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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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das Schwert fest in der Hand, mit erstaunlicher Ausdauer auf seinen Gegner eindreschen. Sein Ruf als Haudegen eilte dem jungen Brennberger bereits jetzt voraus. »Wenigstens etwas«, dachte sich der Burgherr. »Mit etwas Glück kann der Bub sich auf dem Turnierplatz bewähren.«

K APITEL 4
    Die Küche des Hauses DeCapella war an sich schon ein geschäftiger Ort, am heutigen Tag jedoch wimmelte sie nur so von Menschen. Jedes Paar Hände wurde für die Vorbereitung des Festmahls benötigt, und die meisten halfen gerne. Schließlich wurden im Raum neben der Küche auch die Kutscher und sonstigen Bediensteten der Gäste verköstigt. Dadurch war die Küche der Mittelpunkt für Geschichten und Neuigkeiten. Ohne Zweifel lieferten die Geheimnisse, die hier im Laufe der Festlichkeiten von Mund zu Mund gingen, den Gesprächsstoff der nächsten Monate. Jeder wollte der Erste sein, der sie zu hören bekam und weitergeben konnte. Das Gesinde der DeCapellas brauchte deshalb von der Köchin nicht erst gerufen zu werden, sondern fand sich – sobald sich die Gelegenheit ergab – ganz von selbst ein.
    Annelies hatte noch einen weiteren Grund, weshalb sie – sobald ihre Herrin Arigund in die Kutsche gestiegen war – die Dienstbotentreppe herab zur Küche eilte. Sie wollte Magda treffen, die sie insgeheim beneidete. Auch wenn es angesehener war, als Zofe zu arbeiten, so brachte eine Stellung in der Küche doch viele Vorteile. Als Köchin musste man nie darben und konnte ungestraft von den besten Speisen kosten. Auch das Essen, das die Herrschaft zurückgehen ließ, landete auf den Tellern der Küchenmannschaft. Konstantia, die Köchin, verteilte es dann nach Gutdünken weiter. Mit Konstantia war nicht gut Kirschen essen. Und frech kommen durfte man ihr schon gar nicht. Annelies hatte selbst erlebt, wie sie mit Peter umgesprungen war, als er gescherzt hatte, Konstantia wäre nur deshalb so sauertöpfisch, weil sie zu viel Kraut in sich hineinstopfe – und die Köchin just in diesem Moment um die Ecke gekommen war. Drei Tage hatte sie den armen Peter darben lassen, und bestimmt wäre der Bub verhungert, hätten ihm nicht Annelies und Magda heimlich von ihrer eigenen Ration abgegeben. Doch während Annelies die Treppen heruntersprang, dachte sie weder an Konstantia noch an Peter. Vielmehr hoffte sie, mit Magdas Hilfe jemanden zu sehen – oder wenigstens Neuigkeiten über ihn zu erfahren. Annelies schwärmte schon seit geraumer Zeit für Matthias, den Reitknecht der Brennberger. Der Feuerkopf war der Zofe ins Auge gestochen, als er und sein Herr zu Wirthos Schwertleite Salz und Gewürze erstanden hatten. Matthias war der schönste Junge, den Annelies je gesehen hatte. Er war stattlich wie ein Ritter, besaß ein sinnliches Kinn und starke Hände, die selbst den wilden Hengst des Herrn Wirtho mühelos bändigen konnten. Annelies hatte Matthias einmal sogar ganz nahe sein können. Herr DeCapella hatte ihr aufgetragen, den Bediensteten des Truchsess mit Wasser verdünnten Wein zu reichen. Matthias hatte sie angelächelt und gesagt: »Eine Erfrischung aus Euren Händen labt mehr als Ambrosia, schöne Jungfrau.«
    Dann hatte er ihr den Becher aus den Händen genommen und dabei ganz nebenbei ihre Finger berührt. Sie war feuerrot geworden, und wenn sie sich die Szene in Erinnerung rief, bekam sie auch jetzt noch eine Gänsehaut, und ein angenehmes Kribbeln durchlief ihren Körper.
    Arigund dagegen hatte gemeint: »Wo der Junge nur solche Sprüche herhat? Klingt arg danach, als hätte er sie bei irgendeinem Ritter erlauscht.«
    Annelies war das egal. Für sie gab es keinen Zweifel: Matthias war der Mann ihrer Träume, mochte Arigund auch noch so sehr darüber scherzen. Leider war es bei diesem einen Satz zwischen ihnen geblieben. Der Truchsess hatte im Haus des Bischofs Residenz bezogen und die Ware später von anderen Männern abholen lassen. Heute jedoch blieben die Brennberg’schen Pferde im Stall der DeCapellas, und somit musste auch Matthias hier sein. Annelies merkte, wie ihre Hände vor Aufregung feucht wurden. Sie wischte sie rasch an der Schürze ihres Dirndls ab, fuhr sich einmal durchs Haar und atmete tief ein. Sie stieß die schwere Holztür zur Küche auf. Eine Dampfwolke quoll ihr entgegen, Gerüche von Pfannkuchen, frisch gebackenem Brot und einem ganzen Ochsen, der sich auf dem Bratspieß drehte. Dann drückte jemand die Tür wieder energisch zu. Annelies öffnete sie erneut und schlüpfte nun augenblicklich hindurch, nur um

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