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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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kann.
    Bestimmt schätzt er Grind falsch ein, versucht er sich Mut zu machen. Er kennt ihn nicht so genau. Wen von den Büromenschen kennt er eigentlich genau genug, um sich ein Urteil erlauben zu können? Eigentlich keinen.
    Er meckert über sie, weil er sie für Menschen hält, die sich nur in der sterilen Atmosphäre ihrer Labors und Büros wohl fühlen, fern jeder Praxis. Und manchmal berauscht er sich an seinen eigenen Argumenten. Aber vielleicht sind sie ganz anders.
    Vielleicht, vielleicht… Was nützen ihm diese Erwägungen? Was nützt es ihm, wenn er unrecht haben sollte mit seiner vorgefaßten Meinung über sie? Er hat nur noch wenige Stunden zu leben. Höchstens für die Hälfte der Nacht wird seine Batterie die Heizung noch mit Energie versorgen können, dann wird alles vorbei sein.
    Fast möchte er aufgeben, aber es scheint eine der hervorragenden Eigenschaften des Menschen zu sein, daß er selbst dann nicht an seinen Tod zu glauben bereit ist, wenn sich dessen genauer Zeitpunkt schon berechnen läßt.
    Menschen sind eigenartige Wesen, philosophiert er, sie sind in der Lage, etwas zu tun, das ihnen sinnlos erscheint. Und sein Handeln ist ein Beispiel dafür. Er weiß genau, daß er nicht aufgeben wird. Unaufhörlich stapft er weiter vorwärts der Station entgegen, als sei es ein Vorzug, ihr im Tod ein paar tausend Meter näher zu sein.
    Während der Mittagsstunden ist er wieder gezwungen, sich ständig zu drehen und zu wenden. Der Wärmeausgleich ist eine kraftaufwendige Angelegenheit, aber Kronert bewegt sich jetzt bereits völlig mechanisch.
    Seine Aufmerksamkeit benötigt er für etwas anderes. Er nimmt sich vor, das Verschwinden der Fußspuren aufzuklären, aber er bringt es nicht fertig, einige Minuten für genauere Beobachtungen zu opfern. So konstatiert er nur das Eigenartige dieser Erscheinung und zerbricht sich den Kopf über die Gründe.
    Fast scheint es, als führen die Sandschichten ein geheimnisvolles Eigenleben oder als verfolgen ihn unter der Oberfläche Wesen, die seinen nahen Tod ahnen und danach trachten, ihn als leichte Beute nach Eintritt der Agonie zu überfallen.
    Aber es gibt kein Leben auf dem Mars. Zumindest ist bisher noch nichts Derartiges festgestellt worden, und die Menschen befinden sich immerhin schon seit rund einem Jahrzehnt auf Ares.
    Was also ist es, das seine Spuren in der Mortula so zielstrebig verwischt, das eine erfolgreiche Suche nach ihm für immer unmöglich machen wird?
    Am frühen Nachmittag, die Sonne beginnt bereits sich dem Horizont entgegenzusenken, stockt er plötzlich. Zwar fühlt er das Zucken der Motorik in den Beinen, die seit Stunden nur noch mechanisch einen Fuß vor den anderen setzen, aber das Hirn befiehlt ihnen, auf der Stelle zu verharren.
    »Was ist das dort vorn?« fragt sich Kronert selbst, und er ist erstaunt, als eine rauhe und unbekannte Stimme seinen Helm erfüllt. »Blödsinn!« knurrt er, und erst jetzt glaubt er daran, daß die kratzige Stimme seine eigene ist. Seit dem Abflug gestern hat er sie nicht mehr gehört. Gestern? War das wirklich gestern? Oder ist es schon Tage, Wochen, Monate her? Ihm ist, als laufe er durch die Mortula seit undenklichen Zeiten, von einer Ewigkeit zur anderen, mit zitternden Beinen, die jeden Augenblick den Dienst versagen können.
    Etwas hat ihn an seinen Platz gebannt, etwas Eigenartiges, etwas, das nicht hierhergehört, nicht in die Mortula und nicht auf den Mars.
    Vor ihm, nur wenige Schritte entfernt, liegt ein dunkler Fleck auf dem hellroten Sand. Der Fleck hat eine unregelmäßige Form, obwohl er kompakt, ja fast gefährlich wirkt. Ist es das, worauf er gewartet hat, seit ihm das Verschwinden seiner Fußabdrücke zum Bewußtsein kam? Nach Minuten löst er den Blick von dem Fleck und richtet ihn auf den Horizont, dem sich die Sonne nähert, dann nach links, wo die Station Ares 4 sich befinden muß, so weit entfernt, daß sie noch lange nicht sichtbar werden wird. Noch lange nicht? Für ihn nie mehr!
    Dort drüben erhebt sich verschwommen und unklar ein blaugraues, unscheinbares Gebirge, dessen runde Hügel von der Sonne auf einer Seite in rötliches Licht getaucht werden. Wenn er dieses Gebirge vor Einbruch der Nacht erreicht, findet er möglicherweise eine Höhle, in der er sich verkriechen kann, in der er die Wärmeabstrahlung noch weiter reduzieren kann.
    Eine unsinnige Hoffnung zuckt in ihm auf. Noch hat er sich nicht bewegt, aber es ist ihm klar, daß er die Berge nur dann erreichen kann, wenn

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