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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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Freunde, die in der Kirche aufstehen und das Lied des Paares singen. Der Vater, der
     seine Tochter zum Altar führt. Die Mutter, die ihrer Tochter beim Anziehen des Brautkleides Omas Kette um den Hals legt.
    Es gibt bei einer Hochzeit besonders viele Möglichkeiten, aus einem Moment einen großen, einen in Erinnerung bleibenden |183| Moment zu machen. Lena winkt immer nur ab, wenn ich ihr Vorschläge dieser Art mache: Zum Altar geht sie gemeinsam mit Karl,
     ihre Mutter wird bei der Umzieh-Prozedur nicht dabei sein, Reden wird keiner ihrer Verwandten halten, und das Musikprogramm
     in der Kirche plant sie selbst.
    Einzig der Eröffnungstanz, einer meiner liebsten Momente, gibt mir noch Hoffnung auf etwas Kitsch. Sie will einen. Dass
     Karl sich gerade mal wieder verweigert, ignoriere ich gekonnt. Meine Ideen zur Individualisierung dieses ersten Tanzes der
     Party schlägt Lena allerdings immer aus. Dabei habe ich so viele You Tube-Videos von kitschigen, grotesken, absurden, wunderschönen
     oder einfach nur lustigen Eröffnungstänzen gesehen, dass ich einen wirklich großen Ideenpool zu bieten habe. Den besten auf
     einer echten Hochzeit haben bisher Andrea und Michael gezeigt: Sie haben eigens für ihre Hochzeit einen Mambo einstudiert
     und dabei die Choreographie aus
Dirty Dancing
nachgetanzt – inklusive Hebefigur. Begeistert konnte ich mich kaum zwischen Lachen und Weinen entscheiden.
    «Du bist ja nicht ganz dicht», kommentiert Lena meinen Vorschlag, ebenfalls auf den Mambo zurückzugreifen, «Karl weiß nicht
     mal, wie man Takt schreibt, mein Brautkleid eignet sich wirklich für vieles, aber sicher nicht für eine Hebefigur, und
     mal ganz davon abgesehen: Nein!»
    Leider muss ich einsehen, dass sie recht hat. Jemandem, der noch keinen Schritt beherrscht, gleich eine ganze Choreographie
     aufzuzwingen, ist aussichtslos. Lena würde dennoch gern mit ihm üben – einen klassischen Walzer. Doch Karl hat in der knappen
     gemeinsamen Zeit jedes Mal eine andere Ausrede parat. Mal tut ihm sein Bein weh, dann hat er Kopfschmerzen, er muss dringend
     eine Sendung im Fernsehen sehen, telefonieren oder noch eben die Mail beantworten.
    Maja hat den beiden ihre Hilfe angeboten. Sie tanzt seit ihrer Kindheit im Verein und hat bereits Markus, den ungelenken |184| Mann von Anna, vor deren Hochzeit auf Kurs gebracht und dafür gesorgt, dass die beiden ohne größere Unfälle miteinander
     tanzen konnten. Absurderweise hat sie sich auf ihrer eigenen Hochzeit allerdings geweigert, mit Thorsten zu tanzen. Die beiden
     haben es ihren Gästen überlassen, die Party selbst in Angriff zu nehmen. Das widerlegt meine These, dass das Tanzen eigentlich
     zur Frauensache geworden ist.
    Meine Eltern schütteln immer wieder den Kopf über diese Mentalität. Die beiden tanzen sich gemeinsam durchs Leben. Ihr «Einheitsschritt»
     ist berüchtigt, sie rocken auch nach über 30 gemeinsamen Jahren noch jede Feier. Gleichzeitig rennen meine Schwestern und
     ich um unser Leben, wenn Papa uns auffordern will: Wer mit ihm tanzt, kann danach direkt duschen gehen und wird so schnell
     nicht wieder zu Atem kommen. Bei meinen Eltern gehörte es zum guten Ton, gesellschaftliche Tänze zu lernen. Zwar haben auch
     wir einen Tanzkurs besucht, doch verloren die Jungs schnell die Lust daran und wir in der Folge unsere Tanzpartner. Nachdem
     der Aufbaukurs unter Mädchen oder mit pickeligen Losern absolviert wurde, schmiss auch die Motivierteste das Handtuch und
     eignete sich lieber die Schritte aus den MT V-Videos an, um in der Disco mithalten zu können.
    Und so möchten viele Frauen zwar einen romantischen Eröffnungstanz auf ihrer Hochzeit erleben, doch die Männer weigern sich
     standhaft, sich das entsprechende Wissen anzueignen. Mit Andreas hatte ich bereits einen handfesten Streit zu dem Thema,
     nachdem ich ihm mitgeteilt habe, dass er als Freund der Trauzeugin auf der Hochzeit mit mir zu tanzen hat. Entsetzt wollte
     mein Tanzmuffel seine Zusage zu der Feier stornieren und sich die kommenden Monate verstecken. Meine Versuche, ihn davon
     zu überzeugen, dass Tanzen weder peinlich ist noch wehtut oder impotent macht, sind gescheitert. Muss halt der Trauzeuge
     von Karl herhalten.
    Früher habe ich immer geglaubt, dass Menschen, die heiraten wollen, dringend herausfinden sollten, ob sie miteinander
     tanzen |185| können. Tanzen ist die Essenz einer Beziehung: Einer führt, der andere folgt. Nur wenn der eine sich blind auf den anderen
    

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