Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
Vom Netzwerk:
ist ›Ratte‹«, stieß er hervor.
    »Ihr Sternzeichen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Und das für das Konto?«
    »88, 66, 88, 66.«
    »Danke.«
    »Viel nützen wird es Ihnen nicht.«
    Ava bemerkte, dass er noch stärker schwitzte und seine Stimme gepresst klang. Etwas stimmte nicht. »Warum?«
    »Online kann ich nur eine begrenzte Summe abheben.«
    »Sie haben doch Internetzugriff auf Ihr Konto, oder?«
    »Ja, aber wie gesagt nur in begrenztem Umfang.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich kann höchstens 25   000 Dollar pro Tag abheben.«
    Sein linker Fuß begann zu zittern. Er hatte Angst, und allmählich begann sie ihm zu glauben. »Sie lügen.«
    »So haben wir es eingerichtet. Bis letztes Jahr hatten wir nie derart viel auf dem Konto, deshalb war es bisher kein Problem.«
    Ava nahm den Aktenordner über Barrett’s Bank vom Küchentisch, blätterte ihn durch, nahm die monatlichen Kontoauszüge und die Anlagen heraus und studierte sie noch einmal gründlich. Patrick beobachtete sie, verwirrt über die unerwartete Wendung.
    Nach zehn Minuten sagte sie: »Vor anderthalb Jahren wurden 335   000 Dollar abgehoben, vor zehn Monaten 200   000 Dollar und vor nur drei Monaten 400   000 Dollar.«
    »Und wie oft wurden 25   000 Dollar oder weniger abgehoben?«, fragte Seto.
    »Zugegeben sehr viel öfter.«
    »Die Summen unter 25   000 Dollar habe ich online abgehoben. Ich habe Geld auf Georges Konten in Atlanta und Bangkok und auf mein Konto in Seattle überwiesen. Die anderen drei Überweisungen habe ich persönlich vorgenommen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bin auf die British Virgin Islands geflogen und zur Bank gegangen. Dort habe ich einen schriftlichen Antrag für einen beglaubigten Scheck, meinen amerikanischen Pass und einen weiteren Lichtbildausweis sowie meinen Führerschein vorgelegt. Die Bank hat eine Einverständniserklärung ausgestellt und datierte Kopien von meinem Ausweis und meinem Führerschein gemacht, die ich unterschreiben musste. Dann haben Sie mir den Scheck ausgehändigt.«
    »Das gibts heute noch?«
    »Bei der Kontoeröffnung war Online Banking noch nicht üblich«, erklärte er. »Die Barrett’s Bank ist konservativ und paranoid, was Geldwäsche angeht. Man hat es mir schwer genug gemacht, das Konto überhaupt zu eröffnen.«
    »Und was, wenn Sie tot umfallen?«
    »George ist als Bevollmächtigter bei der Bank registriert. Er müsste selbst hingehen und den gleichen Mist machen wie ich.«
    »Können Sie die Limite nicht erhöhen?«
    »Nur persönlich.«
    Seto sagte die Wahrheit, davon war sie überzeugt – er hatte keinen Grund zu lügen. Aber das änderte nichts an ihrer Wut: Wut darüber, dass sie sich vieler Dinge zu sicher gewesen war, geglaubt hatte, der Auftrag sei so gut wie erledigt, und sich schon mit Tommy Ordonez beschäftigt hatte. Sie hatte das Unglück selbst heraufbeschworen, hatte ihre eigenen Regeln gebrochen und zahlte jetzt den Preis dafür. Wenigstens hatte sie Andrew Tam nicht benachrichtigt, dass sein Geld unterwegs sei.
    »Patrick, haben Sie ein Auge auf ihn«, sagte sie brüsk. »Ich muss kurz nach oben.«
    Er sah sie fragend an, aber sie war schon auf dem Weg in Setos Arbeitszimmer und schaute gleich noch kurz nach Anna. Diese lag zusammengerollt auf dem Bett und weinte leise vor sich hin. Sie schloss die Schlafzimmertür, damit sie es nicht hören musste.
    Sie tippte RATTE in den Computer ein, doch es wurde gemeldet, der Internetzugang sei zurzeit nicht verfügbar. Sie versuchte es weiter. Beim vierten Mal klappte es.
    Auf der Startseite der Barrett’s Bank war sie auf Anhieb erfolgreich: das S&A-Konto wurde geöffnet. Sie überprüfte den Kontostand: $ 7   237   188,22. Eine Reihe von Optionen stand zur Auswahl, eine davon war ÜBERWEISUNG . Sie wollte unter EMPFÄNGER Andrew Tams Daten verwenden, doch sie hatte ihr Notizbuch unten liegen gelassen, deshalb benutzte sie ihre eigene Bankverbindung. Unter BETRAG gab sie $ 50   000 an und klickte auf ABSCHICKEN . Die Bearbeitung wurde sofort abgeblockt.
    Äußerlich ruhig und konzentriert ging Ava in die Küche zurück.
    »Was zum Teufel ist los?«, fragte Patrick.
    »Es gibt ein Problem«, antwortete sie.
    »Das dachte ich mir.«
    »Ich muss mir das Ganze eine Weile durch den Kopf gehen lassen.«
    »Falls Sie darüber reden wollen, ich bin ein guter Zuhörer.«
    Sie war kurz davor, den Vorschlag abzulehnen, doch sie brauchte auf jeden Fall Hilfe, und je früher sie ihn einweihte, desto besser.

Weitere Kostenlose Bücher