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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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lang sah er jetzt Donald und sich selbst nachts an der Paulanerkirche Vorbeigehen, vom Wirtshause der Frau Maria Gründling kommend. Damals war es um das Gleiche gegangen bei Donald wie heute. Und doch schien alles jetzt gründlich verändert.
    G ergelffi wartete fast eine Stunde im Café. Dann sah er noch einmal auf die Uhr, nickte befriedigt und rief: „Zahlen!“ Den Katalog würde er heute nun nicht mehr kriegen. Aber in der Hauptsache ging vielleicht alles wirklich nach Wunsch.
    Es hieß jetzt die Kleine treffen. Diesmal wollte er sie nicht in seiner Wohnung erwarten. Die Zeit war begrenzt; das vertrug Tibor nicht bei solchen Anlässen. Marika hatte schon gestern am Telephon gesagt, es werde für sie schwer sein, weg zu kommen, weil die Gnädige jemand zum Tee habe. Danach vielleicht. Nach dem Servieren. Den Abend werde sie aber bestimmt nicht frei kriegen. „Heut redest noch garnix. Erst morgen. Wenn ’st serviert hast, sagst, ob du auf zwei Stunden weg darfst, dein Bruder ist auf der Durchreise und steigt hier in Budapest um. Verstehst? Abends wirst wieder rechtzeitig da sein, ich garantier‘ dir dafür. Also, wenn du fertig bist, im kleinen Café beim Erszebet-ter. Du wartest auf mich oder ich auf dich; wer halt früher dort ist, wart‘ auf den andern. Ich werd‘ auch kaum pünktlich sein können. Um sechs Uhr herum halt. Ich muß dich morgen unbedingt sehen.“
    Sicher saß sie schon dort. Er nahm ein Taxi, und zehn Minuten später die aus dem Café geholte Marika an Bord (sie war seit mehr als einer halben Stunde da) und dann ging’s dahin, zur csárda hinterm Schwabenberge. Dort war man vor allem und jedem sicher. Dorthin kam niemand.
    Tibor erfuhr nichts Besonderes. Ein englischer Herr sei es. War schon früher da, auch beim Souper. Gute Trinkgelder. Nach Auftragen des Tees habe sie leise ihre Bitte vorgebracht. Die Gnädige sei böse gewesen, schon sehr, sie kenne ihre Gnädige! ,Das ist doch stark!‘ meint sie, weil heute die Köchin und der Janos, der Diener, auch Urlaub haben. Vor dem Gast aber hat sie nicht viel mehr sagen können. Nur: ,Schau, daß du fortkommst. Um acht Uhr mußt du hier sein.‘
    Nun gut. Hier war alles getan.
    Tibor konnte sich dem zuwenden, was ihn gestern eigentlich veranlaßt hatte, so dringend ein Rendezvous mit der Marika herbeizuführen.
    Man möchte von Gergelffi fast sagen, daß ihn die Passionen sehr vernünftig leiteten. Hier ist der Ort, wo sich seine merkwürdigen Gustos entschleiern, nach denen schon früher einmal gefragt worden ist. Seit gestern brannte er darauf, mit Marika darüber wenigstens zu reden (alles sonst war bereit). Bis zum Sonntag und zu ihrem Ausgange zu warten, schien unerträglich. Danach mußte er nach Moson. Wenn er sie jetzt schon präparierte, würde es am Sonntage in seiner Wohnung mühelos gehen und das Vergnügen um so größer sein.
    Also fragte er Marika, ob sie schon einmal ein ungarisches Bauern-Kostüm getragen habe, so eines wie in den Dörfern an der Theiss.
    „Wer trägt das in der Stadt?“ sagte sie. „Dazu gehören, glaub’ ich, gar Stiefel.“
    „Freilich!“ rief er. „Nur Stiefel!“
    Wir legen hier gleichsam die Ohren zurück. Diese Stiefel erscheinen doch stark akzentuiert. Es sind uns Stiefel im Laufe dieser Erzählung nicht nur einmal begegnet. Zum Beispiel Feverl’s Husarenstiefel in Moson. Ferner kürzlich die Stiefel der Frau von Vuković. Auch Stiefel des Autors (letztere in bezug auf einen Lulatsch). Aber diese Stiefel hier, mit denen hat es schon eine besondere Bewandtnis. Sagte etwa Finy einst und wiederholt zu Feverl ,in Stiefeln net‘ (so daß wir es ihr zuletzt nachgeredet haben), so hieß es dagegen bei Gergelffi auf’s entschiedenste: ,in Stiefeln nur‘. Und so mußt’ er es auch bei seiner Marika dahin bringen.
    Also im ganzen: ein rusticaler Geschmack. Vielleicht leitete ihn der auch nach Moson. Dort gab es freilich viele Mädeln in Stiefeln (von der alten Feverl sehen wir jetzt ab). Merkwürdig doch, wie bei diesem Gergelffi die Sorge für einen Freund, das Geschäftsinteresse und die persönlichen Neigungen in eine und dieselbe Kerbe hieben. Ein begabter Mensch.
    Als solcher fing er’s richtig an, ganz hinten in einer Ecke des Wirtsgartens am grün gestrichenen Tische mit der Kleinen tuschelnd. Wie entzückend sie anzusehen sein müsse in solch einem Kostüm! In ihrer weizenblonden Schönheit! Er habe schon eines bestellt. Am Samstag könne sie es probieren; die Schneiderin werde es, fast

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