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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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»Kommen Sie mit ins Wohnzimmer.«
    Sie setzten sich auf die Ledercouch, die nach Zigarettenrauch stank, und Ava erklärte Patrick ihr Problem. Dass Einzige, was sie ihm nicht sagte – und auch nicht sagen würde –, war die Höhe der Summe, um die es ging.
    »Das klingt für mich so, als müssten Sie ihn mit auf die British Virgin Islands nehmen, wenn Sie an das Geld kommen wollen«, meinte er. »Oder Sie verbringen die nächsten paar Monate damit, jeden Tag 25   000 Dollar zu überweisen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was dabei alles schieflaufen kann.«
    »Es muss schnell gehen, oder es geht überhaupt nicht. Gibt es noch andere Möglichkeiten?«
    »Was glauben Sie?«
    »Ich glaube, ich stecke bis zum Hals in der Scheiße«, sagte sie.
    »Wieso das?«
    »Wie gesagt, je schneller man handelt, desto besser stehen die Erfolgsaussichten. In meiner Branche muss man zuschlagen, solange Typen wie Seto verwundbar sind, Angst haben, in deiner Hand sind. Je länger das Ganze dauert, desto eher kommen sie auf die Idee, sie könnten sich rauswieseln. Aber wie kriege ich ihn auf die British Virgin Islands, ohne dass der Zoll oder die Polizei sich einschalten? Er braucht ja bloß den Mund aufzumachen und Zeter und Mordio zu schreien. Und glauben Sie mir, genau das wird er tun – falls ich ihn dort hinkriege. Er wird glauben, wenn er mich loswird, hat er genug Geld, um unterzutauchen. Irgendwann findet man sie immer, aber das Geld ist dann meist schon weg.«
    »Wenn Sie ihn auf den British Virgin Islands hätten, wie würden Sie das mit der Bank deichseln?«
    »Es ist sinnlos, über die Bank nachzugrübeln, wenn ich ihn nicht auf die British Virgin Islands bekomme.«
    »Sprechen Sie mit dem Captain«, sagte Patrick.
    »Was kann der Captain schon ausrichten?«
    »Ich rufe ihn an«, sagte er. »Sie bleiben hier.«
    Sie wartete in der Küche auf Patricks Rückkehr. Seto rollte ständig mit dem Kopf, als hätte er Nackenschmerzen. Am liebsten hätte sie ihm das gottverdammte Genick gebrochen. Patrick kam herein. »Ich muss mich mit dem Captain treffen. Bin bald wieder da.«

27
    P atrick kehrte erst nach zehn Uhr zurück. Ava passte es überhaupt nicht, dass die beiden Männer ihre Angelegenheiten ohne sie besprachen. Je länger er wegblieb, desto gereizter wurde sie, und als sich die Tür endlich öffnete, war sie regelrecht aufgebracht. Er wurde von zwei Männern begleitet, den beiden Polizisten, die Ng weggebracht hatten.
    »Sie und ich gehen jetzt zum Captain«, sagte er. »Die Jungs übernehmen hier, bis wir wieder zurück sind.« Er sah ihr Gesicht und beteuerte: »Ich habe versucht, Sie anzurufen, aber Ihr Handy war ausgeschaltet.«
    Da es stimmte, verkniff sie sich eine bissige Bemerkung. Sie nahm den Barrett’s-Bank-Ordner und packte ihn mit Mühe in ihre Tasche. Es durfte nichts Verfängliches zurückbleiben.
    »Was hat er gesagt?«, fragte sie, als sie in den Truck stiegen.
    »Wer?«
    »Sie wissen genau, wen ich meine, Patrick.«
    »Er hat gesagt, er will Sie sehen, mehr nicht. Nachdem ich ihm Ihr Problem geschildert hatte, hat er gemeint, ich soll Sie zu ihm bringen. Das war alles.«
    »Also kann es sein, dass alles nichts bringt?«
    »Das weiß ich nicht, aber normalerweise verschwendet der Captain seine Zeit nicht mit Dingen, die nichts bringen.«
    Sie verspürte einen leisen Hoffnungsschimmer. »Wo fahren wir hin?«
    »Zum Doughnut-Laden, wo wir schon mal waren.«
    Die gesamte Umgebung war in Dunkelheit gehüllt, hin und wieder sah man einen flackernden Kerzenschein oder das Aufblitzen einer Taschenlampe. Einzig der Imbiss war hell erleuchtet wie der Times Square. Die massige Gestalt von Captain Robbins, der einen Teller mit einem Doughnut vor sich stehen hatte, füllte das Schaufenster aus.
    »Ich warte draußen«, sagte Patrick.
    Der Captain grüßte kurz, als sie eintrat. »Ich war so frei, Ihnen einen Kaffee zu bestellen«, sagte er und deutete auf eine Tasse. »Patrick hat gesagt, Sie mochten ihn.«
    Im hellen Licht sah er noch bleicher aus als zuvor, und der beengte Laden ließ ihn noch eindrucksvoller wirken, ein wahrer Berg von einem Mann. Erneut war Ava vom tiefen Blau seiner Augen überrascht.
    Sie riss sich zusammen und setzte sich. »Anscheinend treffen wir uns immer nur, wenn ich in Schwierigkeiten stecke«, sagte sie.
    Seine Augen glitzerten, vielleicht amüsiert, auf jeden Fall neugierig und ganz sicher interessiert. »Wie ich höre, haben wir ein Problem.«
    Ihr fiel auf, dass er wir

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