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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Gesicht in seine Hände und küsste sie. Ihr wurde schwindlig; sie schloss die Augen.
    „Du zitterst ja.“
    „Ich habe Angst, Klaus.“
    „Aber warum denn? Ich tue ganz bestimmt nichts, was du nicht auch willst, hm?“
    Sie spürte seine Hände unter ihren Pullover gleiten und erstarrte. Klaus ließ sie los und sah sie liebevoll an. „Ist es das erste Mal für dich?“
    „Nein. Ingo ... ein Junge aus meiner Klasse.“ Sie kämpfte gegen die Tränen. „Es hat so schrecklich wehgetan.“
    Er streichelte ihre Stirn und ihre Wangen, fuhr sanft die Konturen ihrer Lippen nach. „Ich verspreche dir: Heute wird es wunderschön für dich.“
    „Was ist denn?“, fragte Wolfgang erschrocken. „Warum weinst du?“
    Hedi machte sich von ihm los. „Es tut mir leid. Ich kann nicht.“
    „Schade“, sagte er und startete den Wagen.
    Schweigend steuerte er den Ferrari durch die Darmstädter Innenstadt und fuhr in Richtung Hassbach. In Hedis Kopf purzelten die Gedanken durcheinander, in ihrem Magen das Bæuf rouge und die Leberbällchen aus Valence. Beides vertrug sich nicht mit dem Château de Maimbray.
    Wolfgang bog in die Schlaglochpiste zur Eichmühle ein. Hedi bemühte sich, nicht zum Wegrand zu schauen, wo die Bäume als schwarze Schatten vorüberhuschten. Für einen Augenblick leuchteten die Augen eines Tiers im Scheinwerferlicht auf. Kurz darauf knallte der Ferrari in ein Schlagloch.
    „Halt!“, rief Hedi. „Bitte, halt sofort an.“
    Wolfgang stoppte und sah sie fragend an.
    „Gott, ist mir schlecht.“ Sie riss die Tür auf und stolperte in den Wald.
    Der Abschied an der Mühle fiel förmlich aus. Hedi blieb im Hof stehen und sah dem davonfahrenden Wagen nach, bis die Rückleuchten in der Dunkelheit verschwunden waren. Sie war sich sicher, dass sie Wolfgang Bernsdorf nie wiedersehen würde. Aber sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder es bedauern sollte.

K APITEL 30
    A ls Klaus um halb acht aus dem Nachtdienst heimkam, durchwühlte Sascha schimpfend den Garderobenschrank. „Bist du aus dem Bett gefallen?“, fragte Klaus.
    „Hast du eine Ahnung, wo mein Seesack ist?“, fragte Sascha zurück.
    Klaus zog seinen Uniformblouson aus und hängte ihn an die überfüllte Garderobe. „Vielleicht im Keller? Ich gehe duschen. Danach fahre ich in den Odenwald.“
    Sascha machte den Schrank zu. „Hast du schon gefrühstückt?“
    Klaus sah ihn erstaunt an. „Nein. Warum?“
    „Ich habe Kaffee gekocht.“
    „Brauchst du Geld?“
    „Ich muss mit dir sprechen.“
    „Wieviel?“
    „Es ist wichtig.“
    Klaus gähnte. „Gott, Junge. Hat das nicht Zeit bis heute Abend?“
    „Nein.“
    „Der Toast ist alle.“
    „Ich hole Brötchen, wenn’s dir hilft.“
    „Scheint was Lebenswichtiges zu sein, hm?“ Klaus streifte seine Schuhe ab, nahm die Zeitung und verschwand im Bad. Als er wieder herauskam, war der Tisch im Esszimmer gedeckt. Sascha hatte sogar Eier gekocht. Er schenkte Kaffee aus. Klaus setzte sich und nahm ein Brötchen aus dem Korb. „Wo brennt’s?“
    Sascha ließ zwei Würfel Zucker in seine halbvolle Tasse fallen und goss reichlich Milch dazu. „Was willst du im Odenwald?“
    „Mit deiner Mutter reden.“
    „Worüber?“
    „Äh ... nichts Besonderes. Warum?“
    „Hat sie dich etwa rumgekriegt?“
    „Hat sie nicht.“
    „Egal, was du machst: Ich ziehe nicht in diese dämliche Mühle. Und wenn ihr euch auf den Kopf stellt.“
    Klaus köpfte sein Ei. „Das war alles?“
    „Sabine und ich möchten für eine Woche an den Bodensee fahren. Zum Zelten.“
    „Ich hab gewusst, dass deine Fürsorglichkeit einen Haken hat.“
    „Du erlaubst es?“
    „Was sagen ihre Eltern dazu?“
    „Die haben nichts dagegen. Zweihundertfünfzig Euro zusätzlich wären nicht schlecht.“
    „Zusätzlich zu was?“
    „Fahrkarte und Campingplatz.“
    „Hast du schon mal meinen Gehaltszettel gesehen?“
    „Der Zug geht heute Nachmittag.“
    „Bisschen plötzlich, oder?“
    „In eineinhalb Wochen sind die Ferien um.“
    Klaus zerdrückte die Eierschalen. „Verstehe. Das konntest du nicht ahnen.“
    „Ich hoffe, du bist nicht sauer, weil ich an deinem Geburtstag morgen nicht da bin.“
    „Der Inhalt der Kassette im Wohnzimmerschrank dürfte reichen.“
    Sascha schob den Rest seines Brötchens in den Mund und spülte mit Milchkaffee nach. „Du solltest mal wieder ausschlafen.“
    „Ich hatte Nachtdienst.“
    „Und etwas weniger Bier trinken. Sorry, aber ich muss los.“ An der Tür blieb er noch

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