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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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    »Deshalb muss ich wissen, wer sie sind, damit ich sie zu meinen Freunden machen oder zumindest einen Keil zwischen sie und Seto treiben kann.«
    »Wie viel genau hat der Typ gestohlen?«
    »Knapp fünf Millionen.«
    »Wow.«
    »An wen muss ich mich also wenden?«
    Er erhob sich und schloss die Tür. »Das Ganze bleibt unter uns – da sind wir uns einig?«
    »Absolut, sonst hätte ich Ihnen nichts erzählt.«
    Er setzte sich, lehnte sich zurück und starrte an die Decke. »Es gibt eine Vereinigung namens Guyana Defence League. In den 60er-Jahren waren die Kommunisten hier sehr aktiv, und Cheddi Jagan war eine Weile Premierminister. Guyana hatte damals neben Kuba die einzige kommunistische Regierung auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Die Vereinigten Staaten schäumten vor Wut. Sie haben Jagans früheren politischen Partner Forbes Burnham gepuscht – auch finanziell –, damit er sich gegen seinen ehemaligen Kollegen stellt. Als es darum gegangen war, das Vereinigte Königreich dazu zu zwingen, die Kolonialmacht abzugeben, waren sie noch Verbündete gewesen. Es gab Streiks, Aufstände, Boykotte und eine Menge willkürlicher Gewalt gegen Jagan und seine Leute. Die Tatsache, dass Jagan Ostinder und Burnham schwarz war, machte es nicht besser. Wie auch immer, Jagan endete im Gefängnis, und Burnham wurde mit Unterstützung der USA Premierminister. Damals gab es nur einen kleinen Polizeiapparat in Guyana. Die Amis mussten sicherstellen, dass die Kommunisten nicht zurückkommen würden, deshalb investierten sie kräftig in den Aufbau einer Armee und schufen einige geheime Sondereinsatztruppen. Da Guyana ein kleines Land ist, kamen sie auf die Idee, all diese Sonderkommandos zu bündeln, woraus die Guyana Defence League hervorging. Die Kommunisten kamen und gingen. Burnham wurde mehrmals ab- und wieder eingesetzt. Selbst Jagan – der zum Sozialdemokraten mutiert war – bekam erneut die Chance, das Land zu regieren. Die Guyana Defence League blieb die ganze Zeit über bestehen und entwickelte Arbeitsmethoden, die auch heute noch im Einsatz sind. Im Wesentlichen gilt, wer die Sondereinsatztruppen leitet, steht insgesamt an der Spitze. Das Militär untersteht ihm ebenso wie die Polizei. Er kann Beamte nach Gutdünken versetzen. Wenn Sie also mit der Polizei zu tun haben, steckt weit mehr dahinter. Alles fließt nach oben.«
    »Einschließlich Geld?«
    »Insbesondere Geld.«
    »Ich komme gerade aus Thailand, aber anscheinend läuft es hier auch nicht viel anders.«
    »Allerdings nicht im gleichen Ausmaß«, wandte Lafontaine ein. »Dies ist ein kleines, armes Land. Es steht nur eine begrenzte Menge Bestechungsgeld zur Verfügung, und die Politiker werden aus derselben Quelle gespeist.«
    »Wer ist denn an der Spitze der Defence League?«
    »Commissioner Thomas leitet die Polizei, General Choudray steht den Streitkräften vor. Der eine ist schwarz, der andere Inder, wie immer eins von beidem. Das Seltsame ist, dass alle einem Weißen unterstehen, dem berüchtigten Captain Robbins.«
    »Ein Weißer – wie kurios.«
    »Nicht wahr? Als ich hier ankam, habe ich ihn bei einer Veranstaltung des Hochkommissariats kennengelernt. Zwei seiner Töchter gehen in Toronto zur Schule – auf das Havergal College –, und er investiert am liebsten in Kanada. Ich hielt ihn für einen fetten, jovialen Geschäftsmann, bis mich der Hochkommissar beiseite nahm und mir riet, äußerst vorsichtig zu sein. Er ist schon seit zwanzig Jahren im Amt, und jeder einzelne Mann in den Truppen verdankt ihm seinen Job, was in einem Land mit einer sehr hohen Arbeitslosenquote beachtlich ist. Er weiß auch, wo die Leichen im Keller liegen, vermutlich ist er selbst für einige davon verantwortlich. Es gibt keinen Politiker, den er nicht in- und auswendig kennt, und mit Sicherheit keinen, der ihm die Stirn bieten könnte. Nicht, dass es niemand versucht hätte. Letztes Jahr hat ein indischstämmiger Bergbauminister beschlossen, dass mit den Abgaben an die Defence League Schluss sein muss. Darauf sind sie in sein Haus eingebrochen und haben ihn, seine Frau und seine Schwiegermutter erschossen. Die Täter wurden nie gefasst. Also, Ms. Lee, wenn Seto Schutz genießt, dann von Captain Robbins, direkt oder indirekt.«
    »Wie komme ich an ihn heran?«, fragte Ava.
    Wieder lächelte Lafontaine. »Sie meinen es ernst, oder? Todernst. Immer, wenn ich Sie ansehe, glaube ich, Sie spielen mir einen Streich.«
    »Haben Sie seine Telefonnummer?«
    Er

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