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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirklich im Begriffe, unter die Leute gebracht zu werden, genug Wucht und Druck war dazu erforderlich, das kann man sagen.
    Auch hier ging eigentlich alles glatt, genauer: glatt bergab, holterdiepolter! Schon war man bei Putniks eingeladen. In diesem Budapest folgte also ein Fest dem anderen. Gergelffi’s Weizen blühte, nicht nur der Mosoner (der Besuch Donald’s, Chwostik‘s, ja sogar des Doctor Harbach, den Tibor für eine Art Leibarzt des Engländers hielt, war schon zwei Tage später fest abgemacht!) sondern, sagen wir einmal: der Bucarester Weizen. Bereits wußte es Tibor: daß Donald den Kopf verloren hatte; einigermaßen rasch; freilich hielt er das nur für eine Wirkung von Margot’s Reizen, ohne Kenntnis der ferner liegenden Hintergründe, wie er eben war.
    Vor einem Skandal hatte Gergelffi nicht die geringste Scheu. Nur durfte es eben nie einer zwischen ihm und dem Engländer werden. Und im optimalen Falle hatte alles mit zwei Fluchten zu enden: mit der Clayton’s nach Moson, und mit jener László’s nach Bucuresti. Garnicht dumm das Ganze.
    D er Doctor Harbach setzt uns in Erstaunen. Nicht, weil er sich nach drei Tagen mit Irma Russow verlobte. Dies finden wir durchaus begreiflich. Sogar Fräulein Gaudinger fand es begreiflich, obwohl sie ja hier Partei war, und sie zeigt uns damit, daß sie was wert ist. Sondern: daß er dann, nachdem alles im großen und ganzen gemäß jenem Gergelffi-Plan verlaufen war, mit Donald Clayton und der liebenswürdigen Runzel Chwostik weiter reiste, statt bis zum Ende seines Urlaubes in Budapest und bei seiner Braut zu bleiben.
    Ein Außenstehender, auch bei seiner eigenen Verlobung. Er bracht’ es fertig.
    Außenstehend auch, weil er’s vermochte, seine eigenen Zweifel bei dieser Angelegenheit klar als ein conventionelles Beiwerk zu durchschauen, das hier einfach dazugehörte (,drum prüfe, wer sich ewig bindet‘ – feine Prüfung, eigentlich sehr ordinär!). Er wußte genau, daß er das einzig Richtige tat. Außenstehende tun immer das Richtige. Es hat sich in seinem Falle später durchaus erwiesen.
    In Wien, heißt das in der Reichsrathstraße, beziehungsweise in Hacking, befand man dann diese Verlobung ebenfalls als sehr richtig, nicht so sehr in Ansehung der Person Irma’s (die man ja nur als Backfisch gekannt hatte), sondern im Hinblick auf die Vermögensverhältnisse der Braut, welche diese Heirat eigentlich als eine Rückkehr des Sohnes in die angestammte gute Gesellschaft (wofür man sich durchaus hielt) erscheinen ließen.
    Das mit der Abreise Doctor Pauls aus Budapest war übrigens so schlimm nicht. Es wurde ja noch im gleichen Sommer Hochzeit gemacht.
    Sie war ein älteres Mädchen, über dreißig, und Harbach auch nicht mehr ganz jung, vielleicht in einem drei bis vier Jahre höheren Alter als Irma Russow. Als sie ihn beim Empfang in ihrem Elternhause nach nun sechzehn Jahren wieder erblickt hatte, geschah ihr eine Versehrung wie von einer Stichflamme. Von diesem Augenblicke an lebte sie zu ihm hingewandt, als ein Pflanzenwesen, das die Sonne sucht.
    Natürlich hatte man die Alten bald in aller Form eingeweiht, und Irma fand es garnicht lächerlich, als Paul beim Vater um ihre Hand anhielt (man erinnert sich hier gern an Monica Bachler’s schallendes Gelächter im Bureau über ähnliche Absichten Robert Clayton’s).
    Gleichzeitig mit diesen erfreulichen und rührenden Ereignissen wurde Margot durch Donald’s programmatische Aktivität – die er sich gewissermaßen selbst zudiktiert hatte – erst erschreckt, schließlich in Wut, und ganz am Ende zur Verzweiflung gebracht.
    Dabei gefiel ihr der Engländer: und das sogar sehr! Aber in ihrer durchaus gefesselten Lage wurde alles damit nur noch schlimmer. Ein radikaler Rückzug war unmöglich, László’s wegen: er beanspruchte sie. Jetzt brauchte er Margot, ihren diskretglanzvollen Auftritt, bei den Geselligkeiten und Unterhaltlichkeiten, die hier aufeinander folgten. Sie aber sehnte sich nach Ruhe und nach jenem friedlichen Grabe aller ihrer Wünsche dort jenseits des Schwabenberges, im stillen Museum, in des Aufsehers kleinem Zimmer. Hier allein konnte sie die Führung behalten, einem Einfältigen und Anbetenden gegenüber, der es nie gewagt hätte, auch nur eine Linie breit hinaus zu gehen über das von ihr Gewährte und über die Art, wie sie es zu gewähren wünschte.
    Natürlich gingen Gergelffi’s Überlegungen immer davon aus, daß Margot letzten Endes völlig unzugänglich sein mußte

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