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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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man sich eben bekannt machte, durch Irma Russow, die ein Tablett mit Gläsern darbot, durch die feinen kleinen alten Russows, die ihn anredeten. Und bald auch eröffnete man die Flügeltüren des Speisesaales.
    Wie vordem neben ,La Reine‘ saß Donald jetzt neben deren Schwester: aber nicht angeknallt von einer Pracht im allseitigen Licht. Die Verschleierung durch das Hitzedunkel, mehrmals heute während dieses ersten Tages in Budapest von ihm empfunden, hatte sich in verwandelter und gekühlter Weise hierher übertragen; und wäre für ihn nicht eine seltsame Ungeschicklichkeit (sogar in den Händen) fühlbar gewesen, er wäre in ein schwebendes Wohlbefinden eingegangen, ohne Rest. Was neben ihm sich regte mit den Händen über dem Teller, mit dem leisen Klirren des Besteckes, das war wie eine plötzlich herangeflogene Hoffnung, eine schon nicht mehr erhoffte offene Tür.
    Sofort auch erkannte Donald, daß Beirut kein Gesprächsthema für seine Tischnachbarin zu sein schien, und verließ es, und erzählte ihr lieber von den Posaunenbläsern auf der ,Cobra‘, und wie die Bevölkerung am Quai das Abschiedskonzert acclamiert habe. Sie lachte herzlich. Gergelffi sah es, schräg über die Tafel.
    Er ordnete sich, rasch und energisch denkend, unser Tibor. Hierher war er ja mit einer fertigen und festen Absicht gekommen, die allerdings jemand ganz andern betraf als László, nämlich den Engländer selbst und seinen Prokuristen. Nun aber, als von ihm einmal aufgefaßt worden war, wie es da hinter Margot’s dicht geschlossenen Laden geblitzt hatte beim Anblicke Donald‘s, und jetzt, während er die beiden unvermerkt beobachtete, zeigte sich ihm nochmals und deutlicher der Ansatzpunkt einer ganz anderen Möglichkeit: nämlich einer solchen zur Befreiung Putnik’s.
    Es galt beides überein zu bringen.
    Dies wurde ihm auf der Stelle klar, hier bei Tische.
    Das Wie mußte sich finden.
    Der alte Globusz in Mosonszentjanos hatte es weit gebracht, er war ein reicher Mann geworden. Aber sein Maschinenpark war inzwischen total veraltet. Hier stand die Notwendigkeit einer Neu-Ausstattung unmittelbar vor der Tür. Wenn es ihm gelingen würde, den Engländer nach Moson zu bringen, immer im Auftrage der Budapester Handelsgesellschaft, in deren Diensten Tibor stand, um dort, bei den durchgehenden Neuanschaffungen, von den Lokomobilen bis zu den Heu-Wendern, besonders günstige Bedingungen von Seiten des Werkes Clayton & Powers zu erhalten: der Position seines Vaters würde damit gedient sein, seiner eigenen bei der Budapester Firma noch dazu, und dem alten Globusz ja erst recht. War es nicht möglich, den Engländer als Experten nach Moson zu lotsen, um sachverständig feststellen zu lassen, was alles notwendig sei, und von ihm und dem Prokuristen gleich ein bevorzugtes Offert zu erhalten?! Alle Lieferungen müßten freilich über das Budapester Haus abgewickelt werden; aber bei günstigsten Conditionen konnte man wohl auch Moson gegenüber dann unterm Preise bleiben, schon in Anbetracht dessen, daß hier ja komplette Serien in Frage kamen, und, obendrein noch: Globusz war flott liquid. Das konnte mit gutem Gewissen in Aussicht gestellt werden. Jeder Skonto, welchen jener dann erhalten mußte, war ja, bei der Promptheit der ganzen umfänglichen Aktion, vom Wiener Werke leicht wieder hereinzubringen.
    Dabei: daß die Herren nach Kroatien weiter zu reisen gedachten, war Gergelffi bereits bekannt.
    Moson lag fast am Wege.
    Die Firma wird einen Wagen stellen.
    Und an Ort und Stelle würde eine opulente ungarische Gastfreundschaft auch noch das ihre tun.
    Zudem gab es in Moson jetzt schon so etwas wie ein Herrenhaus. Der alte Globusz hatte gebaut – er selbst allerdings blieb nach wie vor in seiner Bauernkate wohnen. Aber eine Zeit hindurch waren von ihm Heiratsgedanken genährt, wenn auch zuletzt nicht realisiert worden. Nun stand die Villa da: und mit allem Comfort. Man konnte sich sehen lassen.
    Das alles dachte Gergelffi bei Tische. Nach Tische galt es, mit dem Engländer Kontakt zu kriegen. Vor dem Prokuristen mußte man sich wohl ein bißchen in acht nehmen; der war so ein Wiener Schlauberger; ein gerissener Bursch wahrscheinlich; sprach sogar passabel ungarisch mit der alten Russow. Das fließende Französisch, in welchem Donald sich mit Margot unterhielt, war von Tibor natürlich schon bemerkt worden. Aber auf dieses Eis würde er sich nicht locken lassen. Er hatte Donald im Lauf des Tages einmal eben so gut deutsch sprechen

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