Die Wedding-Planerin
nicht schlauer, hatten aber eine verärgerte Lena
besänftigt. Sie riet seine Größe, und wir suchten die Modelle in entsprechenden Maßen raus.
Nach elf Jahren kennt man den Menschen an seiner Seite ja ein bisschen, und entsprechend hatte Lena recht gehabt, die Anzüge
sitzen alle. Allerdings sind sie langweilig. Schwarze Anzüge halt. Uns fehlt mal wieder das Besondere, aber das ist mittlerweile
ja schon fast Standard. Während Karl die Anzüge wieder auf den Stangen verstaut, beratschlagen Lena und ich darüber, welche
Geschäfte für unser Anliegen noch geeignet sein könnten. Wir wissen, dass Karl nur ein begrenztes Geduldskontingent mitbringt
und wir nur noch wenige Versuche zur Verfügung haben. Und |130| wenn es etwas Besonderes sein soll, gibt es in Hamburg eigentlich nur eine Adresse. Ein kleiner Herrenausstatter, der mittlerweile
drei Filialen in der Stadt hat und selbst entwirft. Lena zweifelt etwas, ob Karl wirklich zur Zielgruppe gehört, allerdings
sieht sie ein, dass weitere Kaufhäuser keinen Sinn machen, da am Ende doch alle die gleiche Standardware führen.
Wir informieren Karl darüber, dass wir ihn jetzt zu «Adam» bringen werden, so der Name des Ladens. «Ins Karoviertel? Habt
ihr einen Knall? Da finde ich nie etwas. Die sind da alle so übertrieben geschniegelt», protestiert er gegen unsere Idee.
Zum Glück klingelt in dem Moment Lenas Handy, sie telefoniert kurz und legt dann sichtlich zufrieden auf. «Wir bekommen Verstärkung»,
teilt sie uns mit, «wir treffen Tina dort.»
Super, das ist das Beste, was uns passieren kann. Tina ist eine Freundin der beiden, die in einem großen Modekonzern als
Einkäuferin arbeitet. Ihr geschultes Auge wird uns sicher zügig zum passenden Outfit bringen. Als wir bei «Adam» ankommen,
sehen wir Tina bereits im Gespräch mit einem der Verkäufer. Er trägt einen dreiteiligen, graukarierten Anzug mit perfektem
Schnitt, dazu ein weißes Hemd mit karierter Krawatte und Manschettenknöpfen sowie eine Baskenmütze auf dem Kopf. Ungewöhnlich,
aber sehr schick. Karl verdreht die Augen, als wir das Geschäft betreten. Tina strahlt uns an: «Hallo, ihr drei, das ist
Marcel, er wird uns heute beraten, und wir haben schon einmal zwei Modelle rausgesucht. Da vorne geht es zur Kabine», erklärt
sie uns und drückt gleichzeitig dem erstaunten Bräutigam zwei Bügel in die Hand.
Lena und ich erhalten von Marcel einen Sekt und bekommen zwei Stühle, die mitten im Laden platziert sind, angeboten. Herrlich.
Entspannt setze ich mich und lasse Tina machen. Die Frau ist eine Wucht und sehr überzeugend, ich schätze, dass wir in spätestens
einer Stunde alle Details geklärt haben werden. Während ich meinen Sekt trinke, diskutieren Lena und Tina mit Marcel, ob |131| eine Weste sein muss oder nicht. Die beiden Experten sind sich einig: Der Bräutigam muss eine tragen, alles andere ist nicht
angemessen. Karl tritt aus der Kabine, und ich fühle mich sehr an Lena erinnert, als wir ihr Kleid gekauft haben: gerader
Gang, strahlende Augen, Vorfreude. Ich nehme mal an, dass er sich wohlfühlt in dem Anzug, den er trägt. Edler schwarzer
Stoff, leicht glänzend, perfekt geschnitten, nicht zu eng, nicht zu weit.
Karl dreht und wendet sich vor dem Spiegel, Lena strahlt, sie weiß, dass er sich gut fühlt, Tina und Marcel diskutieren
Nähte, Knöpfe, Verarbeitung der Linie, den Sitz der Schultern im Sakko und die möglichen Farben im Innern der Jacke. «Den
nehme ich», verkündet Karl und dreht sich noch einmal vor uns. Hurra, ich bin erleichtert, und Marcel ruft sofort seinen
Schneider herbei. Hier wird aus einem gut sitzenden ein perfekt sitzender Anzug gemacht.
In der kommenden halben Stunde vermisst der gute Mann Karl von Kopf bis Fuß, markiert, steckt ab und schreibt sich Informationen
auf. Karl hat ein solches Prozedere noch nie erlebt und lässt es entsprechend gespannt über sich ergehen. Und die Weste will
er nun auch – er stellt gerade fest, dass sein zwar nicht vorhandener, aber gefühlter Bauchansatz davon hervorragend kaschiert
wird, und meint: «Dann kann ich so viel essen, wie ich will, ich muss den Bauch nicht einziehen, Lena.» Tina und ich lachen,
Lena küsst ihren baldigen Mann und nickt. Sie weiß, wann es besser ist, keinen dummen Spruch zu machen.
Das Traumduo Tina und Marcel hat die letzten Minuten genutzt, um Krawatten und Hemden herbeizuschaffen. Während Karl noch
vermessen und sein Anzug
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