Die Wedding-Planerin
ihr aus, habt ihr gehört?» Die Alster-Fähren machen eine Rundfahrt – bedeutet: Es gibt keinen Stopp.
Wir sicherten ihm dennoch gackernd zu, beim nächsten Stopp auszusteigen, stießen miteinander an und hatten unsere Ruhe,
nachdem Anna versprochen hatte, sich zurückzuhalten.
Anschließend verließen uns zwei der Mütter und unsere Hochschwangere, |200| um Kinder zu füttern und schlafen zu legen und sich selbst auszuruhen. Der Rest der Gruppe fuhr gemeinsam zurück zu Lenas
Wohnung, wo wir uns für den Abend umziehen und ausgehfein machen wollten. Unterwegs passierten wir einige noch geöffnete
Läden, und zwei der Frauen mussten spontan neue Schuhe kaufen.
Zurück in Lenas Wohnung, wuselten neun Frauen auf knapp 60 Quadratmetern zwischen Taschen, Badezimmer und großem Flurspiegel hin und her – gefühlte Pyjama-Party-Atmosphäre. Von mir
dazu gezwungen, warf auch die Braut sich in Schale. Ihren Plan, in Jeans und Turnschuhen weiterzuziehen, verhinderte ich
mit dem Hinweis darauf, dass wir zwar auf Verkleidungen verzichtet hätten, ebenso wie auf den Bauchladen, dass heute Abend
aber Rock-Pflicht bestünde. Murrend spielte Lena mit und erschien wenig später perfekt gestylt bei uns. Um nicht wieder einige
der mittlerweile leicht alkoholisierten Hühner zu verlieren, brachen wir im Großraumtaxi Richtung Restaurant auf.
Lena war selig – Essen bei ihrem Lieblingsitaliener, der uns einen liebevoll gedeckten, großen und vom Rest des Geschehens
leicht abgetrennten Tisch reserviert hatte. Zudem hatte ich ihn um ein eigenes kleines Buffet gebeten, das Lenas Lieblingsessen
bereithielt. Einzig unser Kellner erwies sich als unfähig. Lena hatte beschlossen, die Getränke für alle zu zahlen, den
Preis des Essens wollten wir einfach teilen. Entsetzt sah uns der gute Mann an: «Sie wollen alle Getränke zusammen bezahlen?
Das kann ich nicht ausrechnen.»
Vollgefuttert, immer noch über den Kellner amüsiert und mal wieder von der ein oder anderen Teilnehmerin verlassen, zogen
wir weiter auf die Reeperbahn: Karaoke singen, tanzen und feiern. Sängerin Anna ließ es sich nicht nehmen, zwei Drittel
aller Lieder an dem Abend zum Besten zu geben – wo eine Bühne steht, und sei es nur eine in einer Karaoke-Bar, muss sie
einfach drauf. Fast wäre ihr Auftritt aber gescheitert: Hektisch blätterte sie eine halbe |201| Stunde lang das Buch mit den Songs durch und stellte dann frustriert fest, dass alle Songs, die sie gern gesungen hätte,
nicht dabei waren. Fast schon verbissen tigerte sie zwischen Bühne und Tisch hin und her und reichte einen Song nach dem anderen
ein – der einer nach dem anderen nicht gespielt wurde.
Kurz bevor ich sie suizidgefährdet hätte einliefern lassen müssen, kam er dann aber doch: ihr großer Auftritt. «That’s what
friends are for» schmetterte Anna uns von der Bühne aus entgegen – der Laden, zuvor unglaublich laut, weil total überfüllt
mit feiernden Menschen, wurde plötzlich sehr ruhig, und es war fast wie im Kino: Mädels tupften sich die Augen, Paare knutschten.
Lena in unserer Mitte, lagen wir uns in den Armen und feierten uns selbst. Anna bekam Zugaben-Rufe und sang die folgende
Stunde einen Klassiker nach dem anderen – sie war nicht von der Bühne zu holen. Nachts um vier konnten wir nicht mehr und
fanden ein Ende. Mitten auf der Straße ertönte noch einmal unser Lied des Abends aus den verbliebenen fünf Kehlen für Lena:
«That’s what friends are for!» Danke Mädels – das habt ihr super gemacht, und ich freu mich auf euch bei der Hochzeit!
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|202| Donnerstag, 15. Mai
Stimmung: kreativ
Sound: Autoradio
Thema des Tages: Lila Düfte
Die standesamtliche und kirchliche Trauung an zwei Tagen zu veranstalten, bedeutet doppelte Vorbereitung. Die Familien von
Lena und Karl werden bereits am Freitagmorgen anreisen, um das Jawort im Standesamt mitzuerleben, und dann gleich bis Sonntag
bleiben. Nachdem die Hotels bereits seit Januar reserviert sind, hat Lena gestern ein kleines Restaurant für ein gemeinsames
Mittagessen gebucht. Allerdings erwarten wir neben der Familie noch einige Freunde, die ebenfalls einen Tag vor der eigentlichen
Party da sein und mit ihnen anstoßen wollen. Daher gilt es, jetzt noch zwei oder drei Stehtische, Sektgläser sowie Getränke
zu besorgen, sodass wir nach der Trauung einen kleinen Sektempfang veranstalten können.
Ich habe mir bereits die Finger wund
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