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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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vornherein ausschließen. «Ich weiß, dass ich da nichts finden werde», war ihr Argument. Besserwisserisch,
     wie ich nun mal bin, musste ich sie unbedingt davon überzeugen, dass es bestimmt nicht schadet, wenn wir uns mal beraten
     lassen, und so stehen wir nun in diesem Fachhandel und staunen Bauklötze über die Scheußlichkeiten, die uns hier geboten
     werden.
    Die Verkäuferin scheint langsam keine Lust mehr auf uns zu haben, was ich durchaus verstehen kann. Sie sieht mich ständig
     ein Lachen verkneifen und bekommt sicher auch mit, wie Lena und ich uns immer wieder gegenseitig in die Rippen stoßen, um
     uns auf besonders scheußliche Exemplare aufmerksam zu machen. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich schlimmer finde: die
     Tatsache, dass unter Tausenden von Karten keine einzige für uns dabei sein soll, oder den Umstand, dass es Menschen gibt,
     die das hier schön finden. Was für eine Party kann ich als Gast erwarten, wenn ich per rosafarbenen Tauben mit Ringen im
     Schnabel eingeladen werde? Klar, alles ist Geschmackssache, auch die Einladungen, und wer es mag, soll glücklich damit
     werden. Mich schockiert nur, dass hier wirklich nichts zu finden ist, was wir auch nur im Ansatz akzeptabel fänden. Und
     dabei sind Lena und ich Phantasie-Profis: Beim |123| Möbelkauf treiben wir unsere Männer regelmäßig zum Wahnsinn, indem wir ihnen die Varianten, die wir uns vorstellen können,
     die aber gerade nicht vorrätig sind, vorstellen und ihnen beschreiben, wie das gewünschte Stück aussehen KÖNNTE.   Eigentlich sollten wir uns also aus den Kartenvorschlägen auch das Lena-und-Karl-Wunschmodell zusammenbasteln können. Geht
     aber nicht. Echt nicht.
    Ich hatte geahnt, dass dieses Thema heikel würde, aber gleichzeitig gehofft, dass wir es schnell vom Tisch bekämen. Ich
     kenne kein Paar, das spontan und reibungslos zu ihren Einladungen gekommen wäre oder bei dem alle Gäste gesagt hätten: coole
     Geschichte. Ziel soll es doch sein, den Gästen schon mal einen Vorgeschmack auf den Tag zu geben: Romantisch oder eher modern?
     Lieber kitschig oder sachlich? Alles in Weiß oder bunt durchmischt? Und was passt eigentlich zu uns? Ein Freund, dessen Brautführerin
     ich letztes Jahr war, formulierte das so: «Für Männer gibt es schon mal gar keine Einladungen, und für Frauen nur kitschige.»
    Nach einer weiteren halben Stunde Sichten von Kitsch brechen wir ab, verlassen die erleichterte Verkäuferin und wissen: Das
     müssen wir selber machen. Lena kann gestalten, und die entsprechenden P C-Programme sind auch vorhanden, uns mangelt es nur an einer guten Idee.
    «Karl und ich haben am Wochenende schon mal überlegt, dass wir gern etwas mit Fotos machen würden», erzählt Lena mir, während
     wir nach Hause laufen. «Wir sind seit über zehn Jahren zusammen, da lässt sich sicher einiges zusammentragen.» Wir kauen
     eine Weile auf Ideen herum und diskutieren die Vor- und Nachteile unserer Einfälle. Fotos: Ja gut, aber welche? Brauchen
     wir ein Thema? Oder einfach nur Bilder? Lena ist wesentlich einfallsreicher und hat den höheren Anspruch. Ich finde in der
     Regel schon jede halbwegs nette Idee umsetzungsfähig – meine Geduld reicht einfach nicht für alles. Fotos? Super. Thema: Nö,
     brauchen wir nicht. Kurz vor meiner Haustür stellt Lena fest, dass ich als |124| Brainstorming-Partnerin nicht wirklich tauge, und wir trennen uns lachend voneinander.
    Zu Hause angekommen, schmeiße ich nochmal den Rechner an und gucke ein bisschen nach möglichen Themen. Dass ich keine gute
     Brainstorming-Partnerin sein soll, kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Und schon höre ich das Signal meines Mailprogramms,
     das mir die Ankunft einer Nachricht signalisiert. Lena hatte eine Idee und eine mögliche Karte bereits vorgezeichnet, dazu
     einige Fotos eingescannt und alles schon mal grob gelayoutet. Sieht süß aus, ganz klar und gerade, keine Spielereien, und
     eine tolle Farbe hat sie da gewählt. Ein schöner Türkis-Ton, der ganz frisch und einladend aussieht. Und ich mag das angedachte
     DIN-lang-Format.
    Ich schreibe begeistert zurück und ernte einen zornigen Smiley als Antwort. Schon klar, meine Liebe, dir gefällt deine Idee
     selbst nicht wirklich, und ich bin dir nicht kritisch genug. Dann mach es halt allein, denke ich und gehe mir Abendessen
     kochen. Das gehört auch zum Trauzeuginnen-Braut-Programm: dass man sich manchmal einfach auf die Nerven geht und zu der anderen
     gerade keinen Draht

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