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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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und einen Gaskocher anzünden kann.“
    „Was?“
    Der Ferrari knallte in ein Schlagloch, und Wolfgang Bernsdorf fluchte.
    Sie fuhren in ein Edelrestaurant nach Darmstadt. Ein Garçon nahm ihnen die Jacken ab, ein zweiter führte sie zum Tisch, ein dritter legte ihnen lächelnd zwei Menükarten hin. Die Preise waren gepfeffert, die Speisen und Getränke en français. Hedis Französischkenntnisse hatten dazu beigetragen, dass sie die achte Klasse wiederholen durfte.
    Wolfgang Bernsdorf vertiefte sich in die Speisekarte, als läse er einen Thriller von John Grisham. Hedi trank einen Schluck Wasser. Das Glas schmiegte sich in die Hand wie ein Stuhl im Georgies unter den Hintern.
    „Ich hoffe, das Essen ist besser als das Tafelwasser. Schmeckt ziemlich fade, das Zeug.“
    Wolfgang schaute auf. „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie an der Fingerschale nippen, Madame?“, sagte er amüsiert.
    Peinlich berührt stellte Hedi das Schälchen zurück und widmete sich der Speisekarte. Der Garçon näherte sich. „Haben Sie schon gewählt?“
    Hedi sah Wolfgang an. „Was würden Sie empfehlen?“
    „Ich nehme als erste Vorspeise Salade de crudités, anschließend entweder die Leberbällchen, Cailletes de Valence, oder die Vichyssoise, ich bin mir nicht ganz schlüssig. Als Hauptgang würde ich Bæuf rouge mit Gratin dauphinoise vorschlagen. Dazu vielleicht einen Château de Maimbray, oder was meinen Sie?“
    Hedi lächelte. „Ich vertraue ganz Ihrem kulinarischen Urteil.“
    Bei der zweiten Vorspeise machte Wolfgang Bernsdorf immer noch keine Anstalten, über den Ankauf von Viviennes Bildern zu sprechen. Dafür versuchte er zweimal, Hedis Hand zu streicheln. Sie zog sie zweimal weg und gab ausweichende Antworten auf persönliche Fragen.
    „Schmeckt es Ihnen nicht?“, erkundigte er sich besorgt.
    „Doch, doch.“
    „Ich bin sicher, dass Dr. Siebmann Frau Belrots Arbeiten gefallen werden. Schade, dass er verreist ist.“
    „Wer?“
    „Der Kunde, von dem ich Ihnen erzählt habe. Seine Sekretärin sagte mir, dass er für vier Wochen nach Australien geflogen ist. Leider pflegt er in seinem Urlaub aus Prinzip das Telefon zu Hause zu lassen.“
    „Ein kluger Mann.“
    „Darf ich Sie anrufen, wenn er zurück ist?“
    „Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass die Bilder dann noch da sind.“
    Er berührte ihre Hand. „Ich fahre morgen früh nach München zurück. Werden wir uns wiedersehen?“
    Hedi betrachtete verlegen die Reste ihrer Cailletes de Valence . „Warum nicht? Wenn Sie zufällig in der Gegend sind.“
    Der Garçon stellte formvollendet die Teller mit dem Bæuf rouge vor ihnen ab. „Möchten Sie vielleicht einen anderen Wein?“
    Hedi schüttelte den Kopf.
    „Bringen Sie uns bitte noch ein Viertel Château de Maimbray“, sagte Wolfgang. Als sie das Viertel geleert hatten, bot er Hedi das Du an. Sie erzählte ihm, dass sie mit einem Polizisten verheiratet war und zwei Kinder hatte. Es beeindruckte ihn nicht. Nach Les Desserts, Fromages und zwei weiteren Vierteln Wein traten ihre Verdauungsorgane in Streik.
    „Wollen wir irgendwo noch etwas trinken gehen?“, fragte Wolfgang. „Ich kenne eine nette kleine Bar, ganz in der Nähe.“
    Hedi sah sein Grinsen doppelt. „Ich glaube, ich muss nach Hause.“
    „Das ist schade. Ich hatte gedacht, dass wir den Abend gemütlich ausklingen lassen würden.“ Was er unter Gemütlichkeit verstand, war in seinen Augen zu lesen.
    Einen Moment lang war Hedi versucht, es darauf ankommen zu lassen. Dann dachte sie an Klaus und bekam ein schlechtes Gewissen. „Ich nehme mir ein Taxi.“
    „Taxi? Nichts da. Ich bringe dich selbstverständlich zurück.“ Er winkte nach dem Garçon.
    „Du kannst doch jetzt nicht mehr Auto fahren!“
    „Ich kann. Verlass dich drauf.“
    Auf dem Weg zum Parkplatz sprachen sie nicht, und Hedi hatte ein mulmiges Gefühl, als sie zu ihm in den Wagen stieg. Er steckte den Zündschlüssel ins Schloss, aber anstatt loszufahren, sah er sie an.
    „Sei mir nicht böse, aber ich muss wirklich heim“, sagte sie unsicher.
    „Warum? Erwartet dich dort jemand?“
    „Na ja, ich meine ...“
    „Hast du Angst, als Ehefrau eines Polizisten mit einem alkoholisierten Autofahrer im Verkehr erwischt zu werden?“
    „Ach was.“
    „Oder fürchtest du den alkoholisierten Autofahrer beim Verkehr?“
    „Also, bitte!“
    Sie zuckte zusammen, als er ihre Wange berührte. „Du willst es doch auch, oder?“
    „Wolfgang, ich ...“
    Er nahm ihr

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