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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Swandas, verflucht noch mal. Er kennt mich. Ruf ihn an. Sofort .«
    »Diese Sache spielt sich ein paar Ebenen höher ab«, sagte Patrick. »Zum letzten Mal, schwing deinen knochigen Arsch da raus und bring die Frau mit.«
    Seto starrte die Waffe an, die Patrick auf das Gesicht seiner Freundin gerichtet hielt. »Das wagst du nicht …«
    »Ihr habt fünf Sekunden.«
    Seto glitt seitlich aus der Sitzecke und zog Anna mit sich.
    »Umdrehen«, befahl Patrick.
    Seto half seiner Freundin auf. Sie hielt sich die eine Kopfseite, und Tränen liefen ihr über die Wangen. Patrick legte zuerst Seto Handschellen an. Als Anna an die Reihe kam, musste er ihr die Hand gewaltsam vom Ohr reißen. »Tut mir leid, aber wenn dein Arschloch von Freund tun würde, was man ihm sagt, wäre das nicht nötig.«
    »Das muss ein Irrtum sein«, wiederholte Seto. »Rufen Sie den General an.«
    »Hier, ruf du ihn an«, sagte Patrick und hielt Seto sein Handy hin. »Wenn er rangeht und dir helfen will, knalle ich euch hier und jetzt ab.«
    Setos Gesichtszüge entgleisten, sein Selbstvertrauen war dahin, und Furcht lag in seinem Blick, als er sich hilfesuchend im Club umschaute – ohne Erfolg. »Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Immer hübsch der Reihe nach«, sagte Patrick. »Zuerst bringen wir euch hier raus.«
    Er führte sie zum Notausgang. Niemand im Club wagte sie anzusehen. Es war, als existierten sie nicht.
    Ava öffnete ihre Tasche. Draußen sagte sie zu Patrick: »Sie sollen sich mit dem Gesicht zur Mauer stellen«, nahm eine Rolle Duct Tape aus der Tasche und verklebte beiden damit die Augen. »Umdrehen«, sagte sie, riss einen kleinen Streifen ab und verschloss Seto damit den Mund. »Okay, los gehts.«
    Danach halfen Ava und Patrick den beiden auf den Rücksitz. Anna presste sich an die Tür, als wolle sie sich so weit wie möglich von Seto entfernen. Sie schluchzte heftig, bis sie kaum mehr Luft bekam.
    Ava drehte sich um und drückte ihr das Knie. »Hören Sie zu. Wenn wir beim Haus ankommen, verraten Sie uns den Zugangscode und was wir sonst noch wissen müssen, um reinzukommen. Ich sage Ihnen jetzt Bescheid, damit Sie darauf vorbereitet sind, wenn es so weit ist. Ich frage nur ein Mal.«
    Anna antwortete nicht.
    Sie drückte fester zu. »Sagen Sie Ja.«
    »J-ja.«
    Die Fahrt kam Ava endlos vor – wie lange musste sie erst Seto und der Frau erscheinen. Weder sie noch Patrick sagte etwas. Sie wussten beide, wie einschüchternd Schweigen sein konnte. Als sie vor dem Tor ankamen, fragte Ava: »Anna, ist sonst noch jemand im Haus?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann nennen Sie mir jetzt den Code.«
    »88, 88, 8.«
    »Wie chinesisch«, bemerkte Ava.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Patrick.
    »Aberglaube. Die Zahl Acht heißt auf Chinesisch ba , was klingt wie das chinesische Wort für Reichtum. Eine Doppel-Acht ähnelt dem Zeichen für ›doppeltes Glück‹. Eine Acht in der Adresse, auf dem Nummernschild oder in der Telefonnummer zu haben, soll Glück bringen, und je mehr, desto besser. Obwohl es bei Seto im Moment nicht funktioniert«, erklärte Ava, als sie den Code eingab.
    Das Tor ging auf. Patrick parkte den Toyota neben dem Mercedes. »Und der fürs Haus?«, fragte sie.
    »Der gleiche wie am Tor«, sagte Anna.
    Sie gingen zur Eingangstür. Ava fasste die Frau am Ellbogen, Patrick hatte Seto hinten an der Anzugjacke gepackt. Der Weg war uneben, sodass das Paar zwischendurch ins Stolpern geriet; sie stützte die Frau, Patrick zerrte Seto wieder auf die Füße.
    Etwas am Haus war bemerkenswert: Direkt von der Tür führte eine Treppe zum ersten Stock hinauf, für Chinesen eigentlich eine undenkbare Raumaufteilung. Jeder mit grundlegenden Feng-Shui-Kenntnissen wusste, dass etwas Derartiges den Besitzern Pech brachte. Vermutlich hatte Seto oder, noch wahrscheinlicher, Anna das Haus erst nach dem Bau gekauft. Zur Linken der Unglück bringenden Treppe gab es ein Esszimmer, das mit sechs Stühlen und einem nackten Tisch ausgestattet war. Keine Anrichte, keine Pflanzen, keine Bilder. Das Zimmer war offenbar nie genutzt worden. Ein knapp vierzig Quadratmeter großer Raum zur Rechten enthielt nur eine billige Ledercouch, zwei Sitzsäcke und einen großen LCD -Fernseher. Ava schob Anna vor sich her in die Küche im hinteren Teil des Hauses, in der es einen Glastisch mit drei Platzdeckchen, eine Schale mit Obst und eine Theke mit zwei Spülbecken und Arbeitsflächen zu beiden Seiten gab. Auf der einen Arbeitsfläche befanden sich ein Schneidebrett

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