Die Wedding-Planerin
Lena und Karl auf den Hochzeiten von Freunden und Familie. Hinterlegt ist die Komposition mit einem hübschen
Türkis-Ton. Lena hat eine |137| klare Schriftart gewählt und den Text ganz regelmäßig angeordnet, sodass alle wichtigen Informationen sofort ins Auge fallen,
das Ganze dennoch harmonisch und ästhetisch wirkt.
Ich bin begeistert, bei so einer Einladung freut man sich auf die Feier. Schnell prüfe ich nochmal die Termine, hier sollte
kein Fehler passieren, das wäre peinlich. Zufrieden schreibe ich ihr, dass ich die Karte toll finde und sie sie in den Druck
geben soll. Dabei frage ich sie noch, ob sie die Farbe im richtigen Modus angelegt hat, sodass der Farbton nicht nur am
Bildschirm, sondern auch später auf dem Karton der Karte richtig aussieht und wir keine bösen Überraschungen erleben werden.
Lena winkt ab: Sie gibt beruflich dauernd Unterlagen zum Drucken und arbeitet mit dem Anbieter seit Jahren zusammen. Sie ist
sich sicher, dass alles gutgehen wird. Nun denn: Auf geht es.
Steht noch das Telefonat mit den Geschwistern aus. Bei Karls Familien erreiche ich niemanden, also versuche ich es bei Lenas
Schwester Wiebke. Mit ihr bespreche ich, wie ich weiter vorgehen möchte, und bitte sie um Hilfe. Das wird kein Problem sein,
sie verspricht, sich Gedanken zu machen und die Verwandtschaft in die richtigen Bahnen zu lenken, was konkret bedeutet,
Tanten und Onkel, Cousinen und Cousins von der Organisation etwaiger Hochzeitsspielchen abzuhalten.
Wiebke möchte noch wissen, was die beiden sich wünschen und ob ich davon ausgehe, dass sie einen Hochzeitstisch buchen werden.
Dieser Brauch ist etwas aus der Mode gekommen. Als Menschen noch heirateten und erst danach zusammenzogen, war es sinnvoll,
sich zur Hochzeit die entsprechenden Utensilien wie Geschirr, Besteck, Vasen und anderen Haushaltskram zu wünschen. Um die
richtigen Dinge in der passenden Anzahl zu bekommen, buchte man im Kaufhaus oder einem Fachhandel einen Hochzeitstisch. Das
Paar suchte sich aus, was es gern hätte, alles wurde auf einem Tisch dekoriert und mit einer Liste versehen. Aus dieser
Liste konnten die Gäste für ihr Budget das Passende wählen, |138| mitnehmen und dem Paar schenken. Da Lena und Karl schon lange zusammenwohnen, ist ihr Haushalt komplett. Ich erkläre Wiebke,
dass ich davon ausgehe, dass die beiden sich einfach Geld wünschen, und verspreche, das nochmal abzuklären und mich bei
ihr zu melden.
Zufrieden streiche ich einen Punkt auf meiner Liste und füge den eben neu hinzugekommenen ein. Na also, läuft doch wieder.
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Freitag, 14. Februar
Stimmung: feurig
Sound: Salsa-Musik
Thema des Tages: Behebung von Problemzonen
Vier Wochen halten Lena und ich unser Sportprogramm nun schon durch. Offenbar braucht man ein Ziel, um aktiv zu werden. Mittlerweile
habe ich auch nicht mehr nach jeder Einheit einen dreitägigen Muskelkater und kann beim Bräute-Fitness durchhalten, ohne
einen Herzinfarkt fürchten zu müssen. Nur vom Yogakurs haben wir uns verabschiedet – aber man muss auch Niederlagen einstecken
können. Heute haben wir einen Kurs samt einer Stunde Laufband absolviert. Jetzt muss aber Schluss sein, denn Lena und ich
wollen heute nicht nur unsere körperlichen Problemzonen in den Griff bekommen, sondern auch eine große Problemzone der Hochzeit
beseitigen: die Wahl des DJs.
Wenn es ein Hochzeitsthema gibt, von dem ich keine Ahnung und auf das ich auf keinen Fall Lust habe, dann ist es dieses.
Nach unseren Erfahrungen auf der Hochzeitsmesse mit «Rudis rollender |139| Disco» war mein Bedarf an Alleinunterhaltern für alle Zeiten gedeckt. Bei den bisherigen Feiern habe ich mich elegant aus
dem Thema rausgewunden oder Suche und Beratung an einen meiner männlichen Kollegen abgetreten. An dieser Stelle bin ich für
eine klassische Rollenverteilung: Frauen kümmern sich um die Ästhetik und Männer ums Grobe. Das Thema ist einfach zu heikel,
als dass ich dafür Verantwortung übernehmen wollte.
Mit dem DJ steht und fällt die Party. Ist die Musik nicht gut, kann die Feier nichts werden, das ist schlimmer als geschundene
Brautkleider und fehlende Ringe zusammen. Gäste, die nach dem Essen nicht aufstehen und tanzen wollen, weil die Musik schlecht
ist, sind ein quasi unlösbares Problem für eine Trauzeugin, da kann ich noch so viel Stimmung machen, die Party wäre gelaufen
und viel zu früh zu Ende. Außerdem will ich an diesem
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