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Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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vorbei, in dem er steckte, und er konnte für einige Augenblicke ihr Gespräch belauschen. Wie es aussah, stach Tobias wirklich der Hafer, mit seiner Nichte ins Bett zu steigen. Reglind hätte ihn für sich gewinnen müssen, dachte er und vergaß dabei ganz, dass seine Tochter dies auch schon versucht hatte. Statt die notwendige Geduld aufzubringen, ihn einzuwickeln, war sie auf die Versprechungen eines anderen Laborantensohns hereingefallen und hatte diesem ihre Jungfernschaft geopfert. Dennoch hatte sie ihn nicht zu einer Heirat bewegen können.
    »Reglind wird einen Bräutigam bekommen, bei dem allen die Augen ausfallen werden«, knurrte Alois Schneidt.
    Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, wartete er noch eine Weile, bevor er den dreien folgte. Da Klara ihr Reff trug und er nicht, konnte er schneller gehen als sie und die Gruppe auf einem anderen Pfad überholen. Außerdem würde er weitere Zeit gewinnen, weil Klara an diesem Tag noch mindestens zwei Dörfer aufsuchen und dort ihre Arzneien verkaufen würde.
    Alois Schneidt umging diese Dörfer im weiten Bogen. Schließlich erreichte er eine Stelle, die ihm geeignet erschien. Dichtes Gebüsch erlaubte einen Angriff aus dem Hinterhalt auf Tobias, und ein steil aufsteigender Hang zur Rechten würde die Mädchen auf der Flucht behindern. Zudem bildete links ein kleiner Fluss erst ein paar kleine Teiche, sprang dann wild schäumend über Felsblöcke hinab und eilte dem Rhein entgegen.
    Da Schneidt neben dem Reff auch seinen Wanderstab zurückgelassen hatte, brach er einen dicken Ast ab und schnitt ihn zurecht. Für einen Augenblick dachte er an den Knüppelpeter, dessen bevorzugte Waffe so ein Prügel gewesen war. Nun war der Räuber zum Fraß für die Raben geworden. Bei dem Gedanken schauderte es ihn. Dann aber sagte er sich, dass die Tiere des Waldes bald genug zu fressen bekommen würden. Ein junger Mann und zwei Mädchen von etwa siebzehn, achtzehn Jahren würden den Bären und Wölfen gewiss gut schmecken.
    Schneidt kicherte bei dieser Vorstellung. Dabei erinnerte er sich daran, dass Klaras Begleiterin ein ausnehmend hübsches Ding war. Was hinderte ihn daran, sich ein wenig Spaß mit ihr zu gönnen, bevor er sie umbrachte? Für die ganze Aufregung hatte er eine Belohnung verdient, dachte er und freute sich auch darauf, sowohl Klaras wie auch Tobias’ Geld in den eigenen Beutel wandern zu lassen.

10.
    A ls die Dämmerung aufzog, begriff Alois Schneidt, dass seine Nichte an diesem Tag nicht mehr vorbeikommen würde. Die Nacht im Wald schreckte ihn nicht, aber er hatte Hunger und nichts Essbares bei sich. Als Trunk musste ihm das Wasser eines Baches reichen, der ein Stück weiter oben in den Fluss mündete. Verdrossen suchte er sich eine Stelle, von der aus er den Weg im Auge behalten konnte, zog seinen Rock wie eine Decke über sich und schlief nach kurzer Zeit ein.
    In der Nacht träumte er vom Gold seines Bruders, welches sich als so gewaltiger Schatz entpuppte, dass er ihn kaum zu tragen vermochte. Er überschüttete sein Weib und seine Tochter mit den kleinen, schüsselförmigen Münzen, bis sie nahezu darunter verschwanden. Während er noch mit beiden Armen im Gold zu wühlen glaubte, erwachte er und begriff zuerst nicht, was er hier im Wald zu suchen hatte. Erst nach einigen Augenblicken kehrte die Erinnerung zurück. Bevor er seine Hand auf den Schatz des Bruders legen konnte, musste er noch drei Menschen beseitigen. Dann würde ihn das Gold zu einem der wohlhabendsten Bürger von Schwarzburg-Rudolstadt machen.
    »Halt!«, sagte er sich. »Wenn ich dort bleibe, verlangt der Amtmann einen Anteil für den Fürsten, und den bin ich nicht bereit zu leisten. Da ist es besser, wenn ich die Heimat verlasse und mich an anderer Stelle als reicher Mann ansiedle.«
    Ein Geräusch ließ ihn verstummen. Alois Schneidt richtete sich auf, um zu sehen, ob seine Nichte kam. Es war jedoch nur ein Reh, das weiter vorne den Weg querte, um am Bach zu saufen.
    Verärgert über die Störung, griff Schneidt nach einem Tannenzapfen und warf ihn auf das Tier. Als es erschrocken das Weite suchte, lachte er hämisch. Dann dachte er daran, dass seine Nichte und ihre Begleiter um diese Zeit wohl bei der Morgensuppe sitzen würden, und sein Magen begann zu knurren.
    »Ich hätte mir wenigstens ein Stück Brot einstecken sollen«, murmelte er und betete, dass Klara nicht zu lange auf sich warten ließ. Da sie gewiss auch Mundvorrat mit sich führte, konnte er nach vollbrachter Tat

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