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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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sich drum gekümmert, außerdem fehlt es an Geld. Deshalb hat die guyanische Regierung zur britischen gesagt: ›Wir haben hier ein Problem. Könnt ihr nicht irgendwen vorbeischicken, der das regelt?‹ Woraufhin die britische Regierung zu Rolls-Royce gesagt hat: ›Schickt irgendeinen Deppen rüber, wir zahlen.‹ So bin ich hier gelandet.«
    »Seit sechs Monaten?«
    »Aber hallo. In der zweiten Woche habe ich eines der Hauptprobleme identifiziert und der zuständigen Behörde – die ein Witz ist –, mitgeteilt, dass ich Ersatzteile brauche. Spezialanfertigungen, verstehen Sie? Anscheinend mussten sie in den Vereinigten Staaten bestellt werden, bei so nem Hochleistungs-Werkzeug- und -Formen-Verein. Seitdem warte ich auf die scheiß Teile.«
    »Was machen Sie denn jetzt, ich meine, was tun Sie den ganzen Tag?«
    »Um halb neun schicken sie mir einen Wagen plus Chauffeur, der mich ins Büro fährt, dort führe ich ein paar Ferngespräche nach Hause und surfe sinnlos im Internet. Gegen elf schlendere ich in das Büro meines Chefs und frage, ob die Teile endlich da sind, er verneint, und der Chauffeur bringt mich zum Hotel zurück. Normalerweise hänge ich den ganzen Tag am Pool herum und zische ein Bierchen nach dem anderen, und abends fahre ich zum Essen in die Stadt. Den Bauch habe ich erst hier gekriegt. Zuhause hatte ich ne Freundin, aber die hat mit mir Schluss gemacht.«
    »Warum bleiben Sie?«
    »Hauptsächlich wegen des Gelds. Ich lebe hier praktisch umsonst. Bloß das Bier muss ich selbst blechen. Dann sind da natürlich noch die Mädchen«, sagte er und sah sie an, um ihre Reaktion abzuwarten. Als keine kam, fuhr er fort: »Was das angeht, ist es für nen Typen wie mich hier der Himmel auf Erden. Zuhause muss man praktisch auf Knien rumrutschen, um mal rangelassen zu werden. Hier wedele ich mit ein paar Dollarscheinen, et voilà , ich habe die Qual der Wahl – jede Nacht, wenn ich will.«
    »Klingt nach einer Menge Spaß.«
    »Nicht immer. Manchmal wirds brenzlig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Das hier ist ein raues Pflaster, selbst für nen Typen wie mich. Man muss vorsichtig sein. Bin zweimal ausgeraubt worden, bevor ich geschnallt habe, dass es klüger ist, meine Armbanduhr, meine Brieftasche, den Zimmerschlüssel, alles, bis auf das Geld, das ich für die Nacht brauche, im Hotel zu lassen. Falls Sie ausgehen wollen, sollten Sie dasselbe tun. Die fallen schon wegen ner Plastik-Timex über Sie her, von ner Cartier-Uhr ganz zu schweigen«, sagte er und deutete auf ihr Handgelenk.
    »Danke für den Tipp.«
    »Kein Thema.«
    Das Frühstück kam. Der Brite ließ die Kellnerin erst gehen, nachdem er am Kaffee gerochen und genippt hatte.
    Ava probierte ihren. Es schien ein löslicher zu sein, vermutlich Nescafé. Sie fragte sich, ob man ihr den mitgebrachten Instantkaffee von Starbucks zubereiten würden.
    »Tom, kennen Sie einen Club namens Eckie’s?«
    »Klar, mein Lieblingsclub. Erstklassige Mädchen. Importbier.«
    »Wem gehört er?«
    »Keinen Schimmer.«
    »Haben Sie dort mal einen Chinesen gesehen?«
    »Den einen oder anderen.«
    »Ich meine einen großen, dünnen, fast mageren. Er hat graumelierte Haare, einen schiefen Schnurrbart und ein schmales, spitzes Gesicht wie eine Ratte.«
    »Schande, der Typ ist total durchgeknallt. Säuft wie ein Loch und behandelt die Mädels wie Dreck. Schmeißt wie ein Irrer mit dem Geld um sich, sodass die Tussis immer ganz aus dem Häuschen sind, aber ich habe ihn nie mit einer abhauen oder in einem der Hinterzimmer des Eckie’s verschwinden sehen.«
    »Ich dachte, es wäre gefährlich, zu viel Geld dabeizuhaben?«
    »Für mich, Sie und jeden anderen scheiß Touristen schon. Aber der Bursche ist ein Einheimischer. Wenn die Cops in den Club kommen, kriegen alle böse Blicke zugeworfen, außer ihm. Der Knabe hat Beziehungen.«
    »Ist die Polizei, sagen wir mal, korrupt?«
    Benson lachte laut auf und spie feuchte Toastkrümel. »Himmel, was glauben Sie denn?«
    »Deshalb frage ich ja.«
    »Schauen Sie, die Armee, die Polizei, die Sicherheitsleute – die sind hier alle ein großer glücklicher Haufen, das ist alles dasselbe.«
    »Also hat der Chinese sie bestochen?«
    »Auf die eine oder andere Art, aber das tut hier jeder mit etwas Kohle. Man macht hier kein Geld, und man behält es todsicher nicht, ohne sich mit den Machthabern gut zu stellen.«
    »Wer sind diese Machthaber?«
    »Keinen Schimmer, es ist mir auch scheißegal. Solange die mich in Frieden lassen,

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