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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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halben Hektar Größe, das von einer anderthalb Meter hohen, mit großen Glasscherben und Stacheldraht versehenen Steinmauer umgeben war. Der einzige Weg zum Haus führte durch ein schweres Eisentor, das von scharfen, mit Stacheldraht umwickelten Spitzen gekrönt war.
    »Die Heimstatt der Wohlhabenden«, sagte Jeff.
    Die Hausnummern stiegen um jeweils vier. Setos Haus war das zweite auf der linken Seite. Es hatte ein vergittertes Tor, und im Vorbeifahren sah Ava einen alten Mercedes und einen Land Rover in der Einfahrt stehen. Jemand war zu Hause.
    Sie deutete nach hinten auf die Stelle, wo sie von der Hauptstraße abgebogen waren. »Wenn wir hinter einem der Pfeiler parken, können wir jeden sehen, der ein oder aus geht«, sagte sie. »Und wenn er links zur Stadt abbiegt, haben wir freie Sicht.«
    Jeff wendete und hielt hinter dem Pfeiler. Von ihrem Standort aus hatten sie Setos Tor und das Ende der Einfahrt gut im Blick.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    »Wir warten.«
    »Stört es Sie, wenn ich ein Nickerchen mache?«
    »Überhaupt nicht.«
    Jeff stieg aus und legte sich auf den Rücksitz. »Ich habe einen leichten Schlaf, also keine Angst, dass Sie mich nicht wachkriegen, wenn wir losmüssen.«
    Ava hatte ihre Armbanduhr immer noch in der Tasche. Sie nahm sie heraus und band sie um. Es war halb vier.
    Kurz nach fünf wurde Jeff mit einem Ruck wieder wach.
    »Tut sich nichts«, sagte sie.
    »Ich muss mal pinkeln.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Er verzog sich hinter den Jeep und drehte dem Wagen den Rücken zu.
    »Wann wird es dunkel?«, fragte sie, als er wieder einstieg.
    »Gegen sechs.«
    Um halb sechs öffnete sich Setos Tor. Ava atmete scharf ein. Der Mercedes fuhr rückwärts auf die Straße und rollte dann langsam auf sie zu. Eine stark geschminkte Inderin mit mindestens drei Goldketten um den Hals saß am Steuer.
    »Pech gehabt«, sagte Ava.
    Das Tor blieb offen. Anscheinend kommt noch jemand , dachte sie. Kurz darauf schlenderte ein drahtiger Asiate in Jeans und T-Shirt auf die Straße, schaute sich rasch um und ging zurück zum Haus. Könnte ein Vietnamese sein , dachte sie.
    »Raus aus dem Wagen«, sagte sie zu Jeff. »Gehen Sie nach hinten und tun Sie, als würden Sie noch mal pinkeln.«
    Er gehorchte, ohne Fragen zu stellen.
    Der Land Rover kam aus der Auffahrt, stoppte, und der Vietnamese stieg ein. Als er um die Ecke bog, nahmen die Insassen Jeff sehr genau in Augenschein. Ava hatte sich tief in den Sitz sinken lassen, doch sie konnte die beiden deutlich erkennen. Jackson Seto saß am Steuer.
    Jeff wartete, bis sich der Land Rover ein gutes Stück entfernt hatte, und stieg wieder ein.
    »Und jetzt? Sollen wir ihnen folgen?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht. Was glauben Sie, wohin sie wollen?«
    »Die fahren garantiert in die Stadt.«
    »Es wird langsam Zeit fürs Abendessen. Gibt es einen Restaurantbezirk?«
    »Fast alle vernünftigen Lokale sind im Umkreis von vier Blocks.«
    »Irgendwelche Chinarestaurants?«
    »Ein paar.«
    »Geben wir ihnen eine Viertelstunde Vorsprung, danach folgen wir ihnen und suchen das Gebiet nach ihrem Wagen ab.«
    »Was, wenn wir ihn nicht finden?«
    »Dann ist das mein Problem für morgen.«
    Die Sonne ging unter, während sie langsam zurück nach Georgetown fuhren. Jeff übersah das eine oder andere Schlagloch, und Ava war überzeugt, dass sie einen Reifen verlieren würden.
    Georgetown wirkte wie verwandelt. Ava brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, woran das lag: Nur ein Teil der Stadt war erleuchtet, der Rest war fast vollständig in Dunkelheit getaucht. »Ist das ein Stromausfall?«, fragte sie.
    »Tja, so könnte man es nennen, allerdings passiert es jede Nacht. Es gibt nur genügend Strom für eine Hälfte der Stadt. Deshalb wechseln sie nächtlich zwischen dem Ost- und dem Westteil. Heute Nacht ist der Osten dran, und der Westteil muss sich mit Kerzen behelfen. Die meisten Unternehmen haben eigene Notstromaggregate.«
    »Was für eine Stadt.«
    »Yep.«
    »Und da, wo wir hinfahren, gibt es heute Nacht Strom?«
    »Ja, wir haben Glück«, sagte er und sah sie an. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich frage, aber ich war schon den ganzen Nachmittag neugierig. Warum genau folgen wir diesem Typen?«
    »Ist was Geschäftliches«
    »Welche Art von Geschäft?«
    Ava starrte auf die Straße. »Ich halte es für besser, Ihnen das nicht zu erzählen.«
    »Besser für wen?«
    »Mich.«
    Jeff zuckte die Achseln. »Wir sind gleich im Restaurantbezirk. Ich fahre

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