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Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mehr.
    Einen Augenblick lang dachte Klara daran, dass ihre Base den Schweinekoben von nun an wohl selbst würde ausmisten müssen. Dann erinnerte sie sich an die Blutsbande, die zwischen Reglind und ihr bestanden, und sagte sich, dass sie den Verwandten helfen musste, damit diese nicht in Not und Elend endeten.
    Als sie das Tobias sagte, nickte er. »Du bist nicht nur schön, klug und mutig, sondern auch großherzig. Eine gewisse Hilfe sollen deine Tante und deine Base erhalten, doch werde ich nicht zulassen, dass sie sich wie Zecken an dich hängen. Dafür hat dein Onkel dir und deiner Familie zu viel angetan.«
    »Ich werde auch achtgeben und deiner Verwandtschaft heimleuchten, wenn sie zu aufdringlich wird«, versprach Martha und legte ihre Hand auf Klaras Knie.
    »Erzähle mir von diesem Fritz Kircher. Du sagst, er würde ein Häuschen besitzen?«
    »Sein Vater besitzt eines, und als einziger Sohn wird er es einmal erben. Doch was willst du mit Fritz? Der ist doch strohdumm!«
    Martha nahm Klaras Worte nicht ernst. Sie begriff sehr wohl, dass die Freundin sich über den Burschen ärgerte, weil er ihrer Cousine nachgestiegen war und sie selbst nicht einmal beachtet hatte. Mit Reglind aber glaubte Martha fertigwerden zu können.
    »Wir sollten jetzt essen! Danach binde ich die Riemen des Reffs so zusammen, dass ich es tragen kann. Klara muss Euch helfen, Herr Tobias. Ihr könnt Euch ruhig auf sie stützen. Sie ist ein kräftiges Mädchen.«
    Martha grinste breit und sagte sich, dass ihre Freundin und der junge Mann sehr gut zusammenpassten. Neid empfand sie keinen, denn sie glaubte, sich selbst ihr Glück verschaffen zu können. Sollte es nicht Fritz Kircher sein, so gab es gewiss andere junge Männer in Schwarzburg-Rudolstadt, denen ein hübsches Mädchen wie sie ins Auge stechen konnte, zumal sie mittlerweile ein erkleckliches Sümmchen besaß, welches die Mitgift so manch anderen Mädchens übertraf.

14.
    M artha und Tobias wussten, dass Klara stur sein konnte, und so war es auch jetzt. Als sie ihr den Vorschlag machten, die Orte, die sie als Wanderapothekerin aufsuchen sollte, einfach am Wegrand liegenzulassen, protestierte sie.
    »Es ist meine Aufgabe, die Arzneien zu verkaufen! Die Menschen warten teilweise schon seit zwei Jahren auf einen Wanderapotheker, weil mein Bruder sie im letzten Jahr nicht mehr aufsuchen konnte. Ihr könnt ja derweil bei Gerold bleiben und warten, bis ich zurückkomme.«
    »Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein ziehen lasse!«, rief Martha aus. »Doch vorher musst du die Tragriemen erneuern lassen. Die Stellen, an denen ich sie zusammengeknotet habe, drücken arg auf die Schultern!«
    »Das werde ich tun«, versprach Klara, während Tobias etwas vor sich hinmurmelte, das wie »verdammte Weiber!« klang. Im Grunde seines Herzens war er jedoch stolz auf Klara, die ihre Pflichten ernst nahm und nicht einfach beiseiteschob.
    Schon bald war er dankbar für die Pausen, die er dadurch erhielt. Seine Wunde und der damit verbundene Blutverlust schwächten ihn so sehr, dass er spöttisch meinte, ihm könne sogar eine alte Frau davonlaufen. Während Klara und Martha ihre Arzneien verkauften, saß er meistens daneben und sah ihnen zu. Dabei bewunderte er Klara von Tag zu Tag mehr. Auch wenn ihre Miene den ganzen Tag über ernst blieb und sie unterwegs immer wieder in Tränen ausbrach, hatte sie sich in den Dörfern in der Gewalt und verkaufte mehr von ihren Essenzen und Balsamen, als er für möglich gehalten hätte.
    Die Nacht verbrachten sie im Heuschober eines Bauern, den sie mit ein wenig Medizin für sein Vieh bezahlten. Vorher sah Klara noch einmal nach Tobias’ Wunde und versorgte diese. Ihre Finger waren kühl und sanft, und Tobias erinnerte sich daran, dass er sich eine Verletzung gewünscht hatte, um von ihr gepflegt zu werden. Die Wirklichkeit war noch schöner als seine Träume. Ein wenig bedauerte er dennoch, durch Wunde und Verband behindert zu sein, denn er hätte sich gewünscht, Klara richtig festhalten zu können. Sein linker Arm lag jedoch in einer Schlinge, und er konnte das Mädchen auch nicht so an sich drücken, wie er es am liebsten getan hätte.
    Mit diesen Gedanken schlief er ein und träumte davon, immer wieder niedergeschlagen oder mit einem Messer verwundet zu werden. Doch jedes Mal erschien Klara als rettender Engel und holte ihn von der Schwelle des Todes zurück.
    Klaras Träume hingegen endeten tragischer. In diesen hielt der Onkel sie gepackt, drückte

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