Die Wedding-Planerin
bedeutet, dass wir 70 Gefäße mit Steinchen zu füllen haben. Kein Problem für Lena: «Das machen wir noch schnell.»
Zwei Stunden später haben wir alle Vasen mit Steinen befüllt, sie so verpackt, dass sie sie zur Blumenhändlerin fahren kann,
und den Bambus so versteckt, dass der ordnungsliebende Karl ihn am Wochenende beim Aufräumen nicht aus Versehen entsorgt. |205| Mein Kopf dröhnt, denn Lena hat vergessen die Teelichter auf den Balkon zu verbannen, und das kleine Wohnzimmer ist erfüllt
vom lilafarbenen «Duft». Wir schaffen das Zeug zwecks Ausdünstung ins Freie und suchten einen wetterfesten Platz, wo sie
bis zur Hochzeit lagern können.
Glücklich fahre ich nach Hause und hake einen weiteren Punkt auf meiner Liste ab. Dabei fällt mir mit Schrecken auf, dass
wir über den Schmuck in der Kirche nicht mehr gesprochen haben. Bevor ich es vergesse, rufe ich Lena nochmal an. «Stimmt,
ich habe vergessen, dir davon zu erzählen», berichtet sie. «Vor uns heiratet ein anderes Paar. Die besorgen Blumenschmuck,
und wir beteiligen uns an den Kosten, das hat die Pfarrerin arrangiert.»
Selig schließe ich meine Listen für heute und gehe schlafen.
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Freitag, 16. Mai
Stimmung: ganz weit unten
Sound: Elektro-Ibiza-Pop
Thema des Tages: Das ist nicht euer Ernst!
Ich fächele meinen Fußnägeln Luft zu. Seit über einer Stunde mache ich das und werde dabei im Sekundentakt ungeduldiger und
wütender. Warum ich so eine sinnlose Sache mache? Weil ich eitel bin.
Es begann alles ganz harmlos: Zu Lenas und Karls Feier in der kommenden Woche werde ich offene Schuhe tragen, und die Lektüre
der aktuellen Frauenmagazine hat mich davon überzeugt, dass
|206| a) nach einem langen Winter eine Pediküre unerlässlich ist,
b) es nichts Entspannteres gibt, als sich mit Fußbad und Nagellack pflegen zu lassen, und
c) ich mehr auf mich, Verzeihung, meine Füße achten sollte.
Ein bisschen Recherche unter meinen auf diesem Gebiet wesentlich erfahreneren Freundinnen brachte mich dazu, einen Termin
beim «Beauty Atelier» zu machen. Ich war bereits einige Male an den Läden vorbeigelaufen. Pink und dunkelbraun gehalten,
klein und übersichtlich. Nichts sprach dagegen, sich hier verwöhnen zu lassen. Auf der Homepage informierte ich mich über
die angebotenen Dienstleistungen, buchte die «Wellness-Pediküre» inklusive Lackieren, packte meine Schuhe ein – die Farbe
des Lacks soll ja passen – und machte mich nach der Arbeit auf den Weg.
Die Dame am Empfang sprach nur radebrechend Deutsch. Ich versuchte ihr mitzuteilen, wer ich bin und was ich möchte. Nach
fünf Minuten hatte sie verstanden und schickte mich in den Nachbarladen, wo Füße und Hände verschönert werden. Mir verschlug
es den Atem. Ein Dunst aus Nagellack, Entferner und menschlichen Gerüchen hing in der Luft. Entspannung riecht anders. Eine
Maria nahm mich sichtlich desinteressiert in Empfang. Ich sollte meine Jacke ausziehen und ihr folgen. Mangels Garderobe warf
ich sie auf den Boden, schnappte mir den Beispielschuh und meine Tasche und folgte ihr zu den Sitzen.
Ich musste über eine Stufe, in die das Becken eingelassen war, auf dessen Rand noch Pflegemittelflaschen und Geräte standen,
auf einen Sitz klettern und war heilfroh, sicher oben anzukommen. Der Sitz war pink, glatt und unbequem, das Becken selbst
für meine langen Beine weit entfernt, sodass ich das Fußbad auf dem Rand sitzend verbrachte. Maria ging derweil eine rauchen.
Und noch eine. Und noch eine dritte.
Als das Wasser kalt war, tauchte sie wieder auf, im Schlepptau eine Frau, mit der sie sich die kommende halbe Stunde ununterbrochen
unterhalten würde. Ich versuchte sie zu fragen, was denn |207| jetzt mit meinen Füßen passieren würde. Keine Chance, sie war ins Gespräch vertieft. Stattdessen erhielt ich gratis Bauchmuskeltraining:
Über dem Becken wurde eine Art Hocker ausgezogen, der die Verlängerung zu meinem Sitz bildet, sodass meine Beine in der
Waagerechten lagerten. Könnte entspannt sein, wenn ich nicht die Füße auf einem Handtuch aufstellen müsste, das dauernd
wegrutschte. Maria ließ sich nicht irritieren und legte los. Noch immer hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt,
und so langsam fühlte ich mich ausgeliefert. Etwas Angst, was sie noch so mit mir anstellen würde, hatte ich schon, aber
der Fluchtweg war verstellt, mir blieb nichts anderes übrig, als auszuharren.
Ich
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