Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
lieber das Vieh draußen hüten, die Hühner und Ziegen füttern und das Holz hacken.
»Ich werde es niemals lernen, Caja. Ich bin einfach für dieses Leben nicht geeignet«, klagte sie und zupfte an ihrem Faden herum.
Cajas lippenloser Mund formte sich zu einem Grinsen.
»Und doch bist du froh, dass ich dich herführte, nicht wahr?«
Rodena hob den Kopf, denn Aileen betrat die Hütte, um einen Eimer Wasser neben die Feuerstelle zu stellen. Sie lächelte Rodena zu, noch ein wenig scheu, aber voller Hoffnung und mit mütterlicher Zärtlichkeit. Rodena erwiderte das Lächeln.
Caja hatte sie an jenem schrecklichen Tag, als der Kampf um Alisters Burg tobte, auf ein Pferd gesetzt und sie mit ihrem eigenen, trockenen Plaid umhüllt, dann hatte sie Rodena durch den Wald an jenen Ort gebracht, den die junge Frau niemals wieder hatte betreten wollen – die Hütte ihrer Eltern. Rodena hatte sich nicht gewehrt, sie war willenlos gewesen und voller Entsetzen, über das, was sie erlebte hatte, nur ein einziges, warmes Gefühl war noch in ihr, das sie aufrecht erhielt – Ewan lebte. Er war zwar verwundet, doch er war Sieger geblieben, die Burg, die sein Vater einst besessen hatte, gehörte nun ihm.
Zitternd vor Kälte und voller Widerwillen war sie vor der Hütte ihrer Eltern vom Pferd gestiegen, hatte zugelassen, dass Caja ihr die nassen Gewänder vom Körper zog und sie mit dem bekleidete, was Aileen ihr gab. Dann hatte sie sich schweigend und voller Abwehr in eine Ecke gehockt, weder Speise noch den heißen Trunk angenommen, bis Caja sie schließlich bei den Schultern fasste und zornig schüttelte. Da endlich hatte sie zu reden begonnen, und sie hatte ihre Eltern nicht geschont. Weder Aileens bittere Tränen noch das betroffene Schweigen ihres Vaters hatten sie davon abgehalten, sie mit Vorwürfen und Beschuldigungen zu überhäufen, doch als sie endlich selbst in hilfloses Weinen ausbrach, war es Aileen gewesen, die sie in die Arme nahm. Und Rodena hatte sich gegen diese zärtliche Umarmung nicht mehr gewehrt, sie hatte sie angenommen.
Bis tief in die Nacht hatten sie zusammengesessen, Klagen und zornige Ausbrüche hatte es gegeben, Erklärungen und Bitten, und immer war es die kluge, besonnene Caja gewesen, die im rechten Moment das rechte Wort fand. Nun erst konnte Rodena begreifen, weshalb sie immer gespürt hatte, dass Isobail sie weniger liebte als die Schwestern. Isobail war mit ihren Gedanken bei ihrem Sohn gewesen, und Rodena hatte schon als kleines Mädchen geglaubt, sich wie ein Knabe verhalten zu müssen, um der Mutter zu gefallen.
Sie hatten Frieden geschlossen, und Rodena hatte ihren Eltern vergeben. Langsam war eine Art von Vertrautheit zwischen ihnen gewachsen, ein zartes Pflänzchen, das gehegt werden musste und das zwischen Aileen und Rodena leichter gedieh als zwischen Vater und Tochter.
In den folgenden Tagen wurden sie oft von Melwin besucht, der Nachrichten aus der Burg mitbrachte.
Er war nicht davon abzubringen, sie weiterhin Lady Rodena zu nennen, und erklärte freimütig, dass die Kleider, die sie jetzt trug, überhaupt nicht zu ihr passten.
»Wenn ich ein Ritter bin«, meinte er unzufrieden. »dann werde ich Euch kostbare Gewänder und Schnabelschuhe mit glitzernden Edelsteinen kaufen.«
»Erst wirst du dir ein Schwert und eine Rüstung kaufen müssen«, versetzte Caja grinsend. »Erzähl uns lieber, was es Neues gibt.«
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Auf einem Schemel hockend, stopfte er sich mit warmem Haferbrei voll und erzählte kauend, welche Wunderdinge auf der Burg geschahen.
Ewan hatte allen Rittern, die für Alister gekämpft hatten, angeboten, seine Vasallen zu werden, oder die Burg zu verlassen. Es war kein Einziger fortgezogen, stattdessen hatten alle dem neuen Laird gehuldigt und ihm Treue gelobt. Es hatte nur wenige Tote bei der Einnahme der Burg gegeben, die Verwundeten wurden von den Frauen gepflegt, und die Knechte und Ritter waren gemeinsam bemüht, das beschädigte Burgtor wieder instand zu setzen. Im Übrigen sei die Burg restlos überfüllt, denn auch die fremden Ritter hielten sich noch dort auf.
»In ein paar Tagen wird es ein großes Fest geben«, berichtete Melwin und reichte Aileen die geleerte Schüssel. »Eine riesig lange Tafel, an der alle Ritter mit Speis und Trank versorgt werden. Aber auch die Leute aus den Gehöften und Dörfern werden geladen sein. Die Ritter werden sich im Kampf miteinander messen, und es wird ein Tjost geritten
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