel aus der Brust des Franzosen holen! Aus Dankbarkeit hat man uns ein wenig Geld gegeben und uns sonst in Ruhe gelassen.«
    »Gott sei Dank!«, rief Tobias aus. »Bei Gott, ich wollte, ich wäre bei euch gewesen, um euch zu beschützen.«
    »Ich glaube kaum, dass Ihr mit über hundert Franzosen fertiggeworden wärt«, erklärte Klara. »In der Hinsicht war es ganz gut, dass Ihr nicht bei uns gewesen seid, denn Ihr hättet gewiss etwas Dummes angestellt.«
    Tobias zog ein wenig den Kopf ein. Besonders viel schien Klara ja nicht von ihm zu halten, dachte er bedrückt. »Ich freue mich, dass es gut ausgegangen ist. Immerhin habe ich eine gute Nachricht zu vermelden!«
    »Eine gute Nachricht?«
    »Ja! Ich habe deinen Bruder gefunden.«
    »Gerold! Wo?« Klara fasste nach Tobias’ Händen und sah ihn so glückselig an, dass es ihm leidtat, ihr dennoch Kummer bereiten zu müssen.
    »Nur wenige Stunden von hier! Allerdings hat er sich bei einem Sturz in eine Schlucht schwer verletzt, und man musste ihm einen Teil des rechten Beines abnehmen.«
    »Bei Gott, wie entsetzlich!«, rief Klara aus.
    »Es hätte schlimmer kommen können, hätte nicht die Tochter des Apothekers um die Zeit Kräuter und Pilze gesammelt. Sie hat Gerold entdeckt und dafür gesorgt, dass er in das Haus ihres Vaters gebracht wurde. Nur ihrer fürsorglichen Pflege ist es zu verdanken, dass er überlebt hat.«
    »Aber warum hat er uns keine Botschaft geschickt?«
    »Wie hätte er es tun sollen, da er doch schwer verletzt und zudem ausgeraubt worden war? Er konnte von Glück sagen, dass der Apotheker Pulver sich dem Wunsch seiner Tochter gebeugt und dem armen Gerold Unterkunft und einen Platz an seinem Tisch gegeben hat.«
    »Gott segne dieses Mädchen!«, rief Klara aus.
    »Das soll er wirklich tun! Es gibt aber noch etwas. Gerold will nicht mehr in die Heimat zurückkehren, in der er höchstens noch Spanschachteln anfertigen könnte. Besäße er ein wenig Geld, könnte er das Bürgerrecht jener Stadt erwerben. Dann würde der Apotheker ihn als Lehrling annehmen, und seine Tochter – nun, die hätte nichts gegen die Heirat mit einem Einbeinigen. Sie hat Gerold gefunden, ihn am Leben erhalten und sich in ihn verliebt.«
    »Wie viel Geld braucht er? Die Franzosen haben mir eine kleine Belohnung gegeben. Außerdem habe ich noch das Geld, das Graf Benno von Güssberg mir zahlen musste. Ich könnte ihm auch noch etwas von meinem Gewinn aus dem Arzneihandel zukommen lassen. Ich brauche nicht mehr als die Summe, um im nächsten Jahr von Eurem Vater neue Arzneien kaufen und die gewöhnlichen Steuern zahlen zu können. Meine Mutter, meine Geschwister und ich kommen schon irgendwie über den Winter. Das haben wir die letzten beiden Jahre auch geschafft, als Vater und Gerold ausgeblieben sind.«
    Tobias spürte Klaras Bereitschaft, für das Glück ihres Bruders notfalls zu hungern. »Du bist wunderbar!«, sagte er ergriffen. »Wenn ich jemals heiraten sollte, muss es ein Mädchen wie du sein.«
    »Herr Tobias, Ihr verspottet mich«, sagte Klara, während sie gegen die Tränen ankämpfte, die in ihr aufsteigen wollten.
    Sie hatte Tobias immer gemocht, und seit jener Nacht, in der Martha zu ihm in die Kammer geschlüpft war, wusste sie, dass sie ihn liebte. Doch der Graben zwischen ihnen war zu tief.
    »Ich verspotte dich nicht!«, antwortete Tobias mit entschiedener Stimme. »Ich bin sogar bereit, zu sagen, dass ich keine andere heiraten werde als dich – das heißt, wenn du mich überhaupt magst.«
    Klara sah ihn mit wehem Blick an. »Mögen? Oh Gott! Aber es geht um Euren Vater. Er würde Euch heimleuchten, wenn Ihr mit einem Mädchen wie mich vor ihn tretet!«
    »Du magst mich also!«, schloss Tobias aus ihren Worten. »Damit ist es entschieden.«
    »Nichts ist entschieden!«, fauchte Klara ihn an. »Ihr macht Euch doch nur über mich lustig. Euer Vater wird nein sagen,

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