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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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abgesteckt wird, diskutieren wir mit der Stoffprobe von Lenas Kleid in der Hand, welcher Farbton
     der beste sei. Karl will auch mitreden und hält sich daher einen Moment nicht an die Anweisungen des Schneiders, still zu
     stehen, und wird prompt von einer Nadel in den Po getroffen. Ganz Mann macht er ein riesiges Theater aus dem kleinen Piks
     und muss von |132| Lena getröstet werden. Wir können uns ein Grinsen nicht verkneifen, halten die Hemden jetzt aber so, dass er sie sehen kann.
    In einem Anflug von Eigensinn besteht er plötzlich auf Rot. Lena schluckt, Tina und ich sehen uns an, Marcel ringt nach
     Worten, denn der Anzug wird lila gefüttert sein, und ein rotes Hemd sieht dazu dann doch etwas zu bunt aus, zumal es auch
     noch eine Krawatte und sicher auch noch einen kleinen Blumenanstecker geben wird. Die Farbe des Hemdes hätte also auch direkte
     Auswirkungen auf die Wahl der Blumenfarbe. Diese Gedanken sausen mir blitzschnell durchs Hirn, und ich überlege, wie ich
     ihn diplomatisch und ohne große Schäden von der Idee abbringen kann, als Tina das Wort ergreift: «Karl, Rot geht wirklich
     gar nicht. Das passt nicht zu Lenas Kleid und steht dir nicht.»
    Normalerweise würde er jetzt protestieren, versuchen, seinen Willen durchzusetzen, oder beleidigt schmollen. Heute aber
     reagiert er unerwartet: «Was schlägst du denn vor, Tina?», fragt er, und sie zeigt ihm das Hemd, das wir soeben ausgesucht
     haben, ein leichtes Off-White, ziemlich exakt der Ton von Lenas Kleid. «Prima, das nehme ich, mit Umschlagmanschetten,
     bitte», weist er Tina an und wird endlich vom Schneider in die Umkleide entlassen.
    Erstaunt meint Lena: «Hätte ich ihm das gesagt, wäre er ausgeflippt und hätte gemeint, ich wolle ihm die Farbe nur verbieten,
     weil sie mir nicht gefällt.» Nun fehlen nur noch seine Schuhe. Aber die werden erst später gekauft, denn für heute, meint
     Karl, hätte er genug Entscheidungen getroffen.

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    |133| Donnerstag, 6.   Februar
    Stimmung: verstimmt
    Sound: «Im Arsch» von Jan Delay feat. Udo Lindenberg
    Thema des Tages: Indifferenzen überwinden, aber wie?
     
     
    Toter Punkt. Die großen Dinge sind geklärt. Die genauso wichtigen kleinen Details werden in den kommenden Wochen geklärt werden.
     Es fehlt derzeit vor allem noch an diversen Klamotten-Kleinigkeiten wie Unterwäsche, Schuhen, Accessoires. Weder Lena noch
     ich haben momentan die rechte Zeit und Lust, uns darum zu kümmern. Offen ist, worum sich das Paar selbst kümmern muss: Die
     Termine stehen, die Gäste müssen zwar noch eingeladen werden, aber die Einladungen gestaltet Lena noch, nachdem sie mich
     als unfähige Brainstorming-Partnerin entlarvt hat. Jetzt müsste das Feintuning beginnen: Konzept der Dekoration, Organisation
     vom Sektempfang nach dem Standesamt, Fotograf, DJ etc. Es gibt Ideen, die wir immer wieder durchkauen. Irgendwie aber unmotiviert.
    Das ist die Brautpaarseite – um die mache ich mir nicht wirklich Gedanken, ich weiß, dass es hier spätestens in zwei Wochen
     wieder mit voller Motivation weitergehen wird. Derzeit braucht Lena eine Atempause und das Gefühl, dass es auch noch normalen
     Alltag ohne Gedanken an das große Ereignis gibt. Normalität ist für uns beide eine wichtige Erdung. Auf dem Teppich bleiben.
    Zappeliger bin ich in Bezug auf alles, was die beiden nicht wissen werden. Ich habe mir die Gästeliste geben lassen und versuche
     nun, eine sinnvolle Aktion auf die Beine zu stellen. Mein Kopf kreist ununterbrochen um die Lösung des Dilemmas: Wen spreche
     ich wann und wie an? Was will die Familie wohl machen? Wann setze |134| ich eine Deadline? Außer mir reichlich Gedanken zu machen, bleibt mir derzeit nicht viel anderes übrig. Toter Punkt eben:
     zu früh, um alle aufzuscheuchen, denn nichtsdestotrotz werden sie es bis kurz vor der Hochzeit nicht geschafft haben, sich
     zu kümmern. Psychologie für Trauzeuginnen: Die Wahl des richtigen Zeitpunktes ist enorm wichtig. Zu früh bedeutet, der Gefahr
     des Vergessens anheimzufallen, zu spät kann ebenso brenzlig werden. Will ich das eigentlich wirklich? Will ich wirklich eine
     Aktion, bei der alle Gäste im Vorfeld etwas vorbereiten müssen, ein Gästebuch zum Beispiel? Mangels möglicher Aktivitäten
     vergrüble ich mich in diesen Tagen in solchen Gedankenbaustellen. Nichts zu tun zu haben, ist mir noch nie gut bekommen.
    Dieser tote Punkt kommt bei der Vorbereitung aller Hochzeiten, weil ein Jahr eben doch lang ist.

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