Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
säuberlich ausgestellt und gestempelt vom Amt Königsee im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt!« Klara wollte ihm das Papier geben, doch der Torwächter winkte ab.
»Ich glaub dir auch so. Hast dir wohl Begleitung mitgenommen, nachdem der letzte Wanderapotheker unter die Räuber geraten ist.«
»Das war mein Bruder!« Klaras Stimme klang ernst.
Der Wächter senkte betroffen den Kopf. »Nichts für ungut, ich … Ihr könnt passieren!«
»Vergelt’s Gott«, sagte Martha, da Klara ihren Gedanken nachhing. Sie zupfte die Freundin am Ärmel und brachte sie dazu, weiterzugehen.
Klara stützte Tobias, der sich nach einem Platz sehnte, an dem er ausruhen konnte. »Das dort ist die Wirtschaft, in der ich vor ein paar Tagen übernachtet habe. Die Apotheke ist nur einen Steinwurf davon entfernt«, erklärte er.
Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Klara weiter, half Tobias die wenigen Stufen zur Tür der Apotheke hoch und trat mit ihm zusammen ein. Beim Klang der kleinen Glocke zuckte sie zusammen und klammerte sich an Tobias fest.
Es dauerte ein wenig, bis jemand in den Verkaufsraum kam. Das Klonk, Klonk, das dabei erklang, verriet, dass derjenige eine Krücke verwendete.
Gerold humpelte herein, sah drei Personen und erkannte als Ersten Tobias.
»Hast du sie gefunden?«, rief er noch vor einem Gruß.
Tobias trat ein wenig zurück, so dass Gerold seine Schwester sehen konnte.
»Klara! Oh, wie bin ich froh, dich gesund und munter zu sehen.« So schnell er konnte, eilte Gerold zu seiner Schwester und schloss sie in die Arme.
»Gerold, ich …« Ein Tränenstrom erstickte das, was Klara hatte sagen wollen. Stattdessen klammerte sie sich an ihren Bruder, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Aus den Augenwinkeln sah Klara, wie eine junge, dralle Frau aus dem Innern des Hauses herauskam und sie fassungslos anstarrte. Da löste sie sich aus Gerolds Armen, trat auf Lisa zu und umarmte diese.
»Ich danke dir, dass du dich meines Bruders angenommen hast!«, sagte sie und küsste die andere auf beide Wangen.
»Du bist seine Schwester!« Lisa atmete auf, denn mit diesem Mädchen hätte sie niemals konkurrieren mögen.
»Das ist Klara!«, sagte Gerold lächelnd. »Ich habe dir ja von ihr erzählt. Sie ist noch starrsinniger, als ich gedacht habe. Was für eine Verrücktheit, selbst mit dem Reff auf Wanderschaft gehen zu wollen! Wenigstens bist du unserem mörderischen Oheim entkommen.«
Klaras Miene wurde jäh ernst. »Der Oheim hat uns aufgelauert! Herr Tobias ist schwer verletzt, und Martha und ich sind ihm nur um Haaresbreite entkommen. Er selbst ist wahrscheinlich tot.«
»Verdient hat er es!«, rief Gerold unversöhnlich.
»Wir sollten uns um Herrn Tobias kümmern«, bat Klara. »Er hat viel Blut verloren und ist sehr schwach.«
»So schlimm ist es auch wieder nicht«, brummte Tobias, war aber froh, als Lisa ihn nach hinten führte und er sich endlich hinlegen konnte. Obwohl er noch so viel hatte sagen wollen, schlief er rasch ein.
»Den hat’s ganz schön erwischt«, meinte Gerold. »Aber keine Sorge, er kommt schon wieder auf die Beine. Jetzt erzähle mir, wie es Mutter und den beiden Kleinen geht!«
»Aber erst, nachdem deine Schwester ein wenig getrunken und gegessen hat«, wandte Lisa lächelnd ein und bat Klara und Martha, mit in die Küche zu kommen. Da er sich nicht ausschließen lassen wollte, humpelte Gerold hinter den dreien her.
16.
Z wei Tage später brach Klara auf, um das letzte Stück Weg bis Gernsbach zu bewältigen, und Martha begleitete sie. Sie hatten die Tragriemen des Reffs erneuern lassen und einiges an Mundvorrat mitgenommen, so dass sie, wie Klara sagte, nicht auf andere angewiesen waren.
Vor ihnen lagen noch drei Tage eines mühsamen Marsches. In den ersten Dörfern hatten die Menschen von Gerolds Schicksal erfahren und waren entsprechend neugierig. Sie kauften aber auch kräftig ein, und so wurde Klaras Reff immer leichter. Auf dem weiteren Teil der Strecke hatten die Bewohner sich nur gefragt, warum im letzten Jahr kein Wanderapotheker erschienen war. Nun wunderten sie sich über die beiden Frauen, waren aber froh, ihre Arzneien endlich ergänzen zu können. Klara verdiente daher gut, und als sie schließlich die Mauern von Gernsbach vor sich sah, war ihr Weg fast zu Ende. Am Tor erhielten sie die Auskunft, dass der Markt am übernächsten Tag stattfinden würde.
»Dein Reff ist fast leer«, meinte Martha, als sie zu Bollands Gasthof weitergingen. »Daher müssten wir
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