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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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seinen Eltern für vier Wochen an die Costa Brava.“
    „Wer?“
    „Kennst du nicht. Einer aus meiner Clique. Die anderen sind auch weg. Ist echt saulangweilig hier.“
    „Willst du damit andeuten, dass du erwägst, deine Ferien bei mir zu verbringen?“
    „Nur, wenn ich meine Stereoanlage mitbringen darf.“
    „Darfst du. Und eine Mikrowelle wollte ich sowieso besorgen. Das werde ich gleich morgen früh erledigen. Soll ich dich anschließend in Offenbach abholen?“
    „Aber bitte nicht mitten in der Nacht, wenn’s geht.“
    „Gegen Mittag?“
    „Ja. Er hat sie in den Müll geworfen.“
    „Wen?“
    „Die Liste. Bis morgen, Mama.“
    Als Hedi tags darauf in ihre alte Wohnung kam, glaubte sie einen Moment lang, sie hätte sich im Stockwerk geirrt. Es lagen keine Schuhe im Flur und keine Socken im Bad. Die Betten waren frisch bezogen und die gebügelten Hemden ordentlich im Schrank gestapelt. Die Küche sah aus wie frisch renoviert. Klaus saß im Wohnzimmer und schaute fern. Auf dem Couchtisch lag eine sauber zusammengefaltete Offenbach-Post; daneben stand eine Vase mit roten Rosen.
    „Was ist denn hier passiert?“, rief Hedi.
    Klaus schaltete den Fernseher aus und stand auf. „Hallo! Schön, dich zu sehen.“
    Hedis Blick wanderte durchs Zimmer und blieb bei den Rosen stehen. „Ich glaub’s nicht.“
    Klaus zuckte lächelnd die Schultern. „Wir sind halt lernfähig.“
    „Soll das etwa heißen, dass du und die Kinder ...?“
    Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Das bisschen Hausarbeit erledigen wir doch mit links.“
    „Deine Mutter war zu Besuch. Mindestens drei Tage lang, stimmt’s?“
    Klaus schüttelte den Kopf. „Die ruft bloß ständig an und hält mich von der Arbeit ab.“
    Hedi fühlte sich plötzlich elend. Klaus streichelte ihre Wange. „Was überlegst du so angestrengt, hm?“
    „Was ich davon halten soll, dass du plötzlich in der Lage bist, diesen Haushalt in Ordnung zu bringen.“ Sie setzte sich und betrachtete die Blumen. „Wer ist sie?“
    „Wer ist was?“, fragte Klaus verständnislos.
    „Irgendeiner muss dir den Marsch geblasen haben. Wenn es deine Mutter nicht war, wer dann?“
    „Also, bitte! Andere Frauen würden in die Luft springen, wenn ihnen ihre Männer eine solche Wohnung präsentieren würden.“
    „Wer hat die Blumen mitgebracht?“
    „Ich dachte, du freust dich.“
    „Wo ist Dominique?“
    „Einkaufen.“
    „Das ist ja die Höhe! Erst bestellt sie mich hierher, und dann ist sie nicht da.“
    „Ich habe sie weggeschickt.“
    „Glaubst du etwa, du kannst auf diese billige Art und Weise verhindern, dass sie mit mir in den Odenwald fährt?“
    „Nein. Aber hätten wir nicht vielleicht das eine oder andere unter vier Augen zu besprechen?“
    „Du bist in deinem ganzen Leben noch in keinem Blumenladen gewesen! Selbst zum Muttertag schickst du die Kinder.“
    Klaus lachte.
    „Ich finde das nicht witzig! Wer ist sie?“
    Er sah sie spöttisch an. „Warum interessiert dich das, hm?“
    „Ich will wissen, was ich während der vergangenen zwanzig Jahre falsch gemacht habe. Könntest du vielleicht aufhören zu grinsen?“
    „Du hast zwanzig Jahre lang alles goldrichtig gemacht.“
    „Sicher. Ich habe euch von vorn bis hinten bedient; gekocht, gewaschen, gebügelt, geputzt – und kaum fange ich an, ein bisschen an mich zu denken, suchst du dir Ersatz.“
    „Sicher. Zum Kochen, Waschen, Bügeln, Putzen.“
    „Was?“
    „Dummkopf.“ Er fasste ihre Hände und zog sie hoch. „Was hältst du davon: Du verkaufst die Mühle, und wir suchen uns ein hübsches Reihenhäuschen hier in der Nähe, hm?“
    „Nichts.“
    „Du fehlst mir.“
    „Beim Kochen, Waschen, Bügeln, Putzen.“
    „Beim Bettenbeziehen.“
    „Ich kann die Mühle nicht verkaufen.“
    Seine Lippen berührten ihre Stirn und ihre Wangen. Er begann, ihre Bluse aufzuknöpfen. „Und warum nicht?“
    „Wir haben viel Geld investiert. Außerdem trage ich eine Mitverantwortung für Uwe.“
    „Wer ist Uwe?“
    „Elisabeth Stöckers Sohn. Er baut die alten Gewächshäuser zu einer Gärtnerei aus. Elisabeth hat ihm bis auf fünfhundert Euro Juliettes gesamtes Erbe überlassen.“
    Er strich ihr lächelnd eine Ponysträhne aus dem Gesicht. „Und was hat sie mit den fünfhundert Euro gemacht?“
    „Ein Wörterbuch gekauft.“
    Er zog ihr die Bluse aus. Seine Hände waren warm und zärtlich. „Seltsame Leute, diese Hassbacher.“
    „Mhm.“
    Langsam wanderten seine Lippen ihren Hals hinunter.

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