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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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leicht in einem einzigen Satze zusammenfassen ließe: ,Stimmt es irgendwo nicht, dann stimmt es eben nirgends.‘ So etwa sah das aus.
    W ahrhaftig, wäre es ihm möglich gewesen, Margot auf gewissen ihrer Gänge ungesehen zu begleiten, es hätte sich bestätigt gefunden.
    Zum Beispiel im Museum römischer Altertümer jenseits des Schwabenberges.
    Die Hochzivilisierten haben zu allen Zeiten nicht nur Comfort gehabt (wie etwa das elegante römische Badezimmer im Museum zu Deutsch-Altenburg beweist), sondern auch sehr viel Überflüssiges und mehr oder weniger gefälligen Kram, den wir teilnehmender betrachten als die großen Werke der Vergangenheit, weil er uns ähnlicher ist. Damals wie heute gab es eine Armee von Menschen, die derlei sich ausdachten, erzeugten und unter die Leute brachten. Das Altertum war nun auf gewissen zentralen Lebensgebieten erstaunlich unbeschwert (wenn auch nicht in verdrückter und grauslicher Weise unanständig), und es gab denn auch zahlreiche Nippes-Figuren, die heute schwerlich jemand in seinen Zimmern zur Aufstellung bringen könnte, so vorzüglich sie gearbeitet waren. Die Grenzen des Möglichen sind bei uns hier wesentlich enger gezogen. Beliebt scheint bei römischen Herren (auch Damen?) der Affe gewesen zu sein, in winzigen Formaten, und auf äffische Weise sich amüsierend: es gab sogar bewegliche Plastiken dieser Art.
    Alles derartige war im Museum hinter dem Schwabenberge in einem gesonderten kleinen Zimmer untergebracht, in welches nur die Herren geführt wurden, wenn etwa eine Gesellschaft beiderlei Geschlechts die Sammlungen besichtigte. Wie es der Aufseher, ein stattlicher Mann und ehemaliger Honved-Feldwebel, hielt, wenn nur Damen kamen, ist nicht erprobt worden. Margot jedenfalls kam allein. So hatte sie bald und mehrmals Gelegenheit, alles und jedes zu besichtigen.
    Deswegen hat Gergelffi noch lange nicht recht mit seinem absurden Lehrsatze:, Stimmt es irgendwo nicht, dann stimmt es eben nirgends.‘
    S ogleich gaben die Russows ein großes Abendessen, gewissermaßen für Doctor Harbach und die Herren, welche mit ihm reisten; doch war es zugleich ,de la même branche‘; jedenfalls wurden Putniks und auch Tibor eingeladen.
    Die Hitze war inzwischen bedeutend geworden, und im Speisesaal bei Russows liefen vier Ventilatoren und ein Zerstäuber für Coniferen-Sprit.
    Es war eine Wohltat. Chwostik und Donald kamen freilich nicht verschwitzt und aus Geschäften hierher, sondern vom ,Britannia‘, wo sie sich umgezogen und dabei ausgiebig geduscht hatten. Als sie hinab kamen, saß der Doctor Harbach schon in der Halle, gleichermaßen erfrischt und im Abend-Anzug.
    Noch immer vermeinte Donald, einen Schleier vom Hitzedunkel dieser Tage vor den Augen zu haben, es ließ sich nicht wegbringen und lag fast wie Spinnweben vor dem Gesicht. Selbst unter der Brause hatte er das gespürt, zwischen sich und der weißgekachelten Wand. Es erzeugte ein Gefühl von Ungeschicklichkeit, von Verschleierung des Vorfeldes, möchte man sagen; vielleicht auch einen ganz leichten Schwindel.
    Nach kurzer Wagenfahrt blieb man dann bei Russows glücklicherweise so gekühlt, wie man war.
    Aus einer solchen erträglichen, aber noch immer leicht verschleierten Verfassung erblickte Donald die Frau Margot Putnik, Schwester von ,La Reine‘, zum ersten Male.
    Gergelffi, ein Smoking unter Smokings, stand dabei, als er ihr vorgestellt wurde, in einem Salon, gekühlt wie der Speisesaal, dessen Türen jetzt noch geschlossen waren.
    Heftig erhob sich in Tibor jener für ihn so spezifische Wunsch, scharf zu sehen, sein Hunger nach Auffassung, möchte man fast sagen. Donald war durch einen obschwebenden Lüster klar beleuchtet. Sie aber stand, gleichsam zurückgetreten hinter eine gedämpfte Lichtwand, im topasfarbenen Scheine einer Stehlampe. Dennoch erkannte Gergelffi in ihrem Gesicht, welches er sonst – bis auf den Augenblick, da Petöfi’s Verse von ihr rezitiert worden waren – nur zu sehen bekommen hatte wie ein Fenster, das man gewohnt ist, stets mit Laden dicht verschlossen zu erblicken, ein Aufblitzen, gleichsam durch Ritzen nur erkennbar, aber doch als das Zeichen eines Erwachens bei ihr: im Augenblicke, als sie Donald sah.
    Und damit fiel für Tibor der Akzent auf den einzigen möglichen Weg, den es für László Putnik in die Freiheit, heißt das: nach Bucuresti, noch geben konnte.
    Sofort ward dies verwischt und verstellt durch Äußeres, das sich dazwischen schob, den Herrn Doctor Harbach, mit dem

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